Hart plangesteuerte Disposition

Die hart plangesteuerte Disposition ist eine Dispositionsart, bei der Nachfragen auch durch Planzahlen eingebracht werden können. Der Unterschied zur bedingt plangesteuerten Disposition ist hier, dass die Planzahlen immer als Nachfrage gelten und sofort, nicht erst im Rahmen eines Unterdeckungsprüfungslaufes, in entsprechende Vorschläge umgesetzt werden. Derart gesteuerte Artikel sind in diesem Sinne einzelgeplant.

Die Planzahlen können entweder einem Absatz-, einem Produktions- oder einem Bestellplan entstammen. Alle drei Planarten werden von dem Modul Disposition unterstützt, auch wenn immer nur eine Planart sich in der Disposition nachfragewirksam zeigen kann. Anders als bei der bedingt plangesteuerten Disposition wirken sich alle drei Planarten in dieser Weise gleich aus.

Damit ein Artikel (ggf. auf einer Lagergruppe) hart plangesteuert disponiert werden kann, muss sein Dispositionsschlüssel entsprechend eingerichtet sein, d.h. Parameter 03, FRD482, muss auf "H" stehen und eine der drei Planarten als bedarfswirksame Planart vorgegeben sein. Ferner ist ein Losgrößenschlüssel zu hinterlegen, dessen internes Steuerkennzeichen, Parameter 02, FRD485, auf "2", "3", "4", "5" oder "Z" steht.

Bei der hart plangesteuerten Disposition finden folgende Bestände Berücksichtigung:

  • Echtes Angebot
    • <Dispositionsbestand (gegebenenfalls abzüglich Sicherheits- oder Meldebestand, gegebenenfalls auch abzüglich von Entnahmescheinbeständen)>
    • <Bestellbestand (inklusive Transferauftragsbestand Angebot)>
    • <Fertigungsauftragsbestand>
  • Vorläufiges Angebot
    • <Bestellvorschlagsbestand (inklusive Transfervorschlagsbestand Angebot)>
    • <Planfertigungsauftragsbestand>
  • Echte Nachfrage
    • <Verkaufsauftragsbestand (inklusive Transferauftragsbestand Nachfrage, gegebenenfalls abzüglich darauf gebuchter Entnahmescheinbestände)>
    • <Reservierungsbestand aus Fertigungsaufträgen (inklusive Bestell-Beistellreservierungsbestand, gegebenenfalls abzüglich darauf gebuchter Entnahmescheinbestände)>
    • <Reservierungsbestand aus Serviceaufträgen>
    • Planbedarfe
    • [Zusatzbedarf aus Chargenverfall]
  • Vorläufige Nachfrage
    • <Vorläufiger Verkaufsauftragsbestand
    • (inklusive Transfervorschlagsbestand Nachfrage >
    • <Reservierungsbestand aus Planfertigungsaufträgen (inklusive BeVo-Beistellreservierungsbestand)>

Die spitzen Klammern sollen andeuten, dass diese Bestände nur bedingt berücksichtigt werden, nämlich dann, wenn der interne Losgrößenschlüssel mit "2", "3", "4" oder "5" angegeben ist. Da alle Planzahlen sich sofort in Vorschlägen niederschlagen und keine Verrechnung von Planzahlen mit Ist-Zahlen erfolgt, ist ein interner Losgrößenschlüssel ungleich "Z" nicht zu empfehlen; andernfalls würden im Rahmen der Unterdeckungsprüfung für dynamisch gesteuerte Artikel (Netchange) gegebenenfalls weitere Vorschläge erstellt werden, denen aber der eindeutige Bezug zu einem Nachfrager (die Referenz) fehlen würde. 

In jedem Fall gelten auch hier die oben schon aufgeführten Unterschiede zwischen Absatzplänen auf der einen und Bestell- bzw. Produktionsplänen auf der anderen Seite in gleicher Weise: Bestell- bzw. Produktionspläne decken per se alle Nachfragen ab, Absatzpläne hingegen nur den Primärbedarf, Sekundärbedarfe werden zusätzlich zur Nachfrage gerechnet und vermindern die Verfügbarkeit. Wenn denn doch ein interner Losgrößenschlüssel ungleich "Z" Verwendung findet, gibt es folglich tendenziell bei unterstelltem Absatzplan als bedarfswirksamer Planart mehr Vorschläge als bei einem Bestell- bzw. Produktionsplan.


Diskret einzelgeplante Disposition

Die diskret einzelgeplante Disposition (DEP) ist eine Dispositionsart, bei der Nachfragen sofort bei Verbuchung in der Disposition in einen entsprechenden Vorschlag umgesetzt werden.
Damit ein Artikel (ggf. auf einer Lagergruppe) diskret einzelgeplant disponiert werden kann, muss sein Dispositionsschlüssel entsprechend eingerichtet sein, d.h. Parameter 03, FRD482, muss auf "D" stehen. Ferner ist ein Losgrößenschlüssel zu hinterlegen, dessen internes Steuerkennzeichen, Parameter 02, FRD485, auf "2", "3", "4", "5" oder "Z" steht.
Bei der diskret einzelgeplanten Disposition finden folgende Bestände Berücksichtigung:

  • Echtes Angebot
    • <Dispositionsbestand (gegebenenfalls abzüglich Sicherheits- oder Meldebestand, gegebenenfalls auch abzüglich von Entnahmescheinbeständen)>
    • <Bestellbestand (inklusive Transferauftragsbestand Angebot)>
    • <Fertigungsauftragsbestand>
  • Vorläufiges Angebot
    • <Bestellvorschlagsbestand (inklusive Transfervorschlagsbestand Angebot)>
    • <Planfertigungsauftragsbestand>
  • Echte Nachfrage
    • Verkaufsauftragsbestand (inklusive Transferauftragsbestand Nachfrage, gegebenenfalls abzüglich darauf gebuchter Entnahmescheinbestände)
    • Reservierungsbestand aus Fertigungsaufträgen (inklusive Bestell-Beistellreservierungsbestand, gegebenenfalls abzüglich darauf gebuchter Entnahmescheinbestände)
    • Reservierungsbestand aus Serviceaufträgen
    • [Zusatzbedarf aus Chargenverfall]
  • Vorläufige Nachfrage
    • Vorläufiger Verkaufsauftragsbestand (inklusive Transfervorschlagsbestand Nachfrage)
    • Reservierungsbestand aus Planfertigungsaufträgen (inklusive BeVo-Beistellreservierungsbestand).

Die spitzen Klammern sollen andeuten, dass diese Bestände nur bedingt berücksichtigt werden, nämlich dann, wenn der interne Losgrößenschlüssel mit "2", "3", "4" oder "5" angegeben ist. Wenn der interne Losgrößenschlüssel gleich "Z" ist, werden Vorschläge ausschließlich bei Verbuchung von Nachfragen in der Disposition erstellt; am Netchange gehen diese Artikel vorbei, auch wenn Unterdeckungen gegeben sind. Ist der interne Losgrößenschlüssel "2", "3", "4" oder "5", würden im Netchange im Falle von Unterdeckungen zusätzliche Vorschläge gemacht. Die Unterdeckungsrechnung erfolgt hierbei analog zu der bedarfsgesteuerten Disposition.

Da auf jede Nachfrage sofort mit einem vorläufigen Angebot reagiert wird, ergibt sich hieraus eine besondere Beziehung: jeder Vorschlag deckt jeweils eine ganz konkrete Nachfrage ab, die durch eine Auftragsnummer inklusive Positions- und ggf. Komponentenposition benannt ist. Diese Referenz wird auch in den Planfertigungsauftrag und Fertigungsauftrag, in die Bestellung beziehungsweise in den Transferauftrag als direkter Verursacher übernommen. Im Rahmen vom Netchange erstellten Vorschlägen (bei einem internen Losgrößenschlüssel "2", "3", "4" oder "5") fehlt der eindeutige Bezug zu einem Nachfrager; sie bleiben ohne Referenz.

Erfolgt eine Nachfrage (z.B. ein Kundenauftrag) für einen eigengefertigten, diskret einzelgeplanten Artikel, und hängen an dessen Stückliste wiederum diskret einzelgeplante Artikel, werden für alle diese diskret einzelgeplanten Artikel Vorschläge erstellt, die als Primärverursacher den ursprünglichen Nachfrager (z.B. den Kundenauftrag) und als direkten Verursacher den Planfertigungsauftrag aufweisen, der die Komponentenreservierung ausgesprochen hat.


Bedarfsmengenermittlung

Bei den diskreten Dispositionsarten ist die Bedarfsmengenermittlung eigentlich einfach: Die Nachfragemenge des Verursachers ist zunächst einmal auch gleichzeitig die Bedarfsmenge. Damit die Bedarfsmenge in dieser Weise umgesetzt wird, muss Parameter 11 der FRD482 (Dispositionsschlüssel) ungleich "J" sein.

Diese Art der direkten Umsetzung bietet in der Praxis den Nachteil, dass Lagerbestände, die sich aus irgendeinem Grunde aufgebaut haben (weil z.B. ein Kundenauftrag, für den schon beschafft worden war, plötzlich weggebrochen ist), nur bedingt wieder in den Nachfrageprozess eingebracht werden können. Bei Verkaufsnachfragen kann über das Feld ‚Streckengeschäft/ Einzelplanung' eine Vorschlagserstellung manuell unterbunden werden; Voraussetzung hierfür ist aber, dass der Anwender um solche freien Lagerbestände weiß. Der Blick in das Auskunftssystem auf den aktuellen Lagerbestand gibt hier nicht notwendig die richtige Auskunft, da der Lagerbestand aus Zugängen bestehen kann, die nur noch nicht an den Verursacher ausgeliefert, also nicht frei sind. Produktionsnachfragen (Komponentenreservierungen) ergeben sich durch die Einplanung von Fertigungs (plan) aufträgen, die im Hintergrund abläuft und folglich eine direkte Einflussnahme verhindert. Aber auch ein manueller Eingriff in dem skizzierten Rahmen birgt die Gefahr, dass der als frei erkannte Lagerbestand von einem anderen Anwender noch einmal herangezogen wird.

Abhilfe schafft hier für die diskret einzelgeplante Disposition die so genannte bestandssensitive diskrete Disposition (BSDD), die dafür sorgt, dass auf Wunsch freie Lagerbestände in die Beschaffungsmaßnahmen integriert werden. Die bestandssensitive diskrete Disposition wird in dem nächsten Abschnitt beschrieben.


Bestandssensitive diskrete Disposition

Die bestandssensitive diskrete Disposition (BSDD) ist eine spezielle Form der diskret einzelgeplanten Disposition, bei der die Bedarfsmengenermittlung unter Berücksichtigung von freien Lagerbeständen erfolgt. 

Um die Bestandssensitivität bei diskret einzelgeplanten Artikeln zu aktivieren, muss bei den entsprechenden Dispositionsschlüsseln mit dem internen Dispositionsschlüssel "D" Parameter 11 auf "J" gesetzt sein (FRD482). Die bestandssensitive Disposition ist auf Nachfragen aus den Modulen Vertrieb und Produktion beschränkt, Nachfragen aus dem Modul Projektmanagement werden nur indirekt, unter bestimmten Bedingungen berücksichtigt (vgl. auch die weiteren Einschränkungen am Ende des Abschnittes).

Wenn im konkreten Fall (Nachfrage aus dem Modul Vertrieb beziehungsweise Produktion) die Bestandssensitivität gefordert ist, wird unmittelbar vor der Vorschlagserstellung zunächst einmal der freie Lagerbestand ermittelt und dem Nachfrager (Verursacher) im erforderlichen Umfang zugeordnet. Reicht der freie Lagerbestand aus, bleibt also keine Restnachfragemenge übrig, ergibt sich die Bedarfsmenge zu Null; es wird kein Beschaffungsvorschlag mehr erstellt. Andernfalls geht die Restnachfragemenge in die Bedarfsmenge über. 

Bei der Ermittlung freier Lagerbestände werden nur die Lagerbestände der nachfragenden Lagergruppe analysiert. 

Mit der Zuordnung freien Lagerbestandes ist die zugeordnete Menge nicht mehr frei verfügbar, der Lagerbestand ist in entsprechender Menge reserviert. Die aktuellen Lagerbestandsreservierungen können über das Programm BSDD-Reservierungen verwalten (DI22000) angezeigt und gegebenenfalls auch manuell geändert werden. Von der Änderungsmöglichkeit ist nur im Ausnahmefall Gebrauch zu machen, da die BSDD-Reservierungen im Wesentlichen automatisch aktualisiert werden und vorgenommene Änderungen auch in die Verfügbarkeitssituation eingreifen.

Im Falle chargenpflichtiger Artikel erfolgen die BSDD-Reservierungen für Vertriebsnachfragen chargen- und lagerortbezogen, das heißt, es werden nur Lagerbestände unter Nennung der zugehörigen Chargennummer zugeordnet, die frei auf dem Lagerort liegen, auf den die Nachfrage bezogen ist. Das hängt damit zusammen, dass im Modul Vertrieb bei der Auslieferung auch nur solche lagerortbezogenen Chargen zur Auswahl angeboten werden.

Wenn bei dem chargenpflichtigen Artikel laut Artikelstamm auch noch bestandsführungsrelevante Sachmerkmale vereinbart sind, werden gegebenenfalls nur solche Chargen zugeordnet, die in Bezug auf die artikelstammbezogenen Sachmerkmale mit den nachgefragten Sachmerkmalsausprägungen übereinstimmen.

Für die bestandssensitive diskrete Disposition gelten aktuell folgende Einschränkungen:

  • Sie greift nur bei diskret einzelgeplant disponierten Artikeln
  • Sie greift nur bei Nachfragen aus den Modulen Vertrieb und Produktion
  • Sie greift nicht bei Nachfragen, die sich auf ein aktiv chaotisches Lager beziehen, d.h. auf ein Lager lauten, bei dem laut Lagerstamm ein ACL-Vorlager zugeordnet ist
  • Bei einem chargenpflichtigen Artikel können Reservierungen freier Chargenbestände (auf einer Lagergruppe) entweder nur für Vertriebs- oder nur für Produktionsnachfragen vorgenommen werden. Sobald eine Reservierung z.B. für eine Vertriebsnachfrage vorgenommen wurde, kann eine nachfolgende Produktionsnachfrage nicht mehr entsprechend berücksichtigt werden, auch wenn noch freier Bestand vorhanden ist. Das gilt solange, wie die Vertriebsnachfrage noch in der Datei enthalten ist, auch wenn der Vertriebsauftrag schon vollständig ausgeliefert ist.
  • Nachfragen aus dem Modul Projektmanagement werden nur indirekt, über eine ggf. für das Projekt / die Projektposition angelegte Vorab-Disposition, berücksichtigt.


Zur Überprüfung der Reservierungssituation gibt es das Programm BSDD/Vorabdispo prüfen/aktualisieren (DI53200), das neben einem Prüflauf auch die Möglichkeit bietet, die BSDD-Reservierungsdatei zu aktualisieren und in beschränktem Maße auch zu korrigieren. Die Aktualisierung bezieht sich darauf, Einträge zu löschen, die sich auf Belege beziehen, die es nicht mehr gibt. Es handelt sich in diesem Sinne um eine Reorganisationsfunktion. Die Korrektur beschränkt sich auf die Mengenfelder "ausgelieferte Menge" und "aktuell reservierte Menge". 

Bei der Einstellung eines Artikels auf Bestandssensitive diskrete Disposition ist neben der Angabe einer entsprechenden Dispositionsart auch die Losgrößenformel mit zu prüfen. Für den Fall, dass auch z.B. direkte Lagerentnahmen für diese Artikel immer mit berücksichtigt werden sollen, ist in dem Artikel ein Losgrößenschlüssel zu hinterlegen, welcher eine Periodenbildung zulässt (interner Losgrößenschlüssel gleich "2", "3", "4" oder "5") und dessen "Anzahl Tage pro Periode" auch in der notwendigen Größe hinterlegt ist. 

Nachfolgendes Beispiel soll die Problematik mit einem BSDD-disponierten Artikel verdeutlichen:

  • Über die Vorab-Disposition wird für ein Projekt XYZ ein Artikel bestellt (zum Zeitpunkt der Bestellung ist der Lagerbestand des Artikels gleich Null.) und nach Lieferung auch der Wareneingang für diesen Artikel erfasst.
  • Die Nachfrage aus der Vorab-Disposition ist gedeckt und der Beschaffungsprozess mit dem Wareneingang erledigt. Der Artikel liegt nun "reserviert für die Vorab-Disposition für Projekt XYZ" auf Lager. 
  • Nun wird für eine dringende Reparatur genau dieser Artikel benötigt und es wird eine manuelle Lagerentnahme auf den Reparaturauftrag vorgenommen.
  • Mit der Einstellung "keine Periodenbildung" im Losgrößenschlüssel wird nun die automatische Vorschlagserstellung der Disposition unterlaufen, da ja der Beschaffungsprozess für die Nachfrage aus der Vorab-Disposition abgeschlossen ist. Es entsteht also die Situation, dass der Nachfrage 1:1 ein erledigtes Angebot (der entsprechende Wareneingang) gegenübersteht, der Lagerbestand inzwischen durch die manuelle Entnahme aber wieder Null ist.
  • Um nun diese entstandene Unterdeckungssituation durch einen "neutralen" Bestellvorschlag ausgleichen zu können, müssen Angebot und Nachfrage in einem bestimmten Zeitraum gegenübergestellt werden. Dies wird durch die entsprechende Einstellung des Losgrößenschlüssels erreicht. Die Periodenlänge sollte in diesem Fall auch genügend groß gewählt werden, damit solche Situationen frühzeitig bereinigt werden können.
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