Einleitung
Aktiv chaotische Lagerbestandsführung ist eine Art der Lagerorganisation, bei der Ein- und Auslagerungsprozesse vom System aktiv unterstützt werden. Praktisch heißt dies, dass der Anwender im Wesentlichen nur noch Artikelnummer, Menge und Lagerort vorgibt, und das System vorschlägt, auf welchen Lagerplatz des vorgegebenen Lagerortes eingelagert werden soll bzw. von welchem Lagerplatz die Menge abgezogen werden kann.
Diese Aufgabe kann das System nur dann erfüllen, wenn lagerortspezifische Gegebenheiten in ihm abgebildet sind und gewisse Ablaufregeln beachtet werden. In diesem Rahmen sollen die Grundlagen, auf denen die aktiv chaotische Bestandsführung in oxaion basieren, und ihre Funktionsweise beschrieben werden.
Grundlagen
Allgemeines
Voraussetzung für aktiv chaotische Lagerbestandsführung eines Lagerortes ist seine Organisation mit Lagerplätzen und eine entsprechende Kennzeichnung, dass der Lagerort aktiv chaotisch geführt wird. Der Lagerort muss bei seiner Einrichtung im System durch entsprechende Angaben im Programm Lagerortstamm verwalten (US16600) oder bei Lagergruppendisposition auch mit Hilfe des übergreifenden Programms Lagerstämme verwalten (US16590) bestimmt werden. Hierzu werden die Felder "Kennzeichen Lagerplatzorganisation" und "Kennzeichen aktiv chaotisches Lager" auf Maske "Lagerplatz" angeklickt.
Im folgenden Abschnitt wird beschrieben, wie im System das so genannte Lagerabbild kenntlich gemacht wird.
Lagerabbild
Jedes aktiv chaotische Lager hat eine Lagerplatzverwaltung. Ein Lagerplatz setzt sich aus fünf Komponenten zusammen:
- Halle
- Gang
- Seite
- Zeile
- Spalte
Zu der Einbringung des Lagerabbildes in das System sind die Lagerplätze des entsprechenden Lagerortes zu benennen. Dafür gibt es das Programm ACL-Lagerplätze (in Massen) anlegen (LB15240), mit dessen Hilfe ein gewünschtes "ACL-Lagerabbild" erzeugt werden kann. Ebenfalls können Lagerplätze im Dialog über das Programm Aktiv chaotische Lagerorte (ACLs) verwalten (LB15200) oder bei Lagergruppendisposition auch mit Hilfe des übergreifenden Programms Lagerstämme verwalten (US16590) neu angelegt werden. Alle fünf Lagerplatzkomponenten sind alphanumerisch definiert; als Eingabe für die Spalte sind allerdings nur Werte zwischen "001" und "999" zugelassen.
Jedem Lagerplatz ist sein Lagerfachtyp mitzugeben, über den die räumlichen Dimensionen des Lagerplatzes dem System kenntlich gemacht werden. Es können nur Fachtypen angegeben werden, die in der Tabelle FRD410 hinterlegt sind.
Ferner ist den Lagerplätzen eine maximale Belastbarkeit zuzuordnen, damit eine Überlastung der Lagerflächen ausgeschlossen bleibt. Die Angaben beziehen sich dabei auf die Mengeneinheit, die im Firmenstamm als "Mengeneinheit für Gewicht" ist. Es können nur solche Artikel auf einen Lagerplatz eingelagert werden, die entweder in dieser Mengeneinheit geführt werden (lagerführende Mengeneinheit) oder aber diese Mengeneinheit als abweichende Mengeneinheit mit entsprechenden Umrechnungsfaktoren im Artikelstamm hinterlegt haben.
Zur Vereinfachung der Eingabe im Programm ACL-Lagerplätze (in Massen) erfassen (LB15240) sind pro aktiv chaotisch geführtem Lagerort und Fachtyp Angaben "von-bis" für die Lagerplatzkomponenten Zeile und Spalte möglich. Hierbei verstehen sich die fünf Felder unabhängig voneinander, wie das folgende Beispiel verdeutlicht:
Halle | 001 | ||
---|---|---|---|
Gang | 01 | ||
Seite | L | ||
Zeile | 005 | bis | 006 |
Spalte | 001 | bis | 002 |
Ist Kurzangabe für die Benennung der vier Lagerplätze
001 01 L 005 001
001 01 L 005 002
001 01 L 006 001
001 01 L 006 002
Zur Unterstützung der Ein- und Auslagerungsstrategie, auf die weiter unten eingegangen wird, kann den spezifizierten Lagerplätzen noch ein Kennzeichen aus der Tabelle FRD423 mitgegeben werden, das sie gewissen Bereichszonen innerhalb des Lagerortes (Nah-, Mittel- bzw. Hinterbereichszone) zuordnet. Hierfür muss allerdings in der Vorlauftabelle VRLLAC vereinbart sein, dass überhaupt mit Lagerbereichen gearbeitet wird.
Mit dem Verwaltungsprogramm Aktiv chaotische Lagerorte (ACLs) verwalten (LB15200) können Lagerplätze angelegt, geändert, kopiert, gelöscht und angezeigt werden. Geändert und gelöscht werden können nur Lagerplätze, auf denen nichts (mehr) gelagert ist und die auch nicht reserviert sind. Ferner können über dieses Programm Lagerplätze für zukünftige Einlagerungsvorgänge gesperrt und auch wieder freigegeben werden. Gesperrte Lagerplätze erkennt man im ACL-Lagerabbild-Explorer an einem dem Lagerplatz vorangestellten "J".
Wie oben ausgeführt, ist jedem Lagerplatz eines aktiv chaotisch geführten Lagerortes ein Fachtyp zugeordnet, der in Tabelle FRD410 hinterlegt sein muss. In der Tabelle stehen als Information über diesen Fachtyp neben einem zugehörigen Klartext (Parameter 01) seine räumlichen Ausmaße Länge/Breite/Höhe (Parameter 02/03/04) jeweils als Ziffernfolge; die Längeneinheit, auf die sich diese Zahlen beziehen, steht in Parameter 05.
Charakteristisch für die Realisierung des aktiv chaotischen Lagers in oxaion ist die Tatsache, dass eine Menge eines Artikels stets in Bezug zu einem so genannten Lagerhilfsmittel stehend ein- bzw. ausgelagert wird. Unter einem Lagerhilfsmittel ist eine Art Behältnis bzw. Verpackungsmittel zu verstehen, dessen Typ in der Tabelle FRD411 hinterlegt ist. Als mögliche Lagerhilfsmitteltypen wären z.B. aufzuführen: Gitterbox, Kiste, Sack, Palette. In der Tabelle FRD411 sind zu jedem Lagerhilfsmitteltyp neben einem Klartext (Parameter 01) seine räumlichen Ausmaße Länge/Breite/Höhe (Parameter 03/04/05) aufgeführt. Parameter 06 enthält die Längeneinheit, auf die sich die Angaben beziehen.
Die im Lagerort erfassten Lagerhilfsmittel sind durch Lagerhilfsmittelnummern innerhalb dieses Lagerortes eindeutig gekennzeichnet. Für jedes aktiv chaotische Lager sind über das Programm "Lagerhilfsmittelnummern erfassen" (LB15100R) zunächst einmal ein Vorrat an Nummern anzulegen, aus dem das System im Bedarfsfalle zugreifen kann.
Lagerfach- und Lagerhilfsmitteltypen sind in den Tabellen FRD410 und FRD411 global (über alle aktiv chaotischen Lagerorte, unter Umständen sogar über alle Firmen hinweg) definiert. Neben räumlichen Beschränkungen, dass manches Lagerhilfsmittel einfach nicht in ein Lagerfach hineinpasst, kann es aber auch sein, dass nicht in allen aktiv chaotisch geführten Lagerorten jeder Fachtyp prinzipiell mit Lagerhilfsmitteln sämtlicher Typen beschickt können werden soll: Thermoboxen sollen stets in ein Kühllager, in ein den Witterungseinflüssen ausgesetztes Lager dürfen nur geschlossene Behältnisse eingelagert werden usw.
Eine entsprechende Zuordnung, welche Lagerhilfsmitteltypen in welchem Fachtyp welches chaotischen Lagers gelagert sein können, erfolgt durch das Programm Lagerfachtypen verwalten (LB15500). Hier werden die drei Größen Lagerort, Fachtyp und Lagerhilfsmitteltyp einander zugeordnet und mit weiteren Daten gepflegt.
Bei Neuanlage einer solchen Zuordnung erfolgt sofort eine Prüfung, ob die Maße des Lagerhilfsmitteltyps mit denen des Fachtyps verträglich sind, d.h. ob ein Lagerhilfsmittel des angegebenen Typs aufgrund seiner Länge, Breite und Höhe überhaupt in das Fach passt. Ist dies der Fall, berechnet das System die maximale Anzahl von Lagerhilfsmitteln dieses einen Typs, die das Fach aufnehmen kann. Durch das Verwaltungsprogramm kann diese automatisch ermittelte maximale Anzahl reduziert werden.
Über das Programm Relation Artikel pro LHM-Typ verwalten (LB15600) wird die so genannte Relationendatei verwaltet, in der eine quantitative Zuordnung von Artikel und Lagerhilfsmittel erfolgt. Auf diese Weise kann das System automatisch feststellen, bis zu welchem Grad ein Lagerhilfsmittel mit einem gewissen Artikel gefüllt ist. Dies ist für Prüfungen bei der Einlagerungsvorgabe "Zulagern" wie auch für die automatische Einlagerung wichtig, wie sie weiter unten beschrieben ist.
In der bisherigen Beschreibung mussten die Ausmaße eines Lagerhilfsmittels stets kleiner gleich denen des Faches sein. Da die Lagerplätze (Fächer) aber nicht notwendig zu den Seiten hin geschlossen sein müssen, ist es denkbar, dass Lagerhilfsmittel über zwei oder mehrere Lagerplätze hinweg gelagert werden. Diese Information, ob ein Lagerplatz gegebenenfalls noch auf seinen rechten Nachbarn hin verlängert werden kann, wird bei Definition des Lagerabbildes festgelegt (‚überlängengeeignet Ja/Nein').
Funktionsweise
Einlagerungen sind sowohl über den Wareneingang Modul Einkauf als auch über die Rückmeldungen Modul Produktion und das Lagerbuchungsprogramm, Auslagerungen über das Lagerbuchungsprogramm und den Weg des Entnahmescheins möglich. Zu jedem aktiv chaotischen Lagerort gehört mindestens ein nicht-chaotisches Vorlager (Rampe), das als Schnittstelle dient.
Dazu werden Ein- bzw. Auslagerungsanforderungen (so genannte "Requests") in eigene Dateien abgestellt (Request-Kopf- und –Positionsdatei), die von einem Asynchronjob ASY_BACL (o.ä.) verarbeitet worden.
Bei Einlagerungsanforderungen besteht die Verarbeitung darin, dass das System für die einzulagernden Mengen Lagerplätze ermittelt. Dazu splittet es die einzulagernde Gesamtmenge gemäß dem vorgegebenen Lagerhilfsmitteltyp (der im Artikelstamm beziehungsweise im Lagerortartikelstamm hinterlegte Wert dient als Unterlassungswert) und den zugehörigen Informationen aus der Relationendatei gegebenenfalls in mehrere, lagerhilfsmittelkonforme Teilmengen auf und ermittelt für jedes dieser Lagerhilfsmittel einen Lagerplatz.
Dabei wird die Strategie verfolgt, gleiche Artikel zusammenzuhalten und nur zum Teil belegte Lagerplätze aufzufüllen, bevor ganz freie Plätze vergeben werden. Dann wird automatisch eine Umbuchung vom Vorlager, auf das der Wareneingang gebucht wurde, in das chaotische Lager mit den entsprechenden Lagerplätzen vorgenommen, und die Einlagerungsbelege werden gedruckt.
Auslagerungsanforderungen werden analog behandelt.
Die asynchrone Verarbeitung kann auf verschiedene Weisen betrieben werden. Bei dem vollautomatischen Verfahren erfolgt der Ablauf in der beschriebenen Weise. Bei bedingt automatischer Verfahrensweise erfolgt nur die Ermittlung von Lagerplätzen für die Teilmengen; der Anwender muss die vom System gemachten Vorschläge noch bestätigen, wobei diverse Änderungen möglich sind. Erst nach Freigabe erfolgen die Umbuchung und das Drucken der Papiere. Ferner gibt es die Möglichkeit, nur die Anforderungssätze in die Datei stellen zu lassen, um sie manuell zu überarbeiten.
Die manuellen Eingriffe können über das Programm "Requests verwalten" vorgenommen werden.
Weiterhin besteht zur Erhöhung der Sicherheit bezüglich der Lagerbestandsführung die Möglichkeit, mit Rückmeldungen zu arbeiten. Hierbei werden die zur Ein- bzw. Auslagerung bestimmten Lagerhilfsmittel erst dann für weitere Vorgänge frei, wenn die Rückmeldung gemäß des neben dem Ein- bzw. Auslagerungsbeleg ausgedruckten Rückmeldebelegs erfolgt ist, dass der Auftrag richtig, d.h. gemäß Beleg, ausgeführt wurde. Um die Sicherheit noch weiter zu erhöhen, ist der Lagerplatzcode des betreffenden Lagerplatzes anzugeben, der auf einem Etikett an dem entsprechenden Lagerplatz angebracht ist. Einzustellen ist dies in der Tabelle FRD430 in Abhängigkeit des Vorlagers.