Die Verfügbarkeit ist ein zentraler Begriff in der Disposition, der sich an verschiedenen Stellen aufdrängt und hinsichtlich dessen, wofür er steht, immer im Kontext zu sehen ist. 

Die Verfügbarkeitsprüfung stellt fest, ob zu einem bestimmten Termin eine bestimmte Menge eines Artikels (ggf. auf eine Lagergruppe) verfügbar ist.

Die Verfügbarkeitsprüfung wird abhängig von dem Dispositionsverfahren durchgeführt. Hierbei gilt, dass jeder Artikel zu einem Wunschtermin jenseits eines Betrachtungszeitraums verfügbar ist. Der Betrachtungszeitraum ist über Parameter 11 der VRLD04 entweder über die Netto- oder über die Brutto-Wiederbeschaffungszeit bestimmt. Liegt der Wunschtermin hingegen innerhalb des Betrachtungszeitraums, wird folgendermaßen geprüft:

Bei verbrauchsgesteuerten Artikeln erfolgt die Prüfung ohne den Zeitbezug; ausgehend von dem aktuellen Dispositionsbestand werden gemäß den Vorgaben der VRLD16, nach denen auch die Unterdeckungsprüfung läuft, zusätzlich die Angebots- und Nachfragebestände berücksichtigt. Hiervon wird noch einmal zusätzlich der Sicherheitsbestand abgezogen, wenn die Unterdeckungsprüfung laut VRLD16 gegen den Meldebestand geführt wird.

Für dynamisch gesteuerte Artikel kann die Verfügbarkeitsprüfung für einen Wunschtermin innerhalb des Betrachtungszeitraums auf zwei Arten erfolgen (Parameter 10, VRLD04):

Nach der konventionellen Art werden alle Angebote bis zum Wunschtermin kumuliert und der kumulierten Nachfragen bis zum Ende des Betrachtungszeitraums gegenübergestellt. Ist die Differenz positiv, gilt diese zum Wunschtermin als verfügbar. Reicht sie für die gesamte Wunschmenge nicht aus, wird für die Restmenge ein frühester Termin gesucht, zu dem diese vergeben werden kann. Dies ist spätestens zum Ende des Betrachtungszeitraums der Fall. Die konventionelle Art ist eher dem Sicherheitsgedanken verhaftet; sie schützt die in den Betrachtungszeitraum fallenden Nachfragen insgesamt. Der Preis hierfür liegt in tendenziell später gelegenen Verfügbarkeitsterminen.

Eine nähere Inspektion von Angebots- und Nachfragesituation mag erbringen, dass zum Wunschtermin eigentlich mehr als verfügbar ausgewiesen werden könnte, weil z.B. vor der nächsten Nachfrage noch ein Warenzugang geplant ist, der die bekannten Nachfragen abzudecken vermag. Diese weniger restriktive Verfügbarkeitsprüfung erklärt zum Wunschtermin auch nur so viel als verfügbar, dass keine der nachfolgenden Nachfragen innerhalb des Betrachtungszeitraums dadurch Not leidend würde. Die im Vergleich zur konventionellen Art weniger hohe Sicherheit liegt in den Angebotsterminen, auf deren Gültigkeit sich diese Art der Verfügbarkeitsprüfung verlässt. 

Beispiel:
Wunschmenge: 40 Stück
Lagerbestand: 100 Stück
Wunschtermin: WT 

  1. Konventionelle Art
    • Kumuliertes Angebot zu WT: 100
    • Kumulierte Nachfrage bis zum Ende Betrachtungszeitraum (BZ): 110
    • Verfügbarer Bestand zum Wunschtermin: 0 Stück
    • Restmenge 40 Stück zum Termin t(2).
  2. Weniger restriktive Art
    • Kum. Angebot zu den drei Terminen: 100140160
    • Kum. Nachfrage zu den drei Terminen:7085110
    • Verfügbarer Bestand zum Wunschtermin: 30 Stück
    • Restmenge 10 Stück zum Termin t(1). 


Eine Besonderheit ergibt sich im Zusammenhang mit der QS-Verwaltung: Ware, die aus einer Unterdeckungssituation heraus beschafft wurde, wird beim Wareneingang zunächst auf ein QS-Lager gebucht, damit sie hinsichtlich ihrer Qualität geprüft werden kann, bevor sie auf das eigentliche Ziellager umgebucht und damit zur Verwendung freigegeben wird. Diese QS-Interimszeit ist für die Disposition nicht unkritisch: Damit die noch nicht freigegebene Ware in der Verfügbarkeitsprüfung noch keine Berücksichtigung findet, wäre es nötig, den QS-Lagerort aus der Lagergruppe herauszuhalten. Dieses darf aber nicht sein, weil mit der Zugangsbuchung auf das QS-Lager ja auch der Bestellbestand heruntergebucht wurde und somit der Artikel wieder in einer Unterdeckungssituation wäre, die im nächsten Netchange-Lauf wieder durch einen neuen Beschaffungsvorschlag ausgeglichen werden würde. Damit dieser (überflüssige) Vorschlag unterbleibt, muss das QS-Lager ebenfalls in der betrachteten Lagergruppe bleiben. Um aber doch die auf dem QS-Lager befindliche Ware aus der verfügbaren Masse heraushalten zu können, besteht die Möglichkeit, in der Vorlauftabelle VRLD05 in Parameter 07 beziehungsweise 08 das Bestandsfeld "QS-Bestand" zu hinterlegen, wodurch genau dieses bewirkt wird (die VRLD05 sieht zwei Bestandsfelder vor, die aus der Verfügbarkeit herausgerechnet werden können; standardmäßig ist hier nur der QS-Bestand zu hinterlegen). 

Eine weitere Facette der Verfügbarkeitsbetrachtung ergibt sich bei gegenwartsnahem Wunschtermin und Angeboten, die aktuell zur Realisierung anstehen oder sogar schon überfällig sind. Die klassische Verfügbarkeitsprüfung macht hier keinerlei Unterschied und wertet die Angebote so, als wenn ihre Realisierung in jedem Fall gegeben wäre. Um diese starre Mimik zu flexibilisieren, wird die Zeitachse in drei Abschnitte eingeteilt (vgl. VRLD05), in die das Wunschdatum fallen kann:

  • "heute"
  • gegenwartsnaher Zeitraum ("morgen" bis ("heute" + n Tage))
  • gegenwartsferner Zeitraum (die Zeit nach dem gegenwartsnahen Zeitraum).

Für ein Wunschdatum "heute" kann festgelegt werden, ob überfällige und/oder aktuelle Angebote in der Verfügbarkeitsrechnung als solche gewertet werden sollen. Fällt das Wunschdatum in einen der beiden anderen Zeiträume, kann noch bestimmt werden, wie mit den überfälligen Angeboten verfahren werden soll; aktuelle Angebote (Dispositionsdatum = "heute") bleiben stets einbezogen.

Die gesamte Steuerung für diese Justierung der Verfügbarkeitsprüfung ist in der Tabelle VRLD05 hinterlegt. 

Diese Verfügbarkeitsprüfung kann direkt über das Programm Verfügbarkeit pro Artikel (DI33030) aufgerufen werden und arbeitet hier in der beschriebenen Weise. Sie betrachtet zunächst einmal stets nur den Artikel, für den sie aufgerufen wurde (artikelbezogene Verfügbarkeitsprüfung). Bei eigengefertigten Artikeln kann hier diese Verfügbarkeitsprüfung stattdessen auch für dessen Komponenten ausgeführt werden; hierzu ist bei den Leitdaten der Parameter "Stücklistenauflösung" anzuklicken und der gewünschte Stücklistentyp vorzugeben. In dieser Weise aufgerufen (stücklistenbezogene Verfügbarkeitsprüfung), werden alle Artikel der betreffenden Stückliste mit den Wunschmengen aufgelistet, die sich laut Stücklistenvorgaben aus der Anforderung für den ursprünglichen Artikel ergeben, und für jeden dieser Artikel seine Verfügbarkeit ausgewiesen. 

Die artikelbezogene Verfügbarkeitsprüfung wird auch direkt in den Modulen Vertrieb, Produktion, Projekte und Service eingesetzt. Darüber hinaus besteht in den beiden Modulen Vertrieb und Projekte eine weitergehende Möglichkeit der Verfügbarkeitsprüfung für eigengefertigte Artikel. Diese trägt der besonderen Eigenart Rechnung, dass der Artikel sich aus Komponenten zusammensetzt, die sich eventuell wiederum aus Komponenten zusammensetzen usw. Die in dieser Weise durchgeführte Verfügbarkeitsprüfung wird "Lieferterminrechnung über Auftragsnetz" genannt; sie kann in den beiden genannten Modulen für die gewünschten Artikel dadurch aktiviert werden, dass diese Artikel einen Beschaffungsschlüssel haben, bei dem Parameter 07 den Wert "2" aufweist (FRD506).


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