Die hinterlegten Formeln und Entscheidungstabellen werden in Basisstücklisten, Basisarbeitsplänen und Artikelstammsätzen angegeben. Diese Daten sind Voraussetzung für die auftragsspezifische Generierung von Stücklisten und Arbeitsplänen nach Sachmerkmalen, bzw. für die Prüfungen bei der Eingabe der Sachmerkmale.
Formeln und Entscheidungstabellen verwalten
Nachdem die Identifikation der Formel/ Entscheidungstabelle angegeben wurde, können die Formelausprägungen über die Unterpositionsnummern vom Anwender fortlaufend verwaltet werden. In den Formeln/ Entscheidungstabellen können Datenbankfelder und Sachmerkmale zur Verwaltung herangezogen werden. Beide sind in einer Formel einfach zu unterscheiden. In der Tabelle FRD623 (Steuertabelle Ersatzwert Formeldatei) sind die Datenbankfelder, welche für die Verwendung in Formeln und Entscheidungstabellen zugelassen sind, hinterlegt. Sie beginnen in einer Formel stets mit dem in der Vorlauftabelle VRLU18 (Verwendung von Formelkennungen) hinterlegten Sonderzeichen. In den Beispielen zum Feld "Formel" wird für Datenbankfelder ein "&" verwendet. Im Gegensatz dazu werden Sachmerkmalsfelder innerhalb einer Formel stets mit einem anderen führenden Zeichen (siehe VRLU18) gekennzeichnet. In den Bedienerhilfebeispielen wird für die Sachmerkmalsfelder z.B. ein "$" -Kennzeichen verwendet. Bei der Verwaltung genügt es nun, eines der beiden Kennzeichen anzugeben und die Listfunktion aufzurufen. In der Auflistung werden dann sämtliche zugelassenen Datenbankfelder (z.B. "&") bzw. die hinterlegten Sachmerkmale (z.B. "$") angezeigt. Nach Auswahl durch den Anwender wird das entsprechende Feld automatisch in die Formel übernommen, sofern dadurch keine anderen Informationen innerhalb der Formel überschrieben werden. Die in der Auflistung angegebenen Feldnamen sind in der Tabelle FRD623 hinterlegt. Die zugehörigen Datenfelder können für Rechenoperationen herangezogen werden oder als Ergebnisfelder dienen. Welches Feld "Ergebnisfeld" bzw. nur ein "Rechenfeld" ist, wird über Parameter 5 (Ergebnisfeld) in der genannten Tabelle festgelegt. Ist der Parameter gesetzt, kann das Feld sowohl als Ergebnis- als auch als Rechenfeld verwendet werden. Ist der Parameter nicht gesetzt, kann das Feld nur als Rechenfeld verwendet werden. Die Daten werden in der Datei UFRMLP hinterlegt.
Formelschlüssel
Formeln und Entscheidungstabellen werden über den sog. Formelschlüssel identifiziert, der sich aus folgenden drei Kriterien zusammensetzt:
Formelkennung | Die Formelkennung definiert den Bereich in dem die Formel oder Entscheidungstabelle Verwendung finden. |
Formelidentifikation | Über die Formelidentifikation kann pro Formelkennung ein Formelkopf definiert werden. |
Unterposition | Die Hinterlegung der Formel findet dann unter einer konkreten Unterposition statt. Die Unterpositionen können per Menü automatisch in 10er Schritten neu vergeben werden. Damit sind nachträgliche Veränderungen ohne größeren Aufwand möglich. |
Formelkennungen
Die Formelkennungen sind in der Tabelle FRDFRK (Formelkennung) hinterlegt.
Für die einige Entscheidungstabellen können die Formelkennungen variabel in der Tabelle VRLU18 (Verwendung Formelkennungen) hinterlegt werden.
Über diese Tabelleneinträge kann somit auch gesteuert werden, ob eine Entscheidungstabelle an mehreren Stellen verwendet werden kann.
Anwendung | Kontext | Bezeichnung | Default | Variabel einstellbar? |
---|---|---|---|---|
Projekt | Projektstücklistenposition | Rohmaßformel | P3 | Nein. |
Produktion | Arbeitsplanposition | Formel | P1 | Nein. |
Entscheidungstabelle | P6 | Ja, per VRLU18.VU1803. | ||
Arbeitsplanposition - Betriebsmittel | Entscheidungstabelle | P6 | Ja, per VRLU18.VU1805. | |
Stücklistenposition | Formel | P2 | Nein. | |
Entscheidungstabelle | P6 | Ja, per VRLU18.VU1802. | ||
Rohmaßformel | P3 | Nein. | ||
Materialposition | Rohmaßformel | P3 | Nein. | |
Standardarbeitsgang | Formel | P1 | Nein. | |
Entscheidungstabelle | P6 | Ja, per VRLU18.VU1803. | ||
Standardarbeitsgang - Betriebsmittel | Entscheidungstabelle | P6 | Ja, per VRLU18.VU1803. | |
Übergreifend | Artikel | Modellartikelformel | T2 | Nein. |
Modellartikelentscheidungstabelle | T1 | Nein. | ||
Artikelgruppe | Modellartikelformel | T2 | Nein. | |
Modellartikelentscheidungstabelle | T1 | Nein. | ||
Sachmerkmalsgruppe | Vorbelegungsformel | T2 | Ja, per VRLU18.VU1810. | |
Prüf-Entscheidungstabelle | T1 | Ja, per VRLU18.VU1812. | ||
Prüf-Formel | T2 | Ja, per VRLU18.VU1813. | ||
Sachmerkmalsausprägungen | Entscheidungstabelle | P6 | Ja, per VRLU18.VU1811. |
Zugelassene Operationen und Regeln für Formeln:
Siehe: Erweiterte Hinweise zu Formeln
Variable Stückliste/Arbeitsplan
Insbesondere für Auftragsfertiger sind variable Stücklisten bzw. Arbeitspläne von großer Bedeutung. Im Auftragsfall müssen kundenspezifische Vorgaben für ein Erzeugnis, die in der Auftragsstückliste sowie Auftragsarbeitsplan wirksam werden, nicht mehr immer wieder neu "zusammengetragen" werden. Die Fertigungstiefe des Erzeugnisses ist dabei unerheblich. Voraussetzungen sind die für ein "Modellerzeugnis" hinterlegte variable Stückliste bzw. der variable Arbeitsplan. In den variablen Stücklisten bzw. Arbeitsplänen sind die oben angesprochenen Formeln und Entscheidungstabellen hinterlegt.
Variable Sachmerkmale
Bei der Auftragsvergabe werden kundenspezifische Vorgaben über Sachmerkmale, die das Erzeugnis beschreiben, im System festgehalten. Diese Sachmerkmale wiederum wirken in den Formeln und Entscheidungstabellen der variablen Stücklisten bzw. Arbeitspläne, wenn vom System automatisch Auftragsstücklisten sowie Auftragsarbeitspläne generiert werden. Die Fertigungstiefe des Erzeugnisses ist dabei unerheblich. Sämtliche variable Sachmerkmale stehen bis in die unterste Fertigungsstufe zur Verfügung, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
- die erste Stufe ist ein Modellartikel
- die erste Stufe enthält mindestens eine Formel oder Entscheidungstabelle
- die Referenzauftragsnummer ist in allen Stufen gleich (DEP-Struktur, d. h. alle Baugruppen der Struktur sind dispositiv im Artikelstamm als "diskret einzelgesteuert" eingestellt)
Des Weiteren ist bei der Arbeit mit auftragsspezifischen Sachmerkmalen zu beachten, dass die Sachmerkmale in der dem Artikel zugewiesenen Sachmerkmalsgruppe angelegt sein müssen.
Die variablen Sachmerkmale, die bei der Auftragserfassung nicht von Bedeutung sind, in unteren Fertigungsstufen aber benötigt werden, können durch das System automatisch errechnet und festgehalten werden.
Variable Auftragsmenge, Baugruppen, Artikel, Positionen
Die Verwendung von Formeln und Entscheidungstabellen in variablen Stücklisten und Arbeitsplänen bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten zum Thema "variable Auftragsmengen".
Zusammenhänge zwischen variablen Auftragsmengen und davon abhängigen Komponenten, wie z. B. abweichenden Stücklistenmengen, Maschinenbelegungen, Stückzeiten etc. können komfortabel im System abgebildet werden und tragen damit erheblich zur Reduzierung des Pflegeaufwandes der Stammdaten bei.
Variable Ausprägungen von Erzeugnissen können eine völlig unterschiedliche Erzeugnisstruktur zur Folge haben. Bei der Stücklistenauflösung zum Beispiel können, abhängig von den Ausprägungen der Auftragssachmerkmale, verschiedene Baugruppen in das Erzeugnis einfließen. Auch diese Funktionen können über Formeln und Entscheidungstabellen komfortabel abgebildet werden.
Bei bestimmten Erzeugnissen kann auch der variable Austausch von Artikeln oder Positionen, unabhängig von der Fertigungsstufe, von Bedeutung sein. Mittels Variantengenerator kann dieses Problem sowohl über eine Positionsauswahl durch Entscheidungstabelle, als auch durch das Überschreiben von Positionsdaten mittels Rechenformel realisiert werden.
Versionen für Formeln und Sachmerkmalsleisten
Falls in der Tabelle VRLU18 (Verwendung Formelkennungen) die Änderungshistorie für Formeln aktiviert wird, besteht die Möglichkeit, für eine Formel mehrere Änderungsstände auf dem System zu halten. Das Erstellen eines neuen Änderungsstands muss in den Formeln über die entsprechende Auswahl erfolgen.
Der neue Änderungsstand bekommt als Einlaufdatum das Tagesdatum, eine Freigabe wird nicht automatisch gesetzt. Unter dem neuen Änderungsstand können nun die Formelpositionen nach Belieben verwaltet werden.
Zum Aktivieren des neuen Änderungsstands muss im Formelkopf die Freigabe gesetzt und ein Einlaufdatum >= Heute eingesetzt werden. Es wird nun automatisch im vorhergehenden Änderungsstand das Auslaufdatum auf Einlaufdatum – 1 Tag gesetzt.
Bei der Erstanlage von Sachmerkmalen zu einer Auftragsposition wird das Tagesdatum als Grenzdatum gespeichert. Formelauflösungen erfolgen dann üblicherweise mit dem letzten freigegebenen Änderungsstand, der zu diesem Grenzdatum gültig ist. In der Stücklisten-/Arbeitsplananzeige kann bei der Merkmalseingabe auch ein anderes Grenzdatum und das Übergehen der Freigabeprüfung angegeben werden, um die Auswirkungen der Formeländerungen überprüfen zu können.
Eine äquivalente Funktion steht auch für Sachmerkmalsleisten zur Verfügung.
Wertetabelle für Variantengenerator
Variantengeneratortabellen-Parameter
Es müssen Vorgaben für die beiden Eingabe- und den ersten Ausgabeparameter gemacht werden.
Die Verwendung der Ausgabe-Parameter 02 bis 50 ist wahlfrei. Bei Verwendung eines unbenutzten Parameters in einer Formel kommt eine Fehlermeldung.
Wertetabelle für Variantengenerator
Für den Fall, dass ein Sachmerkmalswert aus einer zweidimensionalen Matrix ermittelt werden soll, besteht in oxaion die Möglichkeit, diese Matrizen mit dem Programm US16700 (Wertetabelle für Variantengenerator verwalten) zu verwalten.
Der Ergebniswert kann dann über die Funktion "#VGTAB" über die Angabe des Typs, der beiden Werte (Wert1 und Wert2) und der Ausgabeparameter-Nummer (1 bis 50) ermittelt werden.
Voraussetzung ist, dass der Typ (= Parameter "Tabellenidentifikation") und die entsprechenden Steuerparameter (ob der jeweilige Wert numerisch sein muss; ob der nächst größere hinterlegte Wert verwendet werden darf, wenn für den vorgegebenen Wert kein Datensatz gefunden werden kann) und die Ausgabeparameter-Definition mittels Programm "Variantengeneratortabellenparameter verwalten" in der Datei UVGPAP hinterlegt sind.
Die Funktion kann zum Beispiel zur Preisfindung abhängig von zwei Abmessungen wie Länge und Breite verwendet werden: