In diesem Kapitel ist das Berechnungsverfahren der Auftragsvorkalkulation beschrieben
Im Gegensatz zur Standardvorkalkulation wird bei der Auftragsvorkalkulation auf Sollwerte aus dem Auftrag (Auftragskopf, Materialpositionen, Auftragsarbeitsgänge) zugegriffen.
Berechnung der Kostenarten
Materialeinzelkosten
Materialeinzelkosten errechnen sich ausschließlich aus den Preisen der Kaufteile der Auftragspositionen nach folgender Entscheidungstabelle:
Preise aus Bestellung/Rechnung | 0 | 0 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 |
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Es existiert eine Rechnung | - | - | J | J | J | - | - | - |
Es existiert eine Bestellung mit Bestelltermin vor Bedarfstermin | - | - | J | J | - | J | - | - |
Bestellung ist aktueller als Rechnung | - | - | J | - | - | - | - | - |
Preise aus Stüli = "J" (Tabelle VRLP35) | J | - | - | - | - | - | J | - |
Kaufteil-Preis = Preis aus Rechnung |
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| X | X |
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Kaufteil-Preis = Preis aus Bestellung |
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| X |
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| X |
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Kaufteil-Preis = Preis aus Stückliste falls > 0, sonst Teilestamm | X |
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| X |
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Kaufteil-Preis = Preis aus Teilest. gemäß Tabelle FRD570 |
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| X |
Die Tabelle ist wie folgt zu verstehen: Je nach Einstellung des Parameters "Preise aus Bestellung/Rechnung" der Tabelle VRLP35 und je nach dem welche grau hinterlegten Gegebenheiten zutreffen, wird ein unterschiedlicher Kaufteil-Preis zur Berechnung der Materialeinzelkosten herangezogen.
Beispiel:
Der Parameter "Preise aus Bestellung/Rechnung" der Tabelle VRLP35 hat den Wert "1". Der Wert 1 bedeutet, dass der Preis aus der Bestellung oder Rechnung gezogen wird.
Zu diesem Teil existiert eine Rechnung, der Bestelltermin der Bestellung liegt vor dem Bedarfstermin und die Bestellung ist aktueller als die Rechnung. Ebenso ist der Parameter "Preis aus Stücklistenposition" der Tabelle VRLP35 nicht angehackt.
Durch diese Konstellation ist der Kaufteil-Preis für die Materialeinzelkosten der Preis aus der Bestellung.
Wird der Parameter „Preise aus Bestellung/Rechnung" aus der Tabelle VRLP35 auf den Wert „2" gesetzt, gelten die Regeln aus den Spalten mit dem Wert „0" für "Nicht-DEP-Teile" und die Regeln aus den Spalten mit Wert „1" für DEP-Teile (diskret geplante Teile). Bei der Berechnung von Dienstleistungs-Kosten ist zu beachten, dass Dienstleitungs-Teilenummer DEP-Teile sind.
Es wird nur die jeweils jüngste Rechnung bzw. Bestellung vor dem Bedarfstermin herangezogen.
Die Materialeinzelkosten aller Materialpositionen werden auf Auftragsebene in das Feld Materialkosten-Soll (i) diese Stufe addiert.
Bei „Kaufteilen mit Beistellungen" gilt folgende besondere Preisermittlungs-Logik:
- Die Ermittlung des Kaufteil-Preises erfolgt wie in obiger Tabelle beschrieben, bis auf die Besonderheit, dass für „Kaufteile mit Beistellungen" in der Tabelle VRLP35ein spezieller Parameter zur Eingabe eines eigenen Preisfeldindex vorgesehen ist. Über diesen Preisfeldindex wird gegebenenfalls der Preis des Kaufteiles gemäß der Logik der obigen Tabelle ermittelt.
- Wird ein Preis für das Kaufteil über ein Durchschnittspreisfeld (z.B.: alter oder neuer Durchschnittspreis bzw. Durchschnittspreis zum Stichtag) ermittelt, findet keine weitere Preisfindung für die Beistellungen statt, da davon auszugehen ist, dass in dem Durchschnittspreis des Kaufteiles die Kosten der Beistellungen schon enthalten sind (siehe auch EKS-Beistell-Abwicklung).
- Wird das Kaufteil mit einem Bewertungspreis ungleich einem Durchschnittspreis bewertet, dann werden die Kosten der Beistellungen zu dem Kaufteil über eine Produktkalkulation der Beistell-Stückliste des Kaufteiles ermittelt. Dazu muss eine Kalkulation für die Beistell-Stückliste unter der in der Tabelle VRLP35hinterlegten Kalkulationsart existieren. Damit wird sichergestellt, dass alle Kosten der Beistellungen (auch für eigengefertigte Teile) berücksichtigt werden.
Materialgemeinkosten
Über die dem Teil zugeordneten Materialgemeinkostenschlüssel und der Kalkulationsart (aus der Tabelle VRLP35) werden die Materialgemeinkosten berechnet. Die Ermittlung der Zuschlagssätze erfolgt wie in Abschnitt „Gemeinkosten / Zuschläge" beschrieben.
Falls die Materialgemeinkosten in Prozent angegeben sind gilt die Formel (1) und falls die Materialgemeinkosten als Betrag angegeben sind gilt die Formel (2):
Die errechneten Materialgemeinkosten aller Materialpositionen werden auf Auftragsebene in das Feld Materialgemeinkosten-Soll (i) diese Stufe addiert.
Externe Stückkosten
Die Kosten der externen Arbeitsgänge können direkt oder als Dienstleistungsnummer in den Auftrags-Arbeitsgang eingegeben werden.
Die externen Stückkosten direkt im Auftrags-Arbeitsgang werden mit der Formel (1) berechnet und mit einer Dienstleistungsnummer wird die Formel (2) angewendet.
Bei Angabe einer Dienstleistungsnummer erfolgt die Berechnung analog der Berechnung der Materialeinzelkosten, auch wenn externe Stückkosten angegebenen sind.
Die errechneten externen Kosten werden auf Auftragsebene in das Feld Stückkosten-extern-Soll diese Stufe addiert.
Fertigungseinzelkosten
Wie bei den Bezugsgrößen bereits beschrieben kann man mit bis zu 10 Bezugsgrößen pro Arbeitsgang kalkulieren.
Die speziellen Bezugsgrößenmengen Maschinen- bzw. Personalzeiten werden wie folgt berechnet:
Die Personal- und die Maschinenzeiten werden wie folgt ermittelt:
- Falls Maschinenzeit > 0 und Personalzeit = 0, dann Personalzeit = Maschinenzeit
- Falls Maschinenzeit = 0 und Personalzeit > 0, dann Maschinenzeit = Personalzeit
Die Personalzeit kann über die Anzahl der Personen auf null gesetzt werden, die Maschinenzeit dagegen ist dann 0, wenn auch die Personalzeit = 0 ist.
Des Weiteren kann über die Arbeitsplatzart (Tabelle FRD513; hinterlegt im Arbeitsplatz des betreffenden Arbeitsganges) gesteuert werden, ob Personen und/oder Maschinenkosten berechnet werden.
Die restlichen Bezugsgrößenmengen werden mit folgender Formel (Bezugsgrößenmenge) berechnet. Für alle Bezugsgrößen gilt die Formel der Bezugsgrößenkosten.
Fertigungseinzelkosten je Arbeitsgang:
Die errechneten Fertigungseinzelkosten (i) werden auf Auftragsebene in das Feld Fertigungskosten-Soll (i)diese Stufe addiert.
Als Bezugsgrößenkostensätze werden entweder die Plan-Kalkulationssätze, wenn mit Plan-Werte gerechnet wird, oder die Ist-Kalkulationssätze verwendet (siehe Kalkulationsarten-Tabelle VRLP35). Die Kostensätze werden in den Programmen Plan-Kalkulationssätze verwalten (US13500) und Ist-Kalkulationssätze verwalten (US13400) verwaltet.
In Tabelle VRLP35 wird festgelegt, mit welchen Kalkulationssätzen gerechnet wird.
Fertigungsgemeinkosten
Über die dem Arbeitsplatz zugeordneten Fertigungsgemeinkostenschlüssel und der Kalkulationsart (aus der Tabelle VRLP35) werden die Fertigungsgemeinkosten berechnet. Die Ermittlung der Zuschlagssätze erfolgt wie in Abschnitt Gemeinkosten / Zuschläge beschrieben.
Falls die Fertigungsgemeinkosten in Prozent angegeben sind gilt die Formel (1) und falls die Fertigungsgemeinkosten als Betrag angegeben sind gilt die Formel (2):
Die errechneten Fertigungsgemeinkosten werden auf Auftragsebene in das Feld Fertigungsgemeinkosten-Soll (i) diese Stufe addiert.
Betriebsmittelkosten
Für jeden Auftrags-Arbeitsgang, dem mindestens ein Betriebsmittel zugeordnet ist, erfolgt die Berechnung der Betriebsmittelkosten pro Betriebsmittel wie folgt:
Die Betriebsmittelkosten werden auf Auftragsebene in das Feld Betriebsmittelkosten diese Stufe addiert.
Sondereinzelkosten Fertigung / Vertrieb / Konstruktion
Dem Fertigungsauftrag können Sonderkosten der Fertigung (SOKF), des Vertriebes (SOKV) und der Konstruktion (SOKK) zugeordnet werden. Die hinterlegten Sonderkosten werden in die Auftragsvor- und Auftragsnachkalkulation als absolute Werte übernommen. Sind im Fertigungsauftrag keine Sonderkosten hinterlegt, so erfolgt eine Übernahme der Sonderkosten aus dem Teilestamm. Sind dort ebenfalls keine Sonderkosten angegeben, so werden die Sonderkosten aus dem Kostenträgerstamm entnommen, wenn dem betreffenden Teilestammsatz ein Kostenträger zugeordnet ist.
Weitere Kosten
Die Berechnung der Verwaltungs-, der Vertriebs und der Entwicklungsgemeinkosten, sowie der Verpackungs- und Frachtkosten, sowie Skonto/Bonus-, Provisions- und Gewinnzuschlag erfolgt analog der Standardvorkalkulation.
Übernahme der Kostenarten der vorherigen Stufen
Wie in der Auftragskalkulationsstruktur festgelegt, werden aus vorherigen Stufen die einzelnen Kostenarten der Herstellkosten und die Sonderkosten entsprechend den Mengenverhältnissen umgerechnet und übernommen.
Bewertung der Lagerzugänge von Modelteilen
In der Tabelle VRLP53 im Parameter 09 ("Bew Mdlteil Vorkalk" = J/N) kann festgelegt werden, ob ein Modellteil mit den Herstellkosten aus der Auftragsvorkalkulation ans Lager gebucht werden soll.
Modellteile sind Teile, die im Teilestamm in der Lasche „Variantengenerator" ein Modellkennzeichen = 0 (="Sachmerkmale möglich") oder 1 (="Sachmerkmale Pflicht") haben.