Auftragskalkulationsstruktur

Alle Auftragskalkulationen basieren auf der Auftragskalkulationsstruktur eines Hauptauftrages. Die Auftragskalkulationsstruktur wird im Regelfall automatisch, im Rahmen der Durchführung der Auftragsvorkalkulation, erstellt. 
Aus der Auftragskalkulationsstruktur geht für jeden Artikel aus der Fertigungsauftragsstückliste hervor, ob eine bestimmte Auftragskalkulation oder eine bestimmte Standardvorkalkulation oder Stammdatenpreise (Preise aus der Stückliste oder Artikelstamm) zur Berechnung der Kosten herangezogen werden.
Für den Aufbau der Auftragskalkulationsstruktur ist die Tabelle VRLP35, Parameter „Aufträge in Kalkulationsstruktur" zu beachten. Hierüber wird gesteuert, ob bei dem Aufbau der Auftragskalkulationsstruktur auch Fertigungsaufträge berücksichtigt werden sollen oder nur Standardvorkalkulationen. Für DEP-gesteuerte Artikel und bei Aktivierung der mitlaufenden Kalkulation werden grundsätzlich Fertigungsaufträge bzw. auch Planfertigungsaufträge berücksichtigt.

Die Auftragskalkulationsstruktur für einen Fertigungsauftrag wird nach den folgenden Regeln ermittelt:

  1. Der Kalkulationsstruktur wird grundsätzlich über den Beschaffungs- und Dispositionsschlüssel eines Artikels aus der Fertigungsauftragsstückliste unterschieden. Der Beschaffungs- und Dispositionsschlüssel wird abhängig von Lagerort- bzw. Lagergruppen ermittelt.
  2. Relevant für die Referenzen-Ermittlung (Ref-Erm) ist der Parameter „Aufträge in Kalkulationsstruktur" in der Tabelle VRLP35, die die Auftragskalkulation maßgeblich steuert. Folgende Steuerungen sind über diesen Parameter möglich:

    Werte

    Aufbau der Auftragskalkulationsstruktur zur Kostenermittlung für eigengefertigte, nicht-DEP-gesteuerte Artikel

    0 

    Es werden nur Standardvorkalkulationen berücksichtigt.

    1

    Wenn vorhanden, werden vorrangig Auftragskalkulationen verwendet. Ansonsten werden Standardvorkalkulationen verwendet.

    Bei der Übernahme der Istkosten aus dem zugeordneten Fertigungsauftrag, wird zur Umrechnung der Istkosten pro Stück immer die rückgemeldete Gutmenge verwendet. Ist diese 0, wird die Stückzahl 1 angenommen.

    Dies führt bei einer Gutmenge von 0 im Regelfall zu hohen Istkosten in dem übergeordneten Fertigungsauftrag.

    2

    Behandlung wie Kaufartikel, d. h. es werden keine weiteren Strukturen beachtet.

    3

    Wenn vorhanden, werden vorrangig Auftragskalkulationen verwendet. Ansonsten werden Standardvorkalkulationen verwendet.

    Bei der Übernahme der Istkosten aus dem zugeordneten Fertigungsauftrag, wird zur Umrechnung der Istkosten pro Stück bei nicht-Ende-gemeldeten Fertigungsaufträgen die Auftragsmenge verwendet. 
    Nur bei beendeten Fertigungsaufträgen wird die Gutmenge verwendet.

    Dies führt u. U. bei Nicht-Ende-gemeldeten Fertigungsaufträgen zu niedrigen Istkosten in dem übergeordneten Fertigungsauftrag.

  3. Falls die "Mitlaufende Kalkulation" aktiviert ist, werden neben den Fertigungsaufträgen auch Planfertigungsaufträge berücksichtigt. Wird ein Planfertigungsauftrag (Fertigungsvorschlag) in einen Fertigungsauftrag umgewandelt, so wird die Auftragskalkulationsstruktur entsprechend geändert, da mit der Umwandlung eine asynchrone Auftragsvorkalkulation angestoßen wird.

  4. Über die Auftragskalkulation (Menüpunkt „Auftragskalkulationen anzeigen") kann auf Ebene der Auftragsmaterialpositionen manuell eine Referenz über die Transaktion „Kalkulationsstruktur verwalten" auf eine Fertigungsauftragskalkulation, oder eine Standardvorkalkulation oder eine Behandlung als Kaufartikel eingestellt werden. Manuell gesetzt Referenzen haben immer Vorrang vor den nachfolgenden Regeln zur automatischen Referenzen-Ermittlung


Es werden folgende Fälle bei der automatischen Referenz-Ermittlung unterschieden:

Fall

Regeln zur Ermittlung der Kalkulationsstruktur

Fremd-bezogener Artikel  ohne Beistellungen
(Kaufartikel)

Es wird keine Referenz ermittelt. Auch bei DEP-gesteuerten Artikeln wird keine Referenz zu einer Bestellung und/oder Rechnung ermittelt. Dies erfolgt gegebenenfalls bei der Berechnung der Materialkosten.

Fremd-bezogener Artikel mit Beistellungen
(Kaufartikel)

Es wird eine Referenz nur zur Ermittlung der Kosten der Beistellungen ermittelt: 

  1. Es wird nur eine Standardvorkalkulation gesucht, deren Kalkulations-datum vor dem Bedarfsdatum des Artikels liegt, sofern der Artikel nicht zu einem Durchschnittspreis kalkuliert wird.
  2. Es gibt keine Referenz, wenn der Artikel zu einem Durchschnittspreis kalkuliert wird. In diesem Fall kann auch der Preis aus einer EKS-Bestellung/Rechnung zugeordnet bzw. ermittelt werden.

Eigen-gefertigter Artikel (DEP-gesteuert)

  1. Es wird immer ein Fertigungsauftrag zu dem Artikel gesucht, dessen Referenzauftragsnummer identisch ist
  2. Existiert kein Fertigungsauftrag mit der identischen Referenzauftragsnummer zu der betreffenden Artikelnummer, wird eine Referenz analog den Eigen-gefertigten und Nicht-DEP-gesteuerten Artikeln gesucht.

Eigen-gefertigter Artikel (Nicht-DEP-gesteuert)

  1. Wenn Ref-Erm. = auch Aftrgkalk: Es wird ein beendeter  Fertigungsauftrag zu dem Artikel gesucht, dessen Endedatum vor dem Bedarfsdatum des Artikels liegt
  2. Wenn Ref-Erm. = auch Aftrgkalk: Es wird ein offener Fertigungsauftrag zu dem Artikel gesucht, dessen errechnetes Endedatum vor dem Bedarfsdatum des Artikels liegt
  3. Wenn Ref-Erm. <> wie Kaufartikel: Es wird eine Standardvorkalkulation gesucht, deren Kalkulationsdatum vor dem Bedarfsdatum des Artikels liegt.
  4. Wurde bisher keine Referenz gefunden, dann wird der Artikel in der betreffenden Auftragskalkulation als Kaufartikel behandelt


Durchführung der Auftragskalkulationen

Die Steuerung aller Auftragskalkulationen erfolgt über die Kennzeichen „Vorkalkulation" und „Nachkalkulation" im Fertigungsauftragskopf. Diese Kennzeichen werden automatisch gesetzt. Das Vorkalkulations-Kennzeichen wird bei der Auftragsverwaltung (bei der Änderung von Einplanungs-relevanten Daten, z.B. Änderungen an Materialpositionen und Arbeitsgängen), bei der Übernahme von Fertigungsvorschlägen in Fertigungsaufträge und gegebenenfalls bei der Durchführung von Auftragskalkulationen gesetzt. Das Nachkalkulations-Kennzeichen wird beim Buchen von kalkulationsrelevanten Rückmeldungen (z.B. Materialentnahmen, Arbeitsgang(teil)ende-Meldungen) und bei der Durchführung der Auftragsvorkalkulationen, wenn sich die Auftragskalkulationsstruktur ändert, gesetzt.

Des Weiteren wird bei der Kalkulation eines Auftrags immer geprüft, ob es Referenzen in anderen Aufträgen zu dem aktuell zu kalkulierenden Auftrag gibt. Wenn ja, so werden in den übergeordneten Aufträgen auch entsprechende Kalkulationskennzeichen für die Auftragsvor- und/oder Auftragsnachkalkulation gesetzt.

Die Auftragsvorkalkulation erfolgt im Regelfall (Einstellung der Standardinstallation) asynchron, sobald eine Vorkalkulations-relevante Änderung durchgeführt und der Auftrag zur Asynchronen Verarbeitung freigegeben wird. Die Vorkalkulation erfolgt über den Asynchronjob ASY_PERM. Die asynchrone Vorkalkulation kann durch deaktivieren des Parameter „Verarbeiten" der Transaktionskennzeichen „FK" und „KR" in der Tabelle FRD816 unterbunden werden.

Die Auftragsnachkalkulation erfolgt nur durch eine Stapel-Verarbeitung. Der Stapelaufruf kann theoretisch täglich mehrmals erfolgen. Stehen bei der Stapel-Durchführung auch Auftragsvorkalkulationen an, so werden diese dann auch im Stapel-Modus mit durchgeführt.

Falls Modellartikel mit Herstellkosten ans Lager gebucht werden sollen (siehe Parameter „Bew Mdllteil VorKalk" der Tabelle VRLP53), muss zuvor eine Vorkalkulation mit Soll-Herstellkosten ungleich Null durchgeführt werden.

Bei Einsatz der Projektabwicklung in oxaion kann über die Vorlauftabelle VRLP35 gesteuert werden, ob und welche Kosten in die zugehörige Projektposition fortgeschrieben werden (Details hierzu, siehe Tabelle VRLP35).

Listauswertungen der Auftragskalkulationen

Listauswertungen werden grundsätzlich im Stapel ausgeführt und über Dialog initiiert.
Folgende Steuerungsdaten sind vorzugeben:

Abgrenzung über eines der folgenden Kriterien:

  • Auftragsnummer "von - bis"
  • Artikelidentifikation
  • Kundennummer
  • Kommissionsnummer
  • Referenzauftragsnummer

Auswahl der Darstellungsform über die Angabe, welche der folgenden Informationen von einer Auftragskalkulation gedruckt werden sollen:

  • Mitlaufende Kalkulation
  • Textpositionen
  • Materialpositionen (mit/ohne Rückmeldungen)
  • Arbeitsgänge (mit/ohne Rückmeldungen; mit/ohne Kostensplitt)
  • Sondereinzelkosten
  • Zusammenfassung
Die Listauswertung enthält einen Soll/Ist-Vergleich auf folgenden Ebenen:
  • Auftragskopfebene
  • Materialpositionsebene
  • Arbeitsgangebene
  • Sonderkostenebene


Bildschirmauskünfte der Auftragskalkulationen

Bildschirmauskünfte erfolgen über eine Baumdarstellung der Auftragskalkulationsstruktur und beziehen sich grundsätzlich auf einen Auftrag. Es werden die Sollkosten, die Istkosten und die Mitlaufenden Kosten, ggf. der Istkostenanteil in % und die Abweichung in % angezeigt. Über die variablen Sichten können benutzerspezifische Bildschirmdarstellungen eingerichtet werden. Die Auftragskalkulationsstruktur-Anzeige berücksichtigt auch zugeordnete Standardvorkalkulationen. Eine manuelle Änderung von Kalkulationsstrukturen ist über die Auftragskalkulationsanzeige (Kontextmenütransaktion „Auftragsstruktur verwalten") möglich.
Folgende Anzeigen sind möglich:

  • Anzeigen einer Kalkulationszusammenfassung (Soll-, Ist- und mitlaufende Kosten)
  • Anzeigen der folgenden Kosten (jeweils Soll- , Ist- und Mitlaufend) für diese Fertigungsstufe und alle vorherigen Fertigungsstufen:
    • Materialkosten
    • Fertigungskosten
    • Externe Kosten
    • Sondereinzelkosten

Falls aktiviert, können auch Daten aus der mitlaufenden Auftragskalkulation eingebunden werden.


Reorganisation der Datenbanken

Im Gegensatz zur Standardvorkalkulation gibt es für die Auftragskalkulationen keine eigenen Datenbanken, sondern nur Datenbanksegmente. Die Reorganisation erfolgt deshalb nicht separat, sondern zusammen mit der Reorganisation der Fertigungsaufträge.


Kalkulationsabschluss setzen


Die Funktion „Kalkulationsabschluss setzen" ermöglicht die Lagerzugänge aus Fertigungsaufträgen nachträglich mit den Ist-Herstellkosten aus der zugehörigen Auftragsnachkalkulation zu bewerten.

Hinweis

Vor Aktivierung bzw. Nutzung der Funktion sollten unbedingt mit einem oxaion-Berater die daraus resultierenden Buchungen und Auswirkungen auf das Lagermodul, die Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung besprochen werden. Insbesondere bei einer Aktivierung, die deutlich später nach einem Produktivstart mit oxaion liegt, müssen die Auswirkungen bzgl. der vergangenen/alten Fertigungsaufträge besprochen und der Umgang damit festgelegt werden!


Mit der Funktion "Kalkulationsabschluss setzen" werden folgende Aktionen ausgeführt:

  1. Die Fertigungsaufträge werden hinsichtlich der Rückmeldungen und der Werte der Auftragsvor- und Auftragsnachkalkulation „eingefroren", d.h. es können keine Auftragskalkulationen mehr durchgeführt und auch keine Rückmeldungen bzw. Stornierungen von Rückmeldungen getätigt werden. Es wird im Fertigungsauftrag das Kennzeichen „Kalkulationsabschluss" auf „Ja" und das Datum, wann der Kalkulationsabschluss durchgeführt wurde, gesetzt.
  2. Es erfolgt eine Neubewertung der ursprünglichen Lagerzugänge aus den Fertigungsaufträgen mit den Ist-Herstellkosten aus den zugehörigen Auftragsnachkalkulationen. Dazu werden die ursprünglichen Auftrags(teil)ende-Meldungen mit dem zugehörigen Bewertungspreis storniert und erneut mit den Ist-Herstellkosten eingebucht. Abhängige Buchungen, z.B. retrograd gebuchte Materialentnahmen, werden weder storniert noch neu eingebucht.
  3. Über die Vorlauftabelle VRLP19 kann festgelegt werden, ob und in welches Artikelstamm-Preisfeld die Ist-Herstellkosten des dem Lager zu gebuchten Artikels fortgeschrieben werden.


Die Funktion kann nur eingesetzt werden, wenn folgende Voraussetzung je Fertigungsauftrag erfüllt sind:

  1. Der Fertigungsauftrag muss beendet sein, also eine AE-Rückmeldung gebucht sein.
  2. Es darf weder eine Anforderung zur Durchführung einer Auftragsvor- noch einer Auftragsnachkalkulation existieren.
  3. Die Auftragskalkulation muss eine Fehlerwertigkeit größer gleich dem Grenzwert aus der Tabelle VRLP19 haben, wenn ein Grenzwert in der Tabelle VRLP19 angegeben ist. Damit kann gesteuert werden, dass die Ist-Herstellkosten der Auftragsnachkalkulation korrekt sind.
  4. Bei Aufruf der Funktion kann zusätzlich die Prüfung, ob für alle Dienstleistungs-Vorgänge („verlängerte Werkbank") eine Rechnungsprüfung erfolgt ist, aktiviert werden. Diese Prüfung kann u.U. relevant sein, damit sichergestellt wird, dass die Ist-Herstellkosten realistisch sind.
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