Mit der Funktion "Make-or-Buy-Entscheidung" trifft das ERP-System oxaion automatisch eine Beschaffungsentscheidung. Eine Beschaffungsentscheidung kann entweder ein Fertigungsvorschlag oder ein Bestellvorschlag sein. Die Entscheidung wird anhand von Vergangenheits- und Zukunftswerten getroffen. 

Über die Beschaffungsart im Artikelstamm wird gesteuert, ob eine Make-or-Buy-Entscheidung durchgeführt wird und mit welcher Strategie. In der Strategie wird die Gewichtung der verschiedenen Kriterien und der Zeithorizont für die Vergangenheitswerte hinterlegt. 

Die Kriterien sind Qualität, Zeit und Kosten. Die Qualität wird anhand einer Lieferantenbewertung (Buy) oder vorhandener Fertigungsaufträge (Make) ermittelt. Für die Zeit wird die Wiederbeschaffungszeit (Buy) und das Ende des Planauftrages (Make) miteinander verglichen. Die Kosten ergeben sich für Make aus der Vorkalkulation und für Buy aus dem Einkaufspreis.


Voraussetzung Make-or-Buy

Damit die Automatisierte Make-or-Buy-Entscheidung durchgeführt wird, müssen im Vorfeld einige Einstellungen vorgenommen werden.

Tabellen

FRDMOB - Kriterien Make-or-Buy

In dieser Tabelle können verschiedene Strategien für die Make-or-Buy-Entscheidung hinterlegt werden. Für die Kriterien wird die Gewichtung eingetragen und der Zeithorizont für die Vergangeheitswerte. Bei der Rückrechnung der Tage werden Sonn- und Feiertage mit berücksichtigt, dies muss bei der Festlegung beachtet werden. Der Zeithorizont bezieht sich vor allem auf das Kriterium Qualität.


FRD506 - Beschaffungsart

In dieser Tabelle werden die verschiedenen Beschaffungsarten definiert. 

Für die Make-or-Buy-Entscheidung wird eine eigene Beschaffungsart mit der internen Beschaffungsart "M" benötigt. Diese interne Beschaffungsart "M" stößt die Make-or-Buy-Berechnung an. 

Über den Parameter "Make-or-Buy-Strategie" wird die Strategie, welche in der Tabelle FRDMOB angelegt wurde, festgelegt. Dieser Parameter greift nur, wenn die interne Beschaffungsart "M" ist. 


FRD816 - Planungsereignisse für die permanente Planung

In dieser Tabelle muss das Planungsereignis "MB" (Make-or-Buy-Entscheidung) vorhanden sein. Dies ist ein niedrig priorisiertes ASY_PERM Ereignis welches die Vergleichsrechnung anstößt. 


Artikelstamm

Im Artikelstamm muss eine Beschaffungsart, welche in der Tabelle FRD506 mit dem internen Beschaffungsschlüssel "M" gekennzeichnet ist, ausgewählt werden, damit für diesen Artikel eine automatisierte Make-or-Buy-Entscheidung erfolgen kann.

Solch eine Beschaffungsart darf nur ausgewählt werden wenn, die Dispositionsart "Bedarfsgesteuert" oder "Diskret einzelgeplant" ist.


Standardlieferant

Der Artikel muss einen Standardlieferant haben. Ebenso ist im Lieferantenartikelstamm ein Preis zu hinterlegen. Dieser Preis wird für die Berechnung relevant. 


Algorithmus zur Berechnung

Ausgangswerte 

Für die Berechnung der Make-or-Buy-Entscheidung wird für jedes Kriterium ein Wert für die Berechnung benötigt. Welche Werte dazu herangezogen werden ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.


MakeBuyBemerkung
QualitätVerhältnis der Gut- und Ausschussmenge der Fertigungsaufträge innerhalb des angegebenen Zeithorizonts.Lieferantenbewertung für den betroffenen Artikel. Ist keine Lieferantenbewertung vorhanden, wird ein Prozentsatz von 80% angesetzt.Sind keine Fertigungsaufträge in dem angegebenen Zeitraum vorhanden, wird für die Fertigungsqualität ein Prozentsatz von 80% angesetzt.
ZeitZeitraum in Arbeitstagen vom heutigen Tag bis zum errechneten Endedatum des Planauftrages.Wiederbeschaffungszeit, die im Artikelstamm hinterlegt ist.
KostenNettorichtpreis von den Grenzkosten aus der Vorkalkulation.Nettopreis aus dem Lieferantenartikelstamm.

Make: die Kosten beziehen sich auf 1 Stück, deshalb wird der Nettorichtpreis durch die Auftragsmenge geteilt.
Buy: Ist im Lieferantenartikelstamm kein Preis hinterlegt wird mit 0,00€ gerechnet.


Berechnung der ungewichteten Kennzahlen 

Für die Berechnung der ungewichteten Kennzahlen werden die einzelnen Make-Werte mit den Buy-Werten verglichen. 

Der kleinere Wert muss immer durch den größeren Wert geteilt werden, sodass ein Wert kleiner 1 entsteht. 

Ist das Ergebnis aus der Fertigung (Make) größer/besser wird die ungewichtete Kennzahl wie folgt berechnet:



Ergibt sich der größere/bessere Wert aus der Beschaffung (Buy) sieht die Berechnung wie folgt aus, da hier die ungewichtete Kennzahl negativ sein muss:



Berechnung der gewichteten Kennzahlen 

Für die Berechnung der gewichteten Kennzahlen werden die Gewichtungen der Kriterien aus der Tabelle FRDMOB benötigt. 

Folgende Berechnungsschritte müssen durchgeführt werden:

  1. Die ungewichteten Kennzahlen müssen mit der Gewichtung multipliziert werden
  2. Die Gewichtungen aus der Tabelle FRDMOB müssen addiert und durch die Anzahl der Kriterien geteilt werden 
  3. Nun muss das Ergebnis von 1. mit dem Ergebnis von 2. dividiert werden

Beispiel:


Qualität

ZeitKosten

 Bemerkung

Kennzahl ungewichtet

0

-59-41


Gewichtung (FRDMOB)

20

40

30

(2.) Summe = 90 / 3

(1.) Zwischenrechnung

0

-2.376

-1.222,94

Kennzahl ungewichtet * Gewichtung

(3.) Kennzahl gewichtet

0

-79

-44

Zwischenergebnis/(90/3)


Berechnung Make-or-Buy-Entscheidung

Um die Make-or-Buy-Entscheidung zu erhalten, müssen die gewichteten Kennzahlen addiert und durch die Anzahl der Kriterien geteilt werden.


Ablauf der Make-or-Buy-Entscheidung 

  1. Die Voraussetzungen müssen erfüllt sein.
    Der Artikelstamm und die Tabellen müssen entsprechend eingestellt sein
    Für die Berechnung der Qualitäts-Kennzahl ist eine Lieferantenbewertung (Buy) und abgeschlossene Fertigungsaufträge (Make) vorhanden.
    Im Lieferantenartikelstamm sind Einkaufspreise hinterlegt, damit für Buy Preise vorhanden sind. 
  2. Es entsteht eine Nachfrage für einen Artikel, bei dem die Beschaffungsart "Make-or-Buy" ist. Für den Artikel ist kein Lagerbestand vorhanden, deshalb wird ein Beschaffungsvorschlag erstellt. 
  3. Für den Artikel wird zuerst ein Fertigungsvorschlag erstellt.
    In diesem Zuge wird auch ein Planfertigungsauftrag erstellt, dadurch ist ein Produktionsende-Datum (Zeit Make) und eine Vorkalkulation (Preis Make) vorhanden.
  4. Im Hintergrund wird automatisch die Make-or-Buy-Entscheidung durchgeführt. 
  5. Der Fertigungsvorschlag bleibt bestehen, wenn das Ergebnis der Make-or-Buy-Entscheidung positiv ist.
    Ist das Ergebnis der Make-or-Buy-Entscheidung negativ, wird ein Bestellvorschlag erstellt und der Fertigungsvorschlag und Planfertigungsauftrag werden gelöscht.
  6. In der Fertigungsvorschlags- und in der Bestellvorschlagsverwaltung gibt es die neue Spalte "Make-or-Buy-Entscheidung". 
    In dieser Spalte wird visuell dargestellt wie die Entscheidung ausgefallen ist. Bei einem negativen Ergebnis gibt es einen roten Balken nach links (wie im Bild unten zu sehen ist) und es wird ein Bestellvorschlag erstellt. Ist das Ergebnis positiv erscheint ein grüner Balken nach rechts und der Fertigungsvorschlag bleibt bestehen.
  7. Dadurch ist auf einen Blick, das Ergebnis der Make-or-Buy-Entscheidung zu sehen.


  8. Die Berechnung der Make-or-Buy-Entscheidung kann auf dem jeweiligen Beschaffungsvorschlag über das Kontextmenü aufgerufen werden.
    In dieser Detailansicht zur Make-or-Buy-Entscheidung ist das Ergebnis, die Ausgangswerte für die Berechnung, die ungewichteten und die gewichteten Kennzahlen aufgeführt. 

Der erstellte Beschaffungsvorschlag, z.B. ein Bestellvorschlag kann manuell, über das Kontextmenü, in einen Fertigungsvorschlag übernommen werden.


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