Aufgabe der Durchlaufterminierung ist die Vorausplanung der Arbeitsvorgangstermine und resultierend daraus auch der Fertigungsaufträge.
Grundlage für die Terminierung sind die Kapazitätskonten der Einzelressourcen, Arbeitsplätze und Personalgruppen. Dabei kann über das Kennzeichen "Terminierung über Personalgruppe" im Arbeitsplatzstammsatz gesteuert werden, ob die Kapazitätskonten des Arbeitsplatzes oder die Kapazitätskonten der dem Arbeitsplatz zugeordneten Personalgruppe terminierungsrelevant sind.
Bei einer Rückwärtsterminierung wird, ausgehend vom Endtermin des Fertigungsauftrags, der Starttermin errechnet.
Fällt der ermittelte Starttermin in die Vergangenheit, so wird die Rückwärtsterminierung mit Prioritätenstaffelung durchgeführt. Fällt der ermittelte Starttermin immer noch in die Vergangenheit, dann wird eine Vorwärtsterminierung mit maximal reduzierten Übergangszeiten gestartet und der neue Endtermin errechnet.
Ist der nun errechnete Endtermin zum ursprünglich vorgesehenen verschoben, so erfolgt die Ausgabe einer Hinweismeldung in die Mailbox-Datei bzw. bei Dialogterminierung eine entsprechende Hinweismeldung am Bildschirm.
Grundsätzlich werden die Aufträge mit der jeweils im Auftragskopf vorgegebenen Terminierungsart terminiert. Nur bei entsprechender Datenkonstellation wird System-intern entschieden, nach welchem Verfahren zu terminieren ist.

Zeitbestandteile

Sowohl die Vorwärts- als auch die Rückwärtsterminierung benutzen die gleichen Zeitbestandteile eines Arbeitsgangs:

BestandteilBeschreibung

Liegezeit vor Arbeitsgang

Durchschnittliche Liegezeit vor der Ausführung des Arbeitsgangs

Rüstzeit

Einmalig benötigte Zeit, um einen Arbeitsplatz für einen Auftrag bzw. für ein Auftragslos vorzubereiten und nach Beendigung des Auftrages wieder in den alten Zustand zu versetzen. Analog ist dies natürlich auch die Zeit, die eine Person benötigt, um das Rüsten durchzuführen.

Bearbeitungszeit

Bearbeitungszeit um die Auftragsmenge zu produzieren

Liegezeit nach Arbeitsgang

Durchschnittliche Liegezeit nach der Ausführung des Arbeitsganges (z.B. Abkühlzeit)

Transportzeit

Die Zeit, die für die Weitergabe der gefertigten Artikel zu dem nächsten Bearbeitungsschritt benötigt wird. 
Ob Transportzeiten bei der Terminierung der Fertigungsaufträge berücksichtigt werden, kann über die Einstellung des entsprechenden Parameters im Firmenstamm gesteuert werden. Die Transportzeiten zwischen den einzelnen Orten werden im System über die Relationen "Ortschlüssel von - nach" abgebildet. Dabei können pro Ort-Relation maximal neun Transportzeiten mit unterschiedlichen Prioritäten angegeben werden.
Über die Zuordnung der Ortschlüssel zu den Arbeitsplätzen (im Arbeitsplatzstamm) besteht die Möglichkeit, Transportzeiten auch zwischen Arbeitsplätzen zu berücksichtigen. 

Bei der Kapazitätsrechnung werden nur die Rüstzeiten und die Bearbeitungszeiten berücksichtigt. Die restlichen Zeitbestandteile, deren Summe auch als Übergangszeit bezeichnet wird (die Summe aus Liegezeit vor/nach Arbeitsgang und Transportzeit) werden zusätzlich zu den Rüst- und Bearbeitungszeiten bei der Terminierung mit berücksichtigt.

Alle genannten Zeitangaben werden in Stunden ermittelt. 

Bei der Mittelpunktterminierung werden auch die o.g. Zeitbestandteile der Arbeitsgänge berücksichtigt. Bei dieser Terminierungsart ist lediglich zu beachten, dass es sich hierbei um eine Kombination aus Vor- und Rückwärtsterminierung handelt. Hierbei werden die vor dem "Mittelpunktarbeitsgang" liegenden Arbeitsgänge rückwärts terminiert, die nach dem "Mittelpunktsarbeitsgang" liegenden Arbeitsgänge werden vorwärts terminiert. 

Splitten und Überlappung

Zur Verkürzung der Fertigungsdurchlaufzeit bedient man sich der Splitt- und Überlappungsmöglichkeiten von Arbeitsgängen.
Diese Angaben stehen für jeden Arbeitsgang nach Prioritäten gestaffelt in der Übergangsdatei bzw. werden sie als Default im Arbeitsplatz-Stammsatz angegeben.

Splitten von Arbeitsgängen

Die Angabe ob ein Arbeitsgang gesplittet werden soll, ist in der Übergangs-/ Überlappungsdatei abgelegt.
Wird in der Übergangs-/Überlappungsdatei kein Splittfaktor angegeben, so wird der kleinste Kapazitätsfaktor des Arbeitsplatzes bzw. des zugeordneten Betriebsmittels zur Berechnung herangezogen, wenn für den maximalen Splittfaktor im Arbeitsplatz – bzw. Betriebsmittelstammsatz keine Eintragung vorgenommen wurde. Ist der maximale Splittfaktor angegeben, so wird dieser zur Berechnung herangezogen.
Vor der Übernahme des Splittfaktors wird eine Wirtschaftlichkeitsprüfung gegen das im Firmenstamm definierte maximal zulässige Splittungsverhältnis durchgeführt.
Hintergrund ist, dass die Kosten für das erforderliche Rüsten an mehreren Maschinen in einem wirtschaftlichen Verhältnis zum Splitt des Arbeitsganges auf mehrere Maschinen stehen müssen. Bei dem Splitten wird dann zwar die Bearbeitungszeit reduziert, aber das Rüsten fällt an mehreren Maschinen an.
Die Wirtschaftlichkeitsprüfung wird folgendermaßen vorgenommen:

Prüfung des Splittfaktors,

er muss sein

Beschreibung

kleiner/ gleich dem größten (normalen) Kapazitätsfaktor I (I=1-4)

Das Splitten eines Arbeitsganges kann nur durchgeführt werden, wenn genügend Kapazitätseinheiten zur Verfügung stehen.
Wurden dem Arbeitsgang auch Betriebsmittel zugeordnet, so wird die Anzahl der vorhandenen Betriebsmittel (über die Kapazitätsfaktoren) mit in die Betrachtung einbezogen.

kleiner/ gleich dem maximal zulässigem Splittungsverhältnis


Das maximale Rüstzeitverhältnis ist eine Benutzerangabe im Firmenstammsatz.
Das Splitten wird nur dann durchgeführt, wenn dadurch das im Firmenstamm angegebene maximale zulässige Splittungsverhältnis nicht überschritten wird. (Der Wert kann zwischen 0,0 und 1,0 liegen) 

kleiner/ gleich


Die minimale Teilloszeit ist eine Benutzerangabe im Arbeitsplatzstammsatz.

Wird hier kein Wert angegeben, dann wird der im Firmenstamm angegebene Wert als Default zur Berechnung herangezogen. Das Splitten des Arbeitsganges wird nur dann durchgeführt, wenn die minimale Teilloszeit nicht unterschritten wird.

Treffen alle drei aufgeführten Bedingungen zu, dann wird die Splittung übernommen.

Für die Terminierung ergeben sich nun folgende Gesichtspunkte:

  • die Rüstzeit bleibt unverändert
  • die Stückzeit errechnet sich aus einem Teillos

Für die Kapazitätsbedarfsrechnung ergibt sich:

  • die Rüstzeit wird mit dem Splittfaktor multipliziert
  • die Bearbeitungszeit errechnet sich aus der Auftragsmenge

Bei begonnenen Arbeitsgängen wird der Splittfaktor nicht mehr neu errechnet, er wird als gegeben betrachtet.
Für die Terminierung und Kapazitätsbedarfsrechnung werden die bereits zurück gemeldete Gut- und die Ausschussmenge berücksichtigt.

Überlappung von Arbeitsgängen

Das Terminierungsmodul berechnet die maximale Überlappung von Arbeitsgängen unter folgenden Bedingungen:

BedingungBeschreibung

Die Überlappungsmenge muss fertig gestellt sein. Diese Angabe wird aus der Übergangs-/Überlappungsdatei ermittelt (Menge oder Prozent) oder als Default aus dem Arbeitsplatzstammsatz ermittelt.

Schematische Darstellung der Bedingung:

Formel zur Berechnung der Überlappungszeit:
ÜZ = te2(m - mÜ) + tr2 -TZ

Der nachfolgende Arbeitsgang darf nicht unterbrochen werden und es muss sichergestellt sein, dass das letzte Teillos rechtzeitig den nächsten Arbeitsgang erreicht.

Schematische Darstellung der Bedingung:

Formel zur Berechnung der Überlappungszeit:

ÜZ = te2(m - mÜ) + tr2 -TZ

Das Rüsten des zweiten Arbeitsgangs kann nicht vor dem ersten Arbeitsgang starten.

Schematische Darstellung der Bedingung:


Formel zur Errechnung der Überlappungszeit:
ÜZ = te1(m) + tr1

VariableBeschreibung
mAuftragsmenge
mÜÜberlappungsmenge
triRüstzeit Arbeitsgang i
teiBearbeitungszeit Arbeitsgang i
TZTransportzeit

Schematische Darstellung der dritten Bedingung

Legende:

m

Auftragsmenge

mÜ

Überlappungsmenge

tri

Rüstzeit Arbeitsgang i

tei

Bearbeitungszeit Arbeitsgang i

TZ

Transportzeit

Die Berechnung der Überlappungszeit wird abgebrochen, falls eine negative Überlappung errechnet wird.
Das Minimum der drei errechneten Überlappungszeiten ergibt die maximale Überlappungszeit. Diese wird nun gegen die nachfolgend aufgeführten frei definierten Benutzerkriterien geprüft.

  1. Die Überlappungszeit muss größer oder gleich einer minimalen Überlappungszeit sein. Die minimale Überlappungszeit kann im Arbeitsplatzstamm angegeben werden.

Ist dort kein Wert vorhanden, wird der entsprechende Default aus dem Firmenstamm zur Berechnung herangezogen.

Durch Angabe eines minimalen Überlappungsverhältnisses sollen unwirtschaftliche Überlappungen verhindert werden.
Ist die errechnete Überlappungszeit größer als jede dieser angegebenen Benutzerkriterien, dann erfolgt eine Terminierung der Überlappung.

Überlappung von Arbeitsgängen mit Gleichtakt 

Durch eine entsprechende Mengenfaktorkennung können mehrere aufeinanderfolgende Arbeitsgänge eine Gleichtaktgruppe bilden. Voraussetzung hierfür ist die Mengenfaktorkennung für Gleichtakt und ein übereinstimmender Mengenfaktor. Für diese Gleichtaktgruppe wird damit die Gleichtaktterminierung aktiviert. Bei Gleichtaktterminierung wird der Arbeitsgang mit der längsten Taktzeit innerhalb einer Gleichtaktgruppe ermittelt und diese Taktzeit für die anderen Arbeitsgänge verwendet. In diesen entsteht dann eine Wartezeit pro Teillos. Die Teillosmenge ermittelt sich aus der Überlappungsmenge bzw. dem sprungfixen Mengenfaktor.

Empfohlen werden dabei übereinstimmende Schichtmodelle der betroffenen Arbeitsplätze.

Der Mengenfaktor wird in diesem Fall als Überlappungsmenge verwendet. Bei unterschiedlichen Bearbeitungszeiten der beteiligten Arbeitsgänge bestimmt der Arbeitsgang mit der längsten Bearbeitungszeit die Bearbeitungszeit aller beteiligten Arbeitsgänge.

Für die anderen beteiligten Arbeitsgänge wird dann eine Wartezeit pro Teillos ausgewiesen.

Parallele Arbeitsgänge

Die als parallele Strecke kenntlich gemachten Arbeitsgänge werden bei Vorwärts- und Rückwärtsterminierung unterschiedlich terminiert.
Als erstes wird innerhalb der Parallelstrecke der Arbeitsgang mit der längsten Durchlaufzeit ermittelt. Dieser bestimmt Start- und Endtermin der Parallelstrecke.
Die anderen Arbeitsgänge der Parallelstrecke werden bei Vorwärtsterminierung ab Starttermin, bei Rückwärtsterminierung zum Endtermin dazu eingeplant.  

Besonderheiten

Verzugszeiten

Bei der Terminierung eines Fertigungsauftrags können sich Verzugszeiten ergeben.
Informationen zu diesen Zeiten, werden auf diversen Bildschirmmasken und Listen ausgewiesen.
Als Verzug wird die Zeitdifferenz zwischen dem errechneten Endtermin und dem eingegebenen Wunsch-Endtermin der Arbeitsvorbereitung definiert. (Errechneter Endtermin liegt nach Wunschtermin).
Bei begonnenen Fertigungsaufträgen und früherem errechneten Endtermin, als von der AV vorgegeben, ergibt sich negativer Verzugswert.

Externe Priorität

Die im Fertigungsvorschlag / Fertigungsauftrag angegebene externe Auftragspriorität hat nur im Rahmen der Vorwärtsterminierung Einfluss auf die Terminierung.
Bei der Rückwärtsterminierung wird grundsätzlich auf der externen Priorität aufgesetzt und dann Schritt für Schritt die Priorität bis auf "1" herabgesetzt. Im Zuge dieses Ablaufes werden dann auch die jeweils gültigen Übergangszeiten bei (prioritätsabhängig) zur Terminierung herangezogen.
Bei der Vorwärtsterminierung gibt es nur einen Rechenzyklus mit Priorität = "1" (wenn Starttermin < "Heute" ist) oder der vorgegebenen Priorität aus dem Auftrag.
Die ermittelte Priorität wird als "Priorität tatsächlich" in den Auftragskopf übernommen.
Die Priorität wird auf der Arbeitsvorratsliste und diversen anderen Listen zu Informationszwecken ausgewiesen.

Bestimmung des Terminierungsverfahrens

Aufgrund der gegebenen Terminsituation und der gewünschten Terminierungsart wird über das Terminierungsverfahren wie folgt entschieden:

Bedingungen







Rückwärtsterminierung gewünscht

-

-

J

J

-

-

Vorwärtsterminierung gewünscht

J

J

-

-

-

-

Auftrag ist in Arbeit

-

-

-

-

J

-

Vorwärtsterminierung bei begonnenen Aufträgen gewünscht (VRLP90 Parameter 4)

-

-

-

-

J

-

AV Starttermin kleiner Heute

J

-

-

-

-

-

AV Endtermin kleiner/gleich Heute

-

-

-

J

-

-

AV Starttermin größer/gleich Heute


J





AV Endtermin größer Heute



J




Auftrag ist unterbrochen






J








Aktionen







Vorwärtsterminierung

X

X


X

X

X

Rückwärtsterminierung



X




Starttermin = Heute + Anzahl Tage 1.)

X



X



Starttermin = Heute + 1. Werktag





X


Starttermin = AV Starttermin


X





Endtermin = AV Endtermin



X




Starttermin = Unterbrechungsdatum "bis"






X

1.) Anzahl Tage Startterminverschiebung aus Firmenstamm (Vorlaufparameter PPS)

Terminierungsverfahren

Vorwärtsterminierung

Von einem vorgegebenen oder automatisch bestimmten Starttermin werden die Arbeitsfolgen in die Zukunft terminiert.
Wurden alle Arbeitsgänge terminiert, so stellt der letzte Werktag den errechneten Auftragsendtermin dar.
Eine eventuell manuell vorgegebene Priorität wird bei einer Vorwärtsterminierung berücksichtigt.

Rückwärtsterminierung

Von einem vorgegebenen Endtermin aus werden die Arbeitsfolgen beginnend mit der Priorität im Auftragskopf rückwärts terminiert.
Ist der errechnete Starttermin in der Zukunft, so wird die Terminierung erfolgreich abgeschlossen.
Fällt dagegen der errechnete Starttermin in die Vergangenheit, so wird die Priorität Stufe um Stufe bis auf "1" herabgesetzt und die Terminierung erneut durchgeführt.
Ist der Starttermin trotz dieser Vorgehensweise immer noch in der Vergangenheit (bei maximaler Reduzierung der Übergangsdaten), so wird automatisch eine Vorwärtsterminierung durchgeführt.

Mittelpunktterminierung

Die Mittelpunktterminierung ist eine Mischung aus Vorwärts- und Rückwärtsterminierung. Ausgehend vom Arbeitsgang und Starttermin des angegebenen Mittelpunktes wird zunächst eine Vorwärtsterminierung der nachfolgenden Arbeitsgänge durchgeführt.
Vom Beginn des Mittelpunktarbeitsgangs an wird dann eine Rückwärtsterminierung der davor liegenden Arbeitsgänge durchgeführt.

Terminierung mit integrierter Materialverfügbarkeitsprüfung

Über die Fertigungsauftragsart (Tabelle FRD557, Parameter 20) kann definiert werden, ob bei der Auftragsterminierung die Materialverfügbarkeit geprüft werden soll.
Achtung: Dieser Parameter darf nur für Auftragsarten aktiviert werden, für welche keine Auftragsnetzterminierung durchgeführt wird.
Zulässig wäre aber z.B., dass Planfertigungsaufträge den Parameter nicht gesetzt haben, für Fertigungsaufträge aber die Materialverfügbarkeitsprüfung aktiviert ist.

Ist der Parameter gesetzt, erfolgt im Anschluss an die Auftragsterminierung eine Materialverfügbarkeitsprüfung über die Disposition. Bei nicht verfügbaren Materialien bestimmt die Komponente mit der höchsten Verzugszeit die anschließende Neuterminierung des Auftrags:

  • Ist die Komponente keinem Arbeitsgang zugeordnet, so wird der Auftrag ab dem Verfügbarkeitstermin vorwärts terminiert.
  • Ist die Komponente einem Arbeitsgang zugeordnet, so findet eine Mittelpunktterminierung ab diesem Arbeitsgang zum Verfügbarkeitstermin statt.

Für die Terminierung relevante Datenbanken


Siehe hierzu die entsprechenden Dateibeschreibungen.

Programmtechnischer Ablauf

  1. Es werden die Zeitbestandteile unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Priorität (d.h. mit den entsprechenden prioritätsabhängigen Faktoren) berechnet.

Die Zeitbestandteile sind:

  • Liegezeit vor Arbeitsgang
  • Rüstzeit
  • Bearbeitungszeit
  • Liegezeit nach Arbeitsgang
  • Transportzeit
  • Überlappungsmenge
  • Überlappungszeit


  1. Die Terminierung der Arbeitsgänge wird entsprechend des Verfahrens, das im Auftragskopf angegeben bzw. aufgrund einer Datenkonstellation vom System bestimmt wurde, durchgeführt. Kann der vorgegebene Endtermin nicht gehalten werden, so wird die Priorität um eins hochgesetzt, die Zeitbestandteile neu berechnet und noch einmal terminiert. Dies wird solange fortgesetzt, bis die Terminierung ergibt, dass der Endtermin eingehalten werden kann, oder bis auch mit der Priorität ´1" kein akzeptables Ergebnis erreicht wurde. Im letzten Fall wird auf eine Vorwärts-Terminierung umgeschaltet.
  2. Nach der Terminierung werden die Arbeitsgänge aktualisiert, d.h. es werden die Start- und Endtermine der Arbeitsgänge berechnet, genauso wie die Kapazitätsbedarfe Rüstzeit Person/ Maschine und Bearbeitungszeit Person/ Maschine. Danach wird der Auftragskopf mit der Terminierungsart, dem errechneten Start- und Endtermin des Auftrages und der ermittelten Priorität fortgeschrieben. Weicht der ermittelte Endtermin vom Wunschtermin ab, so wird im Anschluß an die Auftragskopf- Aktualisierung eine entsprechende Hinweismeldung ausgegeben.

Der Ablauf im Einzelnen

  1. Die offenen Arbeitsgänge werden in eine interne Tabelle geladen.
  2. Die Zeitbestandteile werden pro Tabelleneintrag wie folgt berechnet.

Mit der aktuellen Priorität wird auf die Übergangs-/ Überlappungsdatei zugegriffen. Weicht der gefundene Übergangssatz von dem bereits verarbeiteten ab, so wird er übernommen. (nur falls überhaupt Übergangsdaten gespeichert sind)

  • Transportzeit

Die Transportzeit wird auf Basis der in der Transportzeitmatrix hinterlegten Relationen ermittelt.
Voraussetzung für die Ermittlung ist, dass der entsprechende Parameter im Firmenstamm gesetzt ist. Ist dies der Fall, muss zur Ermittlung der Transportzeit zuerst der Vorgängerarbeitsplatz festgestellt werden. (Ortschlüssel "von")
Ist dies geschehen, erfolgt der Zugriff auf die Transportzeitmatrix in folgender Reihenfolge:
1. Ortschlüssel "von" - Ortschlüssel "nach" mit der aktuellen oder der nächst niedrigeren
Priorität.
2. Ortschlüssel "nach" - Ortschlüssel "von" und aktueller oder nächst schlechterer Priorität
Beim ersten erfolgreichen Zugriff wird der Suchvorgang beendet und die gefundene Transportzeit in Stunden umgerechnet.
Ist der Folgearbeitsgang bereits begonnen, dann wird die Transportzeit auf Null gesetzt.

  • Liegezeit vor Arbeitsgang

Ist die angegebene Liegezeit vor Arbeitsgang gleich Null, dann kommt der bereits gespeicherte Default aus dem Arbeitsplatz zum Tragen.
Anschließend wird die Liegezeit in die Zeiteinheit Stunden umgerechnet.
Wurde der Arbeitsgang bereits begonnen oder schon Teilende- 2Meldungen für diesen Arbeitsgang abgesetzt, dann ist die Liegezeit vor dem Arbeitsgang gleich Null.

  • Rüstzeit

Wenn Rüstzeit Maschine gleich Null ist, dann wird die "Rüstzeit Person" in die "Rüstzeit Maschine" übernommen.
Anschließend wird die "Rüstzeit Maschine" in Stunden umgerechnet.
Wurde der Arbeitsgang bereits teilbeendet, dann ist die Rüstzeit gleich Null.

  • Bearbeitungszeit unter Berücksichtigung des Splittfaktors

Prüfung einer wirtschaftlichen Splittung:
Der Splittfaktor wird nur bei noch nicht begonnenen und teilbeendeten Arbeitsgängen geprüft.
Ist ein Splittfaktor angegeben?
Wenn nein, dann wird der kleinste Kapazitätsfaktor des Arbeitsplatzes bzw. des zugeordneten Betriebsmittel übernommen.
Wenn ja, dann wird er aus der Übergangs- oder Überlappungsdatei übernommen.
Anschließend wird der Splittfaktor gegen den kleinsten Kapazitätsfaktor geprüft. Ist der Splittfaktor größer als der kleinste Kapazitätsfaktor, dann wird der kleinste Kapazitätsfaktor übernommen.
Teillos berechnen
Teillos = Auftragsmenge / Splittfaktor
Bearbeitungszeit des Teilloses berechnen
Die Bearbeitungszeit wird unter Berücksichtigung von sprungfixen Bearbeitungszeiten und Ausschuss-Prozentsätzen in Stunden berechnet.
Die berechnete Bearbeitungszeit wird anschließend durch den Leistungsgrad dividiert.
Bei begonnenen Arbeitsgängen wird die Zeitspanne zwischen dem tatsächlichen Starttermin und Einplanungstermin als abgearbeitet berücksichtigt.
Nun wird der maximal zulässige Wert aus dem Installationsparameter im Firmenstamm entnommen:

Anschließend wird die Bearbeitungszeit für die Auftragsmenge in Stunden berechnet. Die berechnete Bearbeitungszeit wird nun noch durch den Leistungsgrad dividiert.
Nun wird geprüft, ob der Splittfaktor kleiner oder gleich dem Verhältnis von
ist.
Ist dies nicht der Fall, wird der berechnete Splittfaktor übernommen.
Nun wird als Nächstes geprüft, ob der Splittfaktor kleiner oder gleich dem Verhältnis von
ist
Ist dies nicht der Fall, wird der berechnete Splittfaktor übernommen.
Zum Schluss wird der Splittfaktor noch ganzzahlig gemacht.

Nachdem die Splittung geprüft wurde, wird die Bearbeitungszeit aus der Restauftragsmenge und dem Splittfaktor wie folgt berechnet:
Restauftragsmenge = Auftragsmenge - Gutmenge - Ausschussmenge
bzw. Weitergabemenge - Gutmenge – Ausschussmenge

Nun wird noch die Bearbeitungszeit in Stunden für das Teillos berechnet. Dazu wird die ermittelte Bearbeitungszeit durch den Leistungsgrad dividiert.

  • Liegezeit nach Arbeitsgang

Ist die angegebene Liegezeit nach Arbeitsgang gleich Null, dann kommt der bereits gespeicherte Default aus dem Arbeitsplatz zum tragen. Die Liegezeit wird nun in Stunden umgerechnet.
In dem Fall, dass der Folgearbeitsgang bereits begonnen wurde, wird die Liegezeit nach dem Arbeitsgang auf Null gesetzt.

  • Überlappungsmenge

Ist im Übergangs-/ Überlappungssatz bzw. Arbeitsplatzstammsatz ein Überlappungsprozentsatz angegeben, so wird die Überlappungsmenge berechnet.
Überlappungsmenge = (Offene Menge * Überlappungsprozentsatz) / 100
Ist die Überlappungsmenge angegeben, so wird diese übernommen.
Die ermittelte Überlappungsmenge darf nicht höher als die offene Menge sein. Falls dies doch der Fall ist, wird die offene Menge als Überlappungsmenge übernommen.

  • Überlappungszeit

Die Überlappung wird zuerst nach der Wirtschaftlichkeit überprüft.
Die zu überlappende Menge wird dem letzten Arbeitsgang entnommen und im letzten Arbeitsgang die errechnete Zeit abgestellt.
1.Bedingung: Überlappungszeit = te1(m- mÜ) + tr2 -TZ
2.Bedingung: Überlappungszeit = tr2(m- mÜ) + tr2 - TZ
3.Bedingung: Überlappungszeit = tr1(m) + tr1
Legende:
m Auftragsmenge
mÜ Überlappungsmenge
tei Bearbeitungszeit
tri Rüstzeit
TZ Transportzeit
1 Letzter Arbeitsgang
2 Jetziger Arbeitsgang
Aus den Bedingungen 1 bis 3 wird die kleinste Überlappungszeit in Stunden ermittelt.
Die errechnete Überlappung wird nun gegen folgende Kriterien geprüft:

  • Überlappungszeit in Stunden muss größer oder gleich der im Arbeitsplatzstamm bzw. der im Firmenstamm hinterlegten minimalen Überlappungszeit sein.

muss größer oder gleich dem im Firmenstamm hinterlegten minimalem Überlappungsverhältnis sein.
Trifft eins dieser Kriterien nicht zu, so wird die Überlappungszeit auf Null gesetzt.

  • Prozessbedingte Überlappung, sprungfixe Bearbeitungszeiten

Über die Mengenfaktorkennung in Verbindung mit dem Mengenfaktor kann eine Überlappung oder/und sprungfixe Bearbeitungszeit vorgegeben werden. In diesem Fall wird keine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durchgeführt, sondern die Überlappung gilt als fix vorgegeben.
Mit sprungfixen Bearbeitungszeiten kann die Bearbeitung einer definierten Anzahl Artikel abgebildet werden. Wenn z.B. die Artikel auf einem Gestell mit 50 Aufhängemöglichkeiten durch eine Lackierstraße laufen und hier 2 Stunden Durchlaufzeit haben, wird man die Daten im Arbeitsgang wie folgt vorgeben:

Eine Menge bis 50 Stück wird mit 2 Stunden eingelastet, bei 51 bis 100 Stück werden es 4 Stunden …
Nach Durchführung der Terminierung (entsprechend des eingestellten Terminierungs-Verfahrens) werden die Datenbanken nach folgendem Ablauf aktualisiert:
Für jeden Tabelleneintrag erfolgt als Erstes eine Aktualisierung der Arbeitsgangdatei mit den Datenfeldern:

  • Berechneter Starttermin mit Uhrzeit
  • Berechneter Endtermin mit Uhrzeit
  • Berechnete Termine und Uhrzeiten bzgl. Liege- und Transportzeit
  • Kapazitätsbedarf Rüstzeit Person:

Bedarf = Rüstzeit Person * Anzahl Personen Rüsten * Splittfaktor
Der Kapazitätsbedarf wird in Stunden umgerechnet. Bei teilbeendeten Arbeitsgängen wird der tatsächliche Kapazitätsbedarf auf Null gesetzt.

  • Kapazitätsbedarf Bearbeitungszeit Person:

Bedarf = Stückzeit Person * Anzahl Personen Bearbeiten * Restmenge
Der Kapazitätsbedarf wird in Stunden umgerechnet, ggf. vorhandene Ausschussmeldungen werden mit berücksichtigt.

  • Kapazitätsbedarf Rüstzeit Maschine:

Wenn keine "Rüstzeit Maschine" angegeben wurde, wird die "Rüstzeit Person" in die "Rüstzeit Maschine" übernommen:
Bedarf = Rüstzeit Maschine * Splittfaktor
Der Kapazitätsbedarf wird in Stunden umgerechnet. Bei teilbeendeten Arbeitsgängen wird der tatsächliche Kapazitätsbedarf auf Null gesetzt.

  • Kapazitätsbedarf Bearbeitungszeit Maschine:

Ist die "Bearbeitungszeit Maschine" nicht angegeben, so wird die "Bearbeitungszeit Person" in die "Bearbeitungszeit Maschine" übernommen.
Bedarf = Stückzeit Maschine * Restmenge
Der Kapazitätsbedarf wird in Stunden umgerechnet, ggf. vorhandene Ausschussmeldungen werden mit berücksichtigt.

  • Terminierten Splittfaktor übernehmen
  • Übernehmen sämtlicher Zeitbestandteile in Stunden
  • Übernehmen der Personalgruppenidentifikation

Wenn alle Arbeitsgänge aktualisiert wurden, erfolgt die Fortschreibung des Auftragskopfes mit

  • Terminierungsart
  • Errechneter Starttermin des Auftrags

Die Aktualisierung erfolgt nur bei noch nicht begonnenen Fertigungsaufträgen.
In dem Fall, dass der errechnete Endtermin kleiner ist als der errechnete Starttermin, wird der tatsächliche Starttermin aus der Rückmeldung übernommen (in diesem Fall wurde der Auftrag früher begonnen, als der terminiert wurde).

  • Errechneter Endtermin des Fertigungsauftrags.
  • errechnete Priorität

Weicht der errechnete Endtermin von dem AV-"Wunsch"Endtermin ab, so erfolgt die Ausgabe einer Hinweismeldung in die Mailbox-Datei (UMLBXP). Analog wird die Hinweismeldung am Bildschirm ausgegeben, wenn das Terminierungsmodul im Dialog aufgerufen wurde.

Terminierung mit Personalplanung

Personalzuordnungen erfolgen in der Regel über den Leitstand Personalplanung (Programm ‚Leitstand Personal- und Produktressourcen"). In diesem Zusammenhang wird auf das Handbuch Leitstand Personal und Ressourcen (Anwendung UST) verwiesen.
Bei der Terminierung von Arbeitsgängen mit Personalzuordnung greifen besondere Algorithmen:

  • Das früheste fixierte Startdatum einer Person wird als Soll-Starttermin des Arbeitsgangs angenommen. Falls möglich, findet ab dem frühesten Arbeitsgang mit Soll-Starttermin eine Mittelpunktterminierung statt.
  • Das späteste fixierte Enddatum einer Person wird als Soll-Endedatum des Arbeitsgangs angenommen. Falls kein früherer Soll-Starttermin existiert, wird ab diesem Punkt eine Mittelpunktterminierung vorgenommen.
  • Bei mehreren zugeordneten Personen wird das Kapazitätsangebot dieser Planungseinträge mit unterschiedlicher Priorität berücksichtigt:
  • Priorität 1: Personalplanungssätze, bei denen die zugeordneten Stunden fixiert wurden
  • Priorität 2: Personalplanungssätze, bei denen sowohl Start- wie auch Endtermin fixiert wurden
  • Priorität 3: Personalplanungssätze, bei denen entweder Start- oder Endtermin fixiert wurde
  • Priorität 4: Sonstige Personalplanungssätze
  • Priorität 5: Kapazität der Planungshilfe bzw. der Personalgruppe.

Der Kapazitätsbedarf wird auf die unterschiedlichen Personalzuordnungen aufgeteilt. Bei nicht ausreichender, terminlich nicht passender oder zu reichlicher Personalzuordnung werden Mailboxsätze ausgegeben. Nicht fixierte Angaben der Personalplanungssätze werden von der Terminierung aktualisiert.

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