Hinterlegte Preise für bestimmte Sachmerkmalsausprägungen werden im Rahmen der Preisfindung als Zu- oder Abschläge auf den Grundpreis einer Belegposition berücksichtigt. Die Pflege von Verkaufspositionen wird im Bereich Verfahrenshandbuch Verkauf und Einkaufspositionen im Verfahrenshandbuch Einkauf genauer betrachtet .
Die Preise für Sachmerkmalsausprägungen werden anhand eines gestaffelten Verfahrens ermittelt, auf das später im Detail eingegangen wird. Die Sachmerkmalspreise können auch manuell pro Verkaufsauftragsposition bzw. Bestellposition angegeben werden. Sie können natürlich in den entsprechenden Belegdruckprogrammen in den Modulen Vertrieb und Einkauf in geeigneter Form gedruckt werden.
Wichtig ist, dass mit Modellartikeln gearbeitet wird (siehe Modellartikeltyp im Artikelstamm).
Preisfindungsverfahren festlegen
Im Programm Artikel (US17000) können unter der Lasche "Variantengenerator" verschiedene Preisfindungsverfahren über den Parameter "Modellartikelpreisfindung" (FRDPKM) eingestellt werden. Zusätzlich zum Grundpreis können folgende Aufschläge definiert werden (nicht kombinierbar):
Preisfindungsverfahren | Beschreibung |
---|---|
Sachmerkmalspreise | Summe der Sachmerkmalspreise |
Komponentenpreise | Preisrelevante Komponenten, das heißt die Einstellungen in Sachmerkmalsdefinition und Sachmerkmalsausprägung werden nicht berücksichtigt. (nicht für Einkauf) |
Hinterlegung Preise für Sachmerkmale
Das Sachmerkmal muss im Programm Sachmerkmalsdefinitionen (US12800) als preisrelevant gekennzeichnet sein, sodass der Preis pro Sachmerkmal im Programm Sachmerkmalsausprägungen (US15200) verwaltet werden kann. Die Sachmerkmalspreise beziehen sich immer auf die lagerführende Mengeneinheit des Artikels aus der Austrags- bzw. Bestellposition.
Im Programm Preislisten und Preise (US11870) können Preislisten für Sachmerkmale hinterlegt werden. Mengenstaffeln, Sonderpreise für bestimmte Kunden bzw. Lieferanten können darüber abgebildet werden. Diese Preise verstehen sich als Zu-/Abschläge und können deshalb auch negativ sein.
Über beide Variationen können Defaultpreise für die Ausprägungen artikelspezifisch oder artikelübergreifend erfasst werden.
Preisfindung für belegspezifische Sachmerkmale
Die Preisfindung wird im Rahmen der Verkaufsauftrags- sowie der Bestellpositionsverwaltung durchgeführt.
Nach der Ermittlung des Grundpreises für eine neu erfasste Belegposition wird automatisch in das Verwaltungsprogramm für belegspezifische Sachmerkmale US21012 verzweigt. Das genannte Programm kann für bereits erfasste Belegpositionen über die Funktion "Sachmerkmale"(Shift+F11) oder über das Kontextmenü "Sachmerkmale verwalten" aufgerufen werden.
Hier können pro Sachmerkmal die gewünschten Ausprägungen angegeben werden. Ist ein Sachmerkmal preisrelevant, kann für dessen Ausprägung ein Preis angegeben werden. Erfolgt keine manuelle Eingabe des Preises, so wird dieser maschinell ermittelt. Für nicht preisrelevante Sachmerkmale sind die entsprechenden Eingabefelder gesperrt. Die Summe der Sachmerkmalspreise wird in Form eines Zu- oder Abschlages auf den Grundpreis des Artikels verwendet.
Sachmerkmalspreise werden gemäß nachfolgend beschriebenem Verfahren ermittelt:
- Preis aus evtl. in Belegposition angegebener Preisliste
- Sonderpreise auf Kunden-/Lieferantenebene
- Preis aus Preisliste, die bereits zuvor bei der Preisfindung des Grundpreises für die Belegposition gefunden wurde (*)
- Preis aus Preisliste im Kunden-/Lieferantenstamm
- Preis aus Sachmerkmalsprüfdatei (nur wenn Währung = Firmenwährung, da Preise in der Sachmerkmalsprüfdatei immer in Firmenwährung hinterlegt werden)
(*) Die Preisliste kann verwendet werden, wenn ein Grundpreis für die Belegposition über eines der folgenden Verfahren gefunden wurde:
- Preisliste manuell
- Preisliste aus Kunden-/Lieferantenartikelstamm
- Preisliste aus Kunden-/Lieferantenstamm
- Preisliste zur Firma (nur Verkauf)
Die beschriebene Zugriffsreihenfolge 1. bis 5. ist festgelegt und kann nicht (z.B. durch Hinterlegung unterschiedlicher Verfahren für Sachmerkmalspreise im Programm US13000 "Verfahren für Preise verwalten") geändert werden.
Die hier ermittelten Preise beziehen sich per Definition alle auf die lagerführende Mengeneinheit des Artikels, das in der zugehörigen Belegposition steht. Werden also Sachmerkmale in unterschiedlichen Artikeln verwendet, so ist unbedingt darauf zu achten, dass die lagerführende Mengeneinheit gleich ist. Ansonsten wäre die Mengenbasis für diese Sachmerkmalspreise bei unterschiedlichen Artikeln oder Belegpositionen verschieden, was zu unerwarteten Preisen führen kann, falls mit der hier beschriebenen Sachmerkmalspreisfindung gearbeitet wird.
Weichen die in den Preislisten hinterlegten und maschinell ermittelten Preisdimensionen von der in der Belegposition vorhandenen Preisdimension ab, so erfolgt eine Umrechnung der Preise auf die Preisdimension auf der Belegposition. Gleiches gilt bei manuell eingetragenen Sachmerkmalspreisen (mit Dimension).
Nach der Verwaltung der belegspezifischen Sachmerkmale im Programm US21012 werden in der Verkaufsauftragsposition (Programm VK20110) bzw. Bestellposition (Programm EK20110) die Einzelpreise der Sachmerkmalsausprägungen mit dem Grundpreis kumuliert und in der Belegposition angezeigt. Anschließend läuft die Rabattfindung. Dies bedeutet, dass sich Rabatte immer nur auf den Gesamtpreis beziehen.
Sowohl der Grundpreis als auch der Gesamtpreis können in der Belegposition verwaltet werden. Wird der Bruttopreis nachträglich geändert, so wirken sich diese Änderungen direkt auf den Grundpreis aus (er wird automatisch angepasst und darf auch negativ werden). Wird umgekehrt der Grundpreis geändert, so wird automatisch der Gesamtpreis mit geändert, wenn der zuvor eingetragene Gesamtpreis gelöscht wird. Die Preise in der Sachmerkmalsausprägungsdatei bleiben hiervon jeweils unberührt.
Wenn es sich beim in der Belegposition stehenden Artikel um ein Modellartikel handelt, so muss die Mengeneinheit des Preises mit der lagerführenden Mengeneinheit des Artikels identisch sein (vgl. auch oben).
Preissachmerkmal
In der Vorlauftabelle VRLU25 kann ein Sachmerkmalsname für die Preisermittlung hinterlegt werden. Die Ausprägung dieses Sachmerkmals, das als numerisch und preisrelevant definiert sein muss, wird automatisch in den Sachmerkmalspreis eingestellt. Damit ist es möglich über eine Modellartikelformel einen Sachmerkmalspreis zu ermitteln, der von einer Kombination verschiedener Sachmerkmalsausprägungen abhängt.
Die Modellartikelformel wird dabei unter der Lasche ‚Variantengenerator" des Artikelstamms (US17000) angegeben. Die zugehörigen Formeln können hierbei unter der Kennung T2 mit dem Programm US16011 verwaltet werden. Lesen Sie hierzu bitte die Bedienerhilfe der entsprechenden Programme und die Dokumentation zum Variantengenerator.
Preisfindung über preisrelevante Komponenten (Preis-Stückliste)
Gilt nicht für Einkauf.
In Tabelle VRLU25 ist der Stücklistentyp zu hinterlegen, mit dem die Auflösung der Preis-Stückliste erfolgen soll. Standardeinstellung ist ‚6". Genau so wie für die Fertigung kann die Auswahl von Komponenten über Entscheidungstabellen erfolgen, ebenso können Daten der Stücklistenposition, z.B. die Menge, über Formeln manipuliert werden.
Nach der Eingabe der Sachmerkmale findet eine Stücklistenauflösung mit dem vorgegebenen Typ statt. Für jede Komponente erfolgt eine Preisfindung wie bei normalen Auftragspositionen, aber ohne Rabatt-Ermittlung. Anschließend werden die preisrelevanten Komponenten zur Verwaltung angeboten. Der Einzelpreis und die Preisdimension der Komponenten können verwaltet werden. Bei Preis = 0 und Preisdimension = leer wird die Preisfindungsroutine verwendet, um den Preis neu zu ermitteln. Aus der Menge der Position, dem Materialbedarf, der Preisdimension der Auftragsposition und der Preisdimension der Preis-Komponente wird ein Zuschlag pro Einheit des Endprodukts ermittelt. Die Summe dieser Zuschläge wird zum Grundpreis addiert, um den Preis der Position zu ermitteln.
Beispiel: Eine Feldspritze hat einen Grundpreis von EUR 200,- Es wird die Länge des Spritzgestänges vorgegeben, jeder Meter kostet EUR 12,- Außerdem werden alle 0,6 m Düsen montiert, deren Form gewählt werden kann. Es gibt Form A für EUR 3,,-Form B für EUR 4, pro Stück und Form C für EUR 51,- pro 10 Stück. Außerdem werden für jeden Auftrag Rüstkosten in Höhe von EUR 200,- in Rechnung gestellt. Abgebildet wird das über einen Dummy-Artikel RUKO, das für EUR 100,- Rüstkosten steht.
In der Modellartikelentscheidungstabelle wird sichergestellt, dass die Länge durch 0,6 teilbar ist.
Über eine Formel der Sachmerkmalsleiste wird die Anzahl Düsen ermittelt.
Die Stückliste besteht aus folgenden Komponenten:
Bei einer Auftragsmenge von 3, Gestängelänge von 6 m und Form C ergibt sich:
- Gestängepreis: 6m x EUR 12,- / m = EUR 72,-
- 11 Düsen zum Preis von EUR 51,-/10 St. = EUR 56,10
- 2 x EUR 100,- Rüstkosten, aufgeteilt auf 3 Stück (Auftragsmenge) = EUR 66,67
- Preise addiert + Grundpreis 200,- ergibt
Drucken der Sachmerkmalspreise auf Auftragsbestätigung und Rechnung
Abhängig vom Kennzeichen "Einzelpreise für Sachmerkmalsausprägungen drucken" im Kundenstamm (VK10100), Zahlungsbedingungen werden diese Preise einzeln ausgewiesen oder nicht. Die Preise werden natürlich nur dann gedruckt, wenn Sachmerkmalspreise gefunden wurden und die Sachmerkmale preisrelevant sind.
Der Grundpreis der Auftragsposition wird generell extra ausgewiesen. Werden Rabatte auf Auftragsbestätigung und Rechnung nicht ausgewiesen (Ausweisart Rabatte "2"), so werden Grundpreis und Sachmerkmalspreise nur bei Positionen ohne Rabatte ausgewiesen.
Drucken der Sachmerkmalspreise auf Bestellung
Abhängig vom Kennzeichen "Einzelpreise für Sachmerkmalsausprägungen drucken" im Lieferantenstamm (EK10100), Zahlungsbedingungen werden diese Preise einzeln ausgewiesen oder nicht. Die Preise werden natürlich nur dann gedruckt, wenn Sachmerkmalspreise gefunden wurden und die Sachmerkmale preisrelevant sind.
Der Grundpreis der Bestellposition wird generell extra ausgewiesen.
Aufruf Angebotskalkulation
Gilt nicht für Einkauf.
Der Aufruf der Sofortkalkulation ist nicht nur im Zusammenhang mit der Preisfindung unter Berücksichtigung von Sachmerkmalen zu sehen. Vielmehr ist es generell möglich (also auch für Verkaufsauftragspositionen, die keine Modellartikel sind), diese Kalkulation direkt aus der Auftragspositionsverwaltung heraus aufzurufen. Natürlich berücksichtigt die Angebotskalkulation bei Modellartikeln auch die auftragsbezogenen Sachmerkmale.
Diese Funktion setzt voraus, dass das Modul "PPS" installiert ist und dass Arbeitspläne, Arbeitsplätze und Stücklisten vorhanden sind. Bei der Kalkulation werden Produktkosten mit Hilfe dieser Stücklisten, Arbeitspläne, Arbeitsplätze und Tabellenwerte ermittelt. Der Variantengenerator wird voll unterstützt. Bezüglich weiterer Details sei auf das Verfahrenshandbuch "Kalkulation" hingewiesen.
Das entsprechende Programm wird über die Funktion "Kalkulation"(Shift+F7) aus der Auftragspositionsverwaltung direkt aufgerufen.
Über das Programm "Auftragsspezifische Benutzeroptionen" (VK20113) wird in das Verwaltungsprogramm der zugehörigen Vorlaufparameter verzweigt. Über das Feld "Kalkulationsergebnisse anzeigen" steuert man, ob die Kalkulationsergebnisse im Dialog angezeigt werden oder der errechnete Preis sofort an das rufende Programm zurückübertragen wird.
Treten bei der Kalkulation Fehler auf, so werden diese vom System protokolliert. Ist das oben genannte Kennzeichen "J", wird das Fehlerprotokoll im Dialog angezeigt. Ansonsten wird eine Fehlermeldung ausgegeben, die den Anwender auf dieses Protokoll hinweist.
In der Vorlauftabelle VRLV14 werden die Übergabedaten an die Kalkulationsprogramme hinterlegt. Diese Tabelle ersetzt das Leitdatenprogramm, in dem beim Aufruf der Standardvorkalkulation die Eingaben manuell vorgenommen werden. Die Bedienerhilfe der Vorlauftabelle enthält weitergehende Informationen.
Es werden stets die Kosten der Spalte *Voll* aus der Kalkulation in die Auftragsposition zurückübertragen.
Die so ermittelten Preise können in der Auftragsposition nachträglich manuell geändert werden.