Eine grundsätzliche Voraussetzung für die Verbuchung von Bestandsveränderungen und Lagerwertänderungen aus dem Modul LBS an das Rechnungswesen ist die aktivierte Lager-Fibu-Schnittstelle. Des Weiteren werden nur für Artikelkontosätze Buchungen für die Schnittstelle generiert bei denen der physische Lagerbestand wert- und mengenmäßig oder nur wertmäßig von der Buchung betroffen ist und das Kennzeichen 'REWE-Buchung erzeugen' für den jeweils zugehörigen Buchungsschlüssel auf 'J' steht.
Lagerbestandszugang
Bei einem Lagerbestandszugang wird folgender Buchungssatz erstellt:
Bestandskonto an Bestandsänderungskonto
Das Bestandskonto wird bei einem Lagerzugang im Soll und das Bestandsänderungskonto im Haben bebucht. Die für die Verbuchung an die Fibu relevanten Sachkonten werden aufgrund der Prioritätsstaffelung der Kontenfindung ermittelt.
Standardmäßig sind bei fast allen Lager-Bewegungsschlüsseln weder ein Soll- noch Haben-Konto hinterlegt. Das bedeutet, dass Prioritätsstufe 3 zu tragen kommt. Prioritätsstufe 1 wird derzeit nur vom Modul EKS genutzt.
Beispiel:
Nachfolgendes Beispiel soll obigen Sachverhalt näher erläutern:
Von Artikel 4711 werden 5 ST zum Preis von 200 € eingelagert
Bestandskonto (1000 €)
an Bestandsänderungskonto (1000 €)
In die Fibu gelangen also folgende Buchungssätze (dargestellt in T-Konten):
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Lagerbestandsabgang
Bei einem Lagerbestandsabgang wird folgender Buchungssatz erstellt:
Verbrauchskonto an Bestandskonto
Das Verbrauchskonto wird bei einem Lagerabgang im Soll belastet und das Bestandskonto im Haben entlastet. Die zu tragen kommenden Konten können aufgrund der beschriebenen Prioritätsstaffelung abgeleitet werden.
Beispiel:
Nachfolgendes Beispiel soll obigen Sachverhalt näher erläutern:
Von Artikel 4711 werden 5 ST ausgelagert (aktueller Lagerdurchschnittspreis für Artikel 4711 ist 100 € -> Lagerwert von 500 €). Der Abgang wird mit dem Durchschnittspreis bewertet.
Verbrauchskonto (500 €)
an Bestandskonto (500 €)
In die Fibu gelangen also folgende Buchungssätze (dargestellt in T-Konten):
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Preisabweichungskonto
Materialentnahme vom Lager können, abweichend vom Durchschnittspreis, mit einem Verrechnungspreis oder einem anderen Preisfeld bewertet werden. Wird bei der Bewertung von Lagerabgängen mit Standards gearbeitet, muss die Differenz zwischen Standard- und Durchschnittspreis auf dem Preisabweichungskonto ausgebucht werden.
Um diese Funktion nützen zu können, muss der für die Lagerentnahme verwendete Lagerbuchungsschlüssel für Splitbuchung zugelassen werden. Zudem ist dort ein Preisfeld zu hinterlegen, auf welches bei der Ermittlung der Preisabweichung zurückgegriffen werden soll. Diese beiden Parameter befinden sich im Verwaltungsprogramm ‚Lagerbuchungsschlüssel' auf der Lasche ‚MAWI2'.
Weitere Voraussetzungen damit die Preisabweichung dem Rechnungswesen zur Verfügung gestellt wird sind, dass der Artikelstammpreis des hinterlegten Preisfeldes für Splittung vom Durchschnittspreis abweicht sowie ungleich Null ist, in der Kontengruppe des Artikels ein Preisabweichungskonto angegeben wurde und das Bestandskonto der Kontengruppe im Haben bebucht wird.
Bei Verwendung dieser Parameter wird bei einem Lagerabgang eine Splitbuchung erstellt und die Abweichung aus der Bewertung mit dem neuen Preisfeld zum Durchschnittspreis auf das Preisabweichungskonto der Kontengruppe gebucht.
Preisabweichung-Buchungspreis = Durchschnittspreis - Preis aus Preisfeld für Splittung
Das Preisabweichungskonto kommt ebenfalls in den Modulen PPS, VKS und SAS zu tragen.
Beispiel:
Nachfolgendes Beispiel soll obigen Sachverhalt näher erläutern:
Von Artikel 4711 wird 1 ST ausgelagert (aktueller Lagerdurchschnittspreis für Artikel 4711 ist 100 € -> Lagerwert von 100 €, der Verrechnungspreis beträgt 90 €). Der Abgang wird mit dem Verrechnungspreis bewertet.
Verbrauchskonto (90 €)
+ Preisabweichungskonto (10 €)
an Bestandskonto (100 €)
In die Fibu gelangen also folgende Buchungssätze (dargestellt in T-Konten):
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Lagerwertezugang
Im Unterschied zu einem Lagerbestandszugang wird bei einem Lagerwertezugang lediglich der physische Lagerwert erhöht, aber nicht der physische Lagerbestand verändert. Die Verbuchung über die Lager-Fibu-Schnittstelle an das Rechnungswesen erfolgt analog zum zuvor beschriebenen Lagerbestandszugang.
Lagerwerteabgang
Im Unterschied zu einem Lagerbestandsabgang wird bei einem Lagerwerteabgang lediglich der physische Lagerwert erniedrigt, aber nicht der physische Lagerbestand verändert. Die Verbuchung über die Lager-Fibu-Schnittstelle an das Rechnungswesen erfolgt analog zum zuvor beschriebenen Lagerbestandsabgang.
Automatisch generierte Wertkorrekturbuchungen
Unabhängig ob es sich um einen Lagerwertezu- oder -abgang handelt findet für die automatisch generierte Wertkorrekturbuchung an dieser Stelle der Lagerbuchungsschlüssel 'KO' seine Verwendung. Da wie im Buchungsschlüssel vorgegeben das Bestandskonto grundsätzlich im Soll und das Wertkorrekturkonto im Haben bebucht wird, erfolgt demnach die Zugangsbuchung mit positivem und die Abgangsbuchung mit negativem Vorzeichen.
Es wird dabei folgender Buchungssatz erstellt:
Bestandskonto an Wertkorrekturkonto
Das Bestandskonto, das an die Fibu übergeben wird, kann aufgrund der Prioritätsstaffelung der Kontenfindung abgeleitet werden.
Will der Anwender die Wertkorrekturbuchungen getrennt auf einem eigenen dafür eingerichteten Sachkonto ausweisen, muss er dieses als Haben-Konto im Lagerbuchungsschlüssel 'KO' hinterlegen. In diesem Fall kommt die Stufe 2 der Prioritätsstaffelung zu tragen.
Lagerwertezugang
Eine Wertkorrekturbuchung wird immer dann automatisch ausgegeben, sofern der physische Lagerwert, aus welchen Gründen auch immer, negativ wird. Dabei handelt es sich um einen Lagerwertezugang.
Beispiel:
Nachfolgendes Beispiel soll obigen Sachverhalt näher erläutern:
Aufgrund eines kostenlosen Wareneinganges weißt der Artikel 4711 einen Bestand von einem Stück bei gleichzeitigem Lagerwert Null aus. Dieser Artikel wird nun entnommen, wobei die Lagerentnahme mit 700 € bewertet wird. Nach dieser Lagerentnahme ist der Bestand folglich aufgebraucht und der Lagerwert jedoch – 700 €.
Demnach wird für den Artikel 4711 eine Lagerwert-Korrekturbuchung von 700 € durchgeführt
Bestandskonto (700 €)
an Wertkorrekturkonto (700 €)
In die Fibu gelangen also folgende Buchungssätze (dargestellt in T-Konten):
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Lagerwerteabgang
Eine automatisch generierte Lagerwerteabgangsbuchung kommt dann zustande, wenn der physische Lagerbestand Null oder negativ ist, bei gleichzeitig positivem Lagerwert.
Beispiel:
Nachfolgendes Beispiel soll obigen Sachverhalt näher erläutern:
Der Lagerbestand des Artikels 4711 ist aufgebraucht, jedoch weißt das System einen Lagerwert von 0,50 € aus. Es wird mit dem Lagerbuchungsschlüssel 'KO' eine automatische Lagerwertkorreturbuchung durchgeführt.
Bestandskonto (- 0,50 €)
an Wertkorrekturkonto (- 0,50 €)
In die Fibu gelangen also folgende Buchungssätze (dargestellt in T-Konten):
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Kostenrechnungskontierung
Aufgrund der zeitlichen Differenz zwischen Wareneingang und Eingangsrechnung kann für die Korrektur-Buchung häufig kein eindeutiger Verursacher ermittelt werden. Die kostenrechnerische Zusatzkontierung ist über Parameter 9 der Tabelle VRLU15 steuerbar. Abhängig von diesem Parameter werden jeweils nur bestimmte Kontierungen im Buchungssatz belassen.
Kontierung auf
- Kostenstelle: Auftrag mit Position, Artikel und Kostenträger werden gelöscht.
- Kostenträger und Artikelnummer: Kostenstelle und Auftrag (mit Position) gelöscht.
- Auftragsposition und Artikelnummer: bei DEP-gesteuerten Artikeln werden Kostenstelle und Kostenträger gelöscht. Damit im letzten Fall die Auftragskontierung auch weitergegeben wird, muss der Parameter 'Kennzeichen Kostenrechnungsrelevant' im Buchungsschlüssel "KO" im Verwaltungsprogramm (US50000R) markiert sein.
Restriktion
Es sind durchaus Situationen denkbar, in denen mehrere Kostenrechnungsverursacher gleichzeitig (bzw. überschneidend) Bewegungen für den gleichen „DEP-Artikel" auslösen. Wenn bei diesen Geschäftsvorfällen eine Wertkorrektur-Buchung entsteht, so bleibt das Risiko der „zufälligen" Zuordnung eines der Kostenrechnungsverursacher zu der KO-Buchung bestehen, da die Bewegung, bei der der „Bedarf" für eine Wertkorrektur-Buchung erkannt wird (und aus der die Kontierung für die KO-Buchung kommt), nicht zwingend auch die Bewegung ist, die die Wertkorrektur verursacht hat.
Weitere Informationen können der Online-Bedienerhilfe der Tabelle VRLU15 entnommen werden.
Körperliche Inventur
Bei der Durchführung der körperlichen Inventur werden lediglich bestandsmäßige Abweichungen von den systemgeführten Lagerbeständen festgestellt. Diese werden als Artikelbewegungs-Sätze ausgegeben, die bei Abruf der Lager-Fibu-Schnittstelle Rechnungswesen-Sätze erstellen.
Es handelt sich hierbei um Lagerbestandszu- bzw. abgänge, die analog 'normalen' Lagerzu bzw. -abgängen Rechnungswesen-Buchungen veranlassen.