Als eine Verbesserungsmaßnahme zur Reduzierung der Durchlaufzeit kann das BOA-Verfahren eingesetzt werden.
In empirischen Untersuchungen wurde festgestellt, dass ein zu hoher Auftragsbestand in der Fertigung sich negativ auf die Durchlaufzeit auswirkt.
Je mehr Aufträge freigegeben sind, binden diese Material, das unter Umständen von anderen Aufträgen benötigt würde; begonnene Aufträge haben Maschinenzeiten belegt, was andere Aufträge verzögert.
Um aus diesem Problemfeld herauszukommen, hilft das BOA-Verfahren bei der Reduzierung des Fertigungsauftragsbestandes.
Das zu Grunde gelegte Prinzip: Nur machbare Fertigungsaufträge dürfen in die Fertigung gegeben werden. Vor einer Freigabe ist die Machbarkeit zu prüfen.
Die Auftragsfreigabe kann als Batchlauf z.B. innerhalb des Tagesabschlusses oder zyklisch über die permanente Neuplanung erfolgen.
Zur Durchführung der Belastungsorientierten Auftragsfreigabe sind im Firmenstamm verschiedene Steuerparameter einzustellen:
- Auftragsfreigabe nach BOA:
- Falls dieser Parameter auf 'Nein' steht, kann die Belastungsorientierte Auftragsfreigabe nicht mehr durchgeführt werden.
- Falls der Parameter auf 'S' (Simulation) steht, kann die Prüfung durchgeführt werden, allerdings haben die Ergebnisse keine Auswirkungen auf die weitere Fertigungsauftragssteuerung (z. B. Fertigungspapiere werden auch für nicht freigegebene Fertigungsaufträge gedruckt). Bei Aufruf der BOA-Programme werden entsprechende Hinweismeldungen ausgegeben.
- Falls der Parameter auf ‚B' steht, erfolgt eine aktive Prüfung. Hierbei werden nur Fertigungspapiere (Laufkarte, Materialscheine, Etiketten, Lohnscheine, Rückmeldescheine) für freigegebene oder manuell freigegebene Aufträge gedruckt.
- Beim Aufruf ist die Prüfschärfe anzugeben und wichtig der Freigabezeitraum in Tagen. Es werden nur die Aufträge innerhalb dieses Zeitraumes geprüft.
- Eine Auftragsfreigabe erfolgt nur, wenn die benötigten Kapazitäten und das Material physisch verfügbar sind.
Notwendige Tabelleneinstellungen
Das BOA-Modul erfordert die Pflege diverser Tabellen.
Vorlaufeinstellungen, Tabelle VRLP93
Hier wird insbesondere gesteuert, in welcher Reihenfolge die diversen Nachfragebelege bearbeitet werden sollen. So kann z.B. die Priorisierung zwischen VKS (Ersatzteile) und PPS vorgegeben werden. Genaue Erläuterungen stehen in der Tabellenbedienerhilfe.
Prüfschärfe, Tabelle FRD643
Hier wird gesteuert, welche Materialien geprüft werden sollen. Es können pro Prüfschärfekennzeichen gezielt Disposchlüssel ausgewählt oder ausgeschlossen werden. Außerdem kann pro Kapazitätsart festgelegt werden, ob die Prüfung nicht, nur für gekennzeichnete Engpässe oder für alle Ressourcen durchgeführt werden soll.
Dispositionsschlüssel, Tabelle FRD482
Mit Parameter 15 wird pro Dispositionsschlüssel eingestellt, nach welchem Algorithmus die Verfügbarkeit geprüft werden soll. Es bestehen die Möglichkeiten
- Nicht prüfen
- Über Bedarfsdeckerdatei prüfen
- Über Bedarfsreihenfolge (BOA-Prüfung) zu prüfen
- Bei DEP-Steuerung auf Existenz eines offenen Angebotsbelegs zu prüfen.
In der Regel wird man mit R wie Reihenfolge BOA-Prüfung einstellen.
Festlegung der Planungsreihenfolge, Tabelle FRDFPR
Über obige Felder wird ein Sortierbegriff festgelegt (durch Angabe ab Stelle). Innerhalb einer Gruppe von Fertigungsaufträgen erfolgt die Machbarkeitsprüfung nach dem dynamsich aufgebauten Sortierfeld.
In dem Beispiel steht an 1. Stelle die Auftragsart, an 2.Stelle der Auftragsstatus absteigend (teilbeendete zuerst, dann rückgemeldete, dann begonnene,…), an 3.Stelle die Verzugstage absteigend (Hohe Verzugstage zuerst), ab 6.Stelle der Feinplanungsstatus absteigend usw.
Ablauf der BOA-Prüfung
Die Ressourcen-Dateien werden bei jedem BOA- Lauf neu aufgebaut. Es ist möglich, alle Aufträge oder gezielt die Aufträge einer Lagergruppe prüfen zu lassen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Komponenten von der Lagergruppe des Auftragskopfs entnommen werden.
Über Vorgabe eines Aufrufzyklus wird die Verarbeitung via. permanenter Neuplanung gestartet. Dabei wird nach jedem Lauf eine neue zeitverzögerte Anforderung eingestellt so dass die Auftragsfreigabe zyklisch permanent erfolgt.
Es ist zu bedenken, dass während des BOA-Laufs keine anderen Ereignisse der Permanenten Planung verarbeitet werden können (z.B. Fertigungsrückmeldungen, Auftragsneuplanungen). Deshalb kann es sinnvoll sein, die BOA-Verarbeitung für gewisse Zeiten mit hoher Systemauslastung zu sperren. Dieses kann über Einstellungen der Tabelle FRD816 erfolgen.
Mit Auswahl von ‚Verarbeitung beenden' wird die zyklische Verarbeitung beendet.
Wird weder ein Aufrufzyklus noch ‚Verarbeitung beenden' ausgewählt, so wird ein einmaliger Batchlauf durchgeführt. In dieser Form sollten auch Läufe für den Tagesabschluss hinterlegt werden.
Die Nachfragebelege werden in der Reihenfolge, die über VRLP93 vorgegeben wurde, verarbeitet. Innerhalb einer Gruppe von Aufträgen erfolgt die Verarbeitung in der Reihenfolge, die der Einplanungsreihenfolge entspricht (Einstellung über Tabelle FRDFPR). Es werden nur Belege mit Startdatum bzw. Bedarfsdatum <= Heute + Freigabezeitraum verarbeitet.
Pro gefundene Komponente wird ein Datensatz angelegt. Jeder Bedarf trägt den Lagerbestand ab bis dieser virtuell aufgebraucht ist. Wenn ein Fertigungsauftrag mindestens eine nicht verfügbare Komponente hat, gilt er als nicht verfügbar. Die Bedarfe der anderen Komponenten werden dann wieder freigegeben, um für andere Aufträge verfügbar zu sein.
Je nach Ergebnis der Prüfung wird der Freigabestatus im Auftragskopf und der Materialverfügbarkeitsstatus in den Materialpositionen fortgeschrieben.
Über Vorlaufeinstellung ist es auch möglich, die innerhalb des Freigabezeitraums liegenden Angebote aus der Fertigung zusätzlich zum Lagerbestand als verfügbar anzunehmen.
Bei den Kapazitäten wird geprüft, ob die Belastung in den betroffenen Kalenderwochen im Mittel unter 100% liegt. Ist eine Überlastung gegeben, so werden Engpasskennzeichen für Arbeitsplatz, Personalgruppe oder/und Betriebsmittel in den Arbeitsgängen vergeben.
Die BOA-Bestandskonten können über das Auskunftssystem angezeigt werden. Auftragsbezogene Daten sind in die Auskunftsprogramme für Auftragskopf, Material und Termine integriert.
Eine Auswertung der freigegebenen oder abgewiesenen Aufträge kann über den Freigabestatus erreicht werden.