Funktions-Überblick

Mit der Entnahmescheinfunktion, die aufgrund ihres modulübergreifenden Charakters dem Anwendungsgebiet UST (US22) zugeordnet ist, können folgende PPS-Materialtransaktionen durchgeführt werden:

  • Materialbereitstellung für mehrere Fertigungsaufträge (Sammelbereitstellung) Betriebsinterne Abläufe können die Notwendigkeit erzeugen, dass Materialien von verschiedenen Fertigungsaufträgen mit einer Aktion vom Lager entnommen werden sollen. Dazu kann ein Entnahme-Beleg erstellt werden, auf dem der Materialbedarf von mehreren Fertigungsaufträgen zusammengefasst wird.
  • Umbuchungen für einzelne oder mehrere Fertigungsaufträge

Die Anforderung, alle oder einzelne Komponenten eines oder mehrerer Fertigungsaufträge von einem Lager in ein anderes umzubuchen, kann ebenfalls mit der Entnahmescheinfunktion abgedeckt werden. Die Anforderung für diese Aktion kann darin begründet sein, dass z.B. von einem Reservierungslager in ein Produktionslager umgebucht werden soll, dass Komponenten aus einem ACL-Lager (aktiv-chaotisch) aus- bzw. umgelagert werden sollen oder dass in ein externes Lieferantenlager umgebucht werden soll. Weiterhin ist es möglich, über den Entnahmeschein Beistellteile aus einem oder mehreren Fertigungsaufträgen an einen Lieferanten für die Bearbeitung außer Haus umzubuchen (verlängerte Werkbank).

Die Buchungen können entweder pro Entnahmescheinposition über das Programm Rückmelden auf Entnahmeschein (US22400) oder auf Entnahmescheinkopf-Ebene über die Funktion 'Entnahmescheinpositionen buchen' erfolgen.

  • Lieferantenbegleitschein

Die Umbuchungsliste (Reservierungslager an Lieferant) kann als Begleitschein für die Teile benutzt werden, die dem Lieferanten beigestellt werden. In diesem Fall werden im Belegkopf Lieferant und Anschrift angedruckt.

  • Einzel- oder Sammelabbuchung

Mit dem Entnahmeschein können die Materialien dann einzeln, teilweise oder komplett abgebucht werden. 

Dies kann positionsweise mit dem Programm  Rückmelden auf Entnahmeschein (US22400) oder mit dem Programm Entnahmescheine US22009 durchgeführt werden. Die Abbuchung erfolgt über das Füllen der Batch-Input-Datei PWBDEP. Die eigentliche Verbuchung erfolgt dann asynchron im Rückmeldeprogramm. 

Entnahmeschein erstellen

Vor der ersten Erstellung eines Entnahmescheines müssen für den jeweiligen Benutzer die Benutzereinstellungen (US22014R) eingestellt werden, danach sind dann folgende Schritte für das Erstellen von Entnahmescheinen (ES) erforderlich:

  • Programm Entnahmescheine US22009 aufrufen
  • Funktion 'Entnahmeschein anlegen' → Erstellen Entnahmescheinkopf
  • Funktion 'ES-Hauptposition anlegen' → Materialpositionsselektion
  • die betreffenden Materialpositionen markieren, mit 'OK' übernehmen → Erstellen Entnahmescheinposition

Entnahmescheinkopf:
Die Anforderung, einen ES zu erstellen, wird in der Weise gelöst, dass zunächst über das Programm US22009 und die Funktion 'Entnahmeschein anlegen' für das Anwendungsgebiet PPS ein Entnahmeschein(-kopf) erzeugt wird.
Folgende Felder im Entnahmeschein-Kopf haben steuernde Funktionen:

  • Entnahmescheinart: Plan-ES (P) oder endgültiger Entnahmeschein (E)
  • Anwendungsgebiet: PPS → Selektion über PW22500
  • ES-Verarbeitungsart: bei Plan-ES optionale ES-Bestandsbuchung möglich
  • Ziellagerort: bei Angabe des Ziellagerortes wird Umbuchung impliziert
  • Druckangaben: für Entnahmescheindruck relevant


Selektion von Materialpositionen:
Über die Funktion 'ES- Hauptposition erfassen' im Entnahmescheinkopf-Verwaltungs-programm (Aufruf über das Kontextmenü im ES- Explorer) wird aufgrund des Anwendungsgebiets 'PPS' das Selektionsprogramm PW22500R für Materialpositionen aufgerufen.

Über diverse Selektionsmöglichkeiten können dann die gewünschten Materialpositionen von verschiedenen Fertigungsaufträgen selektiert werden. 

Selektionsdaten im Programm PPS-Positionen einem Entnahmeschein zuordnen (PW22500) (Tabelle VRLP55):

  • Arbeitsplatz von-bis
  • Produktionsdatum/-Zeit von-bis
  • Bedarfsdatum von-bis
  • 4 Fertigungsauftragsnummern
  • Teileidentifikation der Fertigungsauftrags-Baugruppe
  • Reservierungslagerort von - bis
  • Umbuchungsstatus der Materialposition von - bis
  • Beistellungskennzeichen
  • Externes Bearbeitungskennzeichen
  • Arbeitsgang von-bis
  • Fertigungsfamilie von - bis
  • Referenzauftragsnummer
  • Auftragsstatus von - bis
  • BOA-Freigabestatus von - bis


Erstellen von Entnahmescheinpositionen:
Auf der Folgemaske des Selektionsprogramms PW22500 werden durch Auswahl und Übernahme der gewählten Materialpositionen Entnahmescheinpositionen erzeugt.
Bei der Positionsbildung wird eine Verfügbarkeitsprüfung auf Lagerortebene durchgeführt. Der verfügbare Bestand ergibt sich aus dem Lagerbestand, abzüglich dem Entnahmescheinbestand anderer Materialpositionen. Ist die Bedarfsmenge verfügbar, wird die ES-Position erstellt und der Entnahmescheinbestand online (nicht asynchron) gebucht. Durch die Onlinebuchung kann z.B. eine nachfolgende Anforderung für das gleiche Teil auf dem gleichen Lagerort nicht mehr verfügbar sein.
Auf Materialpositionsebene wird der Umbuchungsstatus für Selektions- und Prüfzwecke fortgeschrieben.
Eine Materialposition ist nicht mehr änder- oder löschbar, sobald eine Entnahmescheinposition für sie existiert.

Drucken

Der Druck eines Entnahmescheins erfolgt über die Auswahl der Druckfunktion im Programm Entnahmescheine US22009.
Bei ACL-Positionen (Aktiv-Chaotisches-Lager) erfolgt der Druck automatisch nach einer vollständigen Ressourcenzuordnung.
Beim Drucken werden aufgrund der Einstellungen der Tabelle VRLP52 die Rückmeldenummern pro Entnahmeschein(-unter)-Position vergeben und optional als Barcode gedruckt, damit eine effiziente Abwicklung der Materialbereitstellung über Barcode-Scanner ermöglicht wird.

Ändern

Mengenänderungen von Positionen im Entnahmescheinexplorer reduzieren bzw. erhöhen implizit die Bedarfsmenge(n) einer oder auch mehrere Materialposition(en). Die Erhöhung bzw. Reduktion wirkt sich auf den Entnahmescheinbestand aus.

Löschen

Es können ES-Positionen oder komplette Entnahmescheine gelöscht werden. Für die Löschung wird voraus gesetzt, dass der Positionsstatus die Ausprägung 'noch zu buchen' hat. Durch Löschen der Position erfolgt eine Ausbuchung des Entnahmescheinbestands.

Sonderfälle

Zuordnen von Freien Beständen:
Durch Umbuchen von Mengen auf ein Reservierungs- oder Ziellager, die die Bedarfsmenge überschreiten oder durch geringere Abbuchungen als geplant, können sich sogenannte 'freie Bestände' auf den Lagerorten aufbauen.
Diese können durch eine Zuordnung im Programm PW22500 für die entsprechende Materialposition allokiert werden. Bei der Zuordnung wird ebenfalls eine Entnahmescheinposition gebildet, bei der jedoch Entnahme- und Ziellagerort identisch sind.
Die Zuordnung kann über das Löschen der Entnahmescheinposition aufgehoben werden.
Über die Tabelle VRLP55 kann gesteuert werden, zu welchem Zeitpunkt die Position beendet wird.
Bei der ersten „echten" Umbuchung über die Funktion ‚Entnahmescheinpositionen buchen' aus dem Entnahmescheinexplorer-Menü wird der Positionsstatus der „Freien Bestandsposition" auf Ende gesetzt. 

Ressourcenpflichtige Entnahmescheinpositionen:
Ressourcenpflichtige ES-Positionen sind folgende Positionen:

  • Lagerort ist lagerplatzpflichtig
  • Teil ist chargenpflichtig
  • der Lagerort ist über zugeordnetes Vorlager mit ACL-Lager verbunden;

(siehe Programm Lagerorte (US16600) und Tabelle FRD430)
Bei derartigen ES-Hauptpositionen ist für die Durchführung einer Materialbewegung das Zuordnen von Ressourcen erforderlich.
Bei lagerplatz- oder chargenpflicht kann über die Tabelle VRLU32 entweder eine automatische oder eine manuelle Zuordnung der Ressourcen über die Kontextmenü-Funktion „Entnahmescheinunterposition erstellen" eingestellt werden.
Die Chargenzuteilung erfolgt nach dem FIFO-Prinzip, wenn in der Tabelle VRLU32 die Parameter entsprechend angegeben wurden.
Für ACL-Positionen werden über die Funktion 'Freigabe für ACL- Verarbeitung' im Funktionsmenü LBS-Auslagerungs-Requests erzeugt. Werden diesen Requests durch das LBS-Modul Lagerplatzbestände zugewiesen, so werden parallel dazu die ES-Unterpositionen erstellt.
Bei der Unterpositionsbildung findet wieder eine ES-Bestandsbuchung statt. Es wird die jeweilige Menge auf Lagerortebene ausgebucht und auf Ressourcenebene wieder eingebucht.
Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis die Zuteilungsmenge auf Ressourcenebene die Bedarfsmenge auf ES-Hauptpositionsebene erreicht bzw. überschreitet.

Ab- oder Umbuchungen

Ob bei der Rückmeldung (physische Materialtransaktion aufgrund ES) eine Ab- oder Umbuchung durchgeführt werden soll, wird durch die Angabe eines Ziellagerorts auf ES-Kopf bzw. auf ES-Positionsebene gesteuert.

Bei Angabe eines Ziellagers wird das Material auf dieses Lager umgebucht, die Abbuchung findet zu einem späteren Zeitpunkt über die PPS-Materialentnahmebuchung statt.

Ohne Angabe eines Ziellagers findet sofort eine asynchrone Abbuchung statt.

Durch das Programm US22400R, welches für den Einsatz einer Barcode-Lesepistole vorbereitet ist - bzw. durch die Funktion 'Entnahmescheinpositionen buchen' im Funktionsmenü kann eine Umbuchung von einem ACL auf ein Ziel- oder Reservierungslager angestoßen werden. 

Im Falle der Abbuchung wird der Entnahmescheinbestand ausgebucht und der ES-Positionsstatus auf 'Beendet' gesetzt.

Im Falle der Umbuchung wird nur die Umbuchungsmenge auf ES-Positionsebene erhöht und der Umbuchungsstatus auf Materialpositionsebene fortgeschrieben. Die Ausbuchung und ES-Positionsstatusänderung findet durch die PPS-Materialentnahme statt. 

Wurden im ACL-Fall ganze Gebinde umgelagert, wird für die Mehrmenge der Entnahmebestand auf dem Ziellager sofort reduziert. Es entsteht also ein freier Bestand.

Der Entnahmebestand wandert vom Entnahmelager zum Ziellager. Die Entnahmescheinposition wird bei einer kompletten Umbuchung auf 'Beendet' gesetzt. 

Das Ausbuchen des Entnahmebestands findet bei der Verbuchung der PPS-Materialentnahme statt. 

Für die Verarbeitung dieser MT- oder MK-Meldung (Materialrückmeldung) ist für den Ersteller des Entnahmescheins in den Benutzeroptionen (MN10640R) die Angabe einer Personalnummer (Personalstamm UPERSP) erforderlich.


Allgemeine Hinweise

Änderungs-/Löschfähigkeit von PPS-Materialpositionen:

PPS-Materialpositionen, die über einen oder mehrere Entnahmescheine ab- bzw. umgebucht wurden, können wieder verwaltet werden, sofern alle Entnahmescheinpositionen erledigt sind.

Damit kann z.B. wieder eine neue Materialentnahme initiiert werden, wenn für eine Materialposition eine fälschlicherweise getätigte Entnahme über Entnahmeschein mit nachfolgender Stornierung (PPS-Rückmeldungen) erfolgte.

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