Nulldurchgangsmeldungen verwalten
Mit diesem Programm können Sie schnell Bestandskorrekturen im System vornehmen. Es dient damit zweierlei Zwecken:
- Korrektur der Systembestände im laufenden Betrieb bei wenig Aufwand (wenig zu zählen, passiert so nebenbei)
- Nebenbei soll damit auch den rechtlichen Verpflichtungen Genüge getan werden, jeden Artikel (mindestens) einmal im Jahr zu zählen (körperliche Inventur).
Eingaben
Die Eingaben richten sich immer nach den Gegebenheiten:
- Ein Lagerort ist immer anzugeben. Dieser kann lagerplatzpflichtig sein oder auch nicht. Bei einem lagerplatzpflichtigen Lagerort ist immer ein Lagerplatz anzugeben; umgekehrt darf keiner angegeben werden, wenn der Lagerort nicht lagerplatzpflichtig ist.
- Ein Artikel kann angegeben werden, muss es aber nicht in jedem Fall. Ein Artikel kann chargenpflichtig sein, es kann aber auch Bestandsführung mit Packmitteln aufweisen (jedenfalls dann, wenn laut Firmenstamm die Automotive-Funktionalität installiert ist), muss aber nicht. Folglich kann bei einem chargenpflichtigen Artikel eine konkrete Charge vorgegeben sein, muss es aber nicht. Ebenso kann bei einem Artikel mit Bestandsführung mit Packmitteln ein konkreter Single vorgegeben werden, muss es aber nicht.
- Die Meldemenge, also die Menge, die für die getroffenen Angaben im Lager real vorgefunden wurden. Sie wird in der Regel den Wert Null haben; es kann aber auch jede andere Menge angegeben werden.
Umfang einer Nulldurchgangsmeldung
Im einfachsten Fall bezieht sich die Meldemenge auf einen ganz konkreten Fall von Lagerort, ggf. Lagerplatz, Artikel, ggf. Charge und ggf. Single. Es gibt aber auch Vorgaben, die gleich für mehrere Bestandskorrekturen sorgen, wobei nachfolgende Aufzählung nicht vollständig ist:
- Angabe von Lagerort, ggf. Lagerplatz und chargenpflichtigem Artikel ohne konkrete Charge: Hier werden alle Chargen des Artikels auf der Lagerkomponente auf die Meldemenge korrigiert.
- Angabe von lagerplatzpflichtigem Lagerort und Lagerplatz ohne Artikel, Charge und Single: Hier werden alle auf der Lagerkomponente liegenden Artikel, Chargen bzw. Singles auf die Meldemenge korrigiert.
Vorausschau auf anstehende Bestandskorrekturen
Gerade weil die getroffenen Vorgaben nicht immer nur einen konkreten Bestand korrigieren, wird vor dem eigentlichen Buchungsvorgang eine Auflistung mit den anstehenden Bestandskorrekturen angezeigt. Dieser lässt sich entnehmen, welche Bestände mit welchen Korrekturen zur Verbuchung anstehen. Sie können also erst noch einmal einen prüfenden Blick auf die Daten werfen, bevor es tatsächlich zur Verbuchung kommt und den Vorgang gegebenenfalls durch Betätigen des Abbrechen-Buttons abbrechen.
Aus der Auflistung gehen die Lagerkomponente (Lagerort und ggf. Lagerplatz) und die Angaben zum Artikel (Artikelnummer, ggf. Charge und ggf. Single), aber auch die anstehende Bestandsänderung hervor: In der Spalte "Schwund" werden Bestandsreduzierungen als positive, Bestandserhöhungen entsprechend als negative Zahl dargestellt.
Steuerungsparameter zum Programm
Zu dem Programm gibt es die Vorlauftabelle VRLL42, in der die Buchungsschlüssel hinterlegt sind, mit denen die Zu- beziehungsweise Abgänge gebucht werden sollen. Ferner wird hier festgelegt, ob die Nulldurchgangsmeldungen auch zu Fortschreibungen in den Stammdateien (Lagerortartikel, ggf. Lagerplatzartikel, ggf. Seriennummern (Geräteakten)) führen sollen, vgl. den Abschnitt "Fortschreibung der Stammdaten".
Fortschreibung der Stammdateien
Hierbei handelt es sich um
- Lagerortartikel (ggf. Lagerplatzartikel): Datum der letzten körperlichen Inventur
- Geräteakten (Seriennummern), falls die Meldemenge Null ist:
- aktueller Status wird in den vorherigen Status übertragen
- aktueller Status erhält die Auspräging "SI" (Abgang Inventur)
- Seriennummerninventurstatus erhält die Ausprägung "2" (mit Änderung des Seriennummernstatus)
- Datum letzte körperliche Inventur erhält das Meldedatum
- Zeit Fortschreibung aus körperlicher Inventur erhält den Zeitstempel der Meldungsdurchführung.
Wenn der Artikel seriennummernpflichtig ist, kommt die Hinweismeldung SIV1903 mit der Anzahl der fortgeschriebenen Geräteakten hoch.
Zunächst einmal wird genau die Bestandsführungsebene behandelt, die dem Satz in der Auflistung entspricht. Diese entspricht immer der "untersten" Bestandsführungsebene:
Lagerort | Artikel | Unterste Bestandsführungsebene | Nächst höhere Bestandsführungsebene | Wiederum nächst höhere Bestandsführungsebene |
---|---|---|---|---|
Ohne Lagerplatzpflicht | Ohne Chargenpflicht | Lagerortartikelsatz | --- | --- |
Ohne Lagerplatzpflicht | Mit Chargenpflicht | Chargenspezifischer Lagerortartikelsatz | Lagerortartikelsatz | --- |
Mit Lagerplatzpflicht | Ohne Chargenpflicht | Lagerplatzartikelsatz | Lagerortartikelsatz | --- |
Mit Lagerplatzpflicht | Mit Chargenpflicht | Chargenspezifischer Lagerplatzartikelsatz | Chargenspezifischer Lagerortartikelsatz | Lagerortartikelsatz |
Wenn die Fortschreibung auf der untersten Bestandsführungsebene erledigt ist, prüft das Programm, ob auch die nächst höhere Bestandsführungsebene fortzuschreiben ist. Dazu werden alle Nulldurchgangsmeldungen des aktuellen Wirtschaftsjahres für das Paar (Lagerort, Artikel) angeschaut und mit den Lagerdaten verglichen: Wenn mit der aktuellen Nulldurchgangsmeldung der Artikel komplett auf seiner Lagerkomponente "gezählt" ist, erhält auch die nächst höhere Bestandsführungsebene das Inventurdatum gesetzt.
Beispiel:
Der nicht-chargenpflichtige Artikel 4711 liegt auf dem lagerplatzpflichtigen Lagerort ZENTRAL auf den drei Lagerplätzen Lapl_1 Lapl_2 und Lapl_3. In dem aktuellen Wirtschaftsjahr ist der Artikel schon auf den beiden Plätzen Lapl_1 und Lapl_2 nulldurchgangserfasst worden. Wenn jetzt noch eine Nulldurchgangsmeldung für den Artikel 4711 auf dem Lagerplatz Lapl_3 erfolgt, dann erhält nicht nur dieser Lagerplatzartikelsatz das Inventurdatum gesetzt, sondern auch der zugehörige Lagerortartikelsatz (weil der Artikel 4711 auf dem Lagerort ZENTRAL damit nun komplett gezählt ist).
In der obigen Tabelle sind die Bestandsführungsebenen nur in soweit aufgeführt, als sie die körperliche Inventur betreffen. Es gibt darüber hinaus die (ggf. chargenspezifischen) Lagergruppenartikelsätze, die Chargen (im Fall der Chargenpflicht) und den Artikel selbst, die aber in diesem Kontext nicht relevant sind.
Restriktionen
Bestandskorrekturen auf einem aktiv chaotischen Lagerort können mit diesem Programm nicht vorgenommen werden.
Falsche Bestandskorrekturen
Bestände in der Realität und im System sind selten zu jeder Zeit deckungsgleich: Z.B. ist ein Wareneingang schon im System verbucht, in der Realität aber noch nicht nachgezogen; eine Entnahme ist vielleicht schon erfolgt, aber noch nicht im System verbucht. Wenn nun eine Bestandskorrektur einfach nur aufgrund der Gegebenheiten im Lager vorgenommen wird, ohne um offene Ein- oder Auslagerungsvorgänge zu wissen, ist die Gefahr von falschen Bestandskorrekturen gegeben.
Es ist daher unabdingbar, den Einsatz dieses Programms organisatorisch zu begleiten: z.B.
- Buchungen werden immer vor der physischen Verbringung im System durchgeführt
- Nulldurchgangsmeldungen werden immer zu Zeiten initiiert, wenn alle Ein- und Auslagerungsvorgänge physisch und systemtechnisch abgeschlossen sind. So könnten z.B. in einem lagerplatzpflichtigen Lagerort alle unbelegten Lagerplätze leergemeldet werden, wenn der laufende Betrieb noch nicht begonnen hat beziehungsweise schon beendet ist.
Felder
Meldedaten
Feldbezeichnung | Erklärung |
---|---|
Lagerort | Im Rahmen der betrieblichen Organisation eines Unternehmens kann ein Artikel an mehreren Stellen (Räumen, Lagerhallen, Betriebsstätten) des Unternehmens lagern. Sofern eine (lager-)buchmäßige Trennung der jeweiligen Bestände gefordert wird, wird von Lagerorten gesprochen. Ein Artikel kann buchmäßig an beliebig vielen Lagerorten geführt werden. |
Lagerplatz | Der Lagerplatz ist eine weitere Differenzierung innerhalb eines Lagerortes. Ein solcher Platz setzt sich zusammen aus:
Für Lagerorte mit Lagerplatzorganisation muss das "Kennzeichen Lagerplatzorganisation" angeklickt sein (Programm Lagerortstamm verwalten (US16600)). Da einem aktiv chaotischen Lager grundsätzlich Plätze über die Lagerabbilddatei (auch Lagerspiegel genannt) zuzuordnen sind, muss bei diesen Lagerorten die Lagerplatzorganisation ebenfalls aktiviert sein. |
Artikel | Der Artikel kann in allen Anwendungen erkannt und abgespeichert werden. Ein eindeutiger Verweis auf den zu verwendenden Artikel ist möglich, da die Artikelnummer in allen Bewegungsdateien gespeichert wird. Für den Artikel kann eine Nummer gezielt vom Benutzer oder fortlaufend vom System vergeben werden. Vorschriften über den Aufbau der Artikelnummer können im Firmenstamm in einer Aufbereitungsschablone hinterlegt werden. Ist der Artikel nicht bekannt, kann über den List-Button im Matchcode-Programm z.B. nach der Bezeichnung, Materialnummer, den Sachmerkmalen, dem Alpha-Suchbegriff, oder der Zeichnungsnummer gesucht werden. Viele Auskunfts- und Listprogramme können pro Artikel aufgerufen werden oder weisen als Ergebnis den Artikel aus. |
Charge | Eine Charge ist ein zusätzliches Unterscheidungsmerkmal für einen Artikel, der nach den Fertigungsprinzipien den Grad der Wiederholbarkeit des Produktionsprozesses darstellt. Chargenpflichtige Artikel sind im Artikelstamm zu kennzeichnen. |
Meldemenge | Hier ist die gezählte Menge angegeben, mit der die Nulldurchgangsmeldung abgesetzt wurde. Sie wird in der Regel Null sein. |
Single-Beleg | Kleinste im System geführte Bestandseinheit eines Teils, die durch eine eindeutige Nummer (Single-Beleg) sowohl im System als auch in der Realität (durch einen entsprechenden Warenanhänger) identifiziert wird.
Der Single kann zusätzlich zu dem Bestand eines Teils auch ein Packmittel umfassen (die 10 St können in einer Kiste enthalten sein oder auch einfach einzeln in das Lager gelegt sein). Ein Single ist immer sorten- und chargenrein, d.h. ein Single enthält immer nur ein Teil und im Falle eines chargenpflichtigen Teils auch nur genau eine Charge. |
Verpackung | Die Verpackungsnummer identifiziert zusammen mit der Firma eine Verpackung eindeutig. Unter einer Verpackung ist hierbei entweder eine Direktverpackung oder auch eine Umverpackung zu verstehen. Beides wird in oxaion jeweils als eigener Verpackungsdatensatz in der Datei LVPKOP geführt. Eine Direktverpackung (bspw. Karton) beinhaltet einen oder mehrere Artikel - bspw. einen Verkaufsartikel im Versand oder auch ein Rohteil im Einkauf. Eine Umverpackung (bspw. Palette) hingegen beinhaltet in der Regel Direktverpackungen oder wenn mehrfach geschachtelt auch andere Umverpackungen (Palette -> Boxen -> Kartons).Eine bestehende Verpackungsnummer kann nicht verändert werden und ist Schlüssel der Verpackungsdateien. |