Lagergruppendisposition

Die Disposition wird auf Lagergruppenebene durchgeführt.

Bei der Disposition auf Lagergruppenebene ("Lagergruppendisposition") werden Bewegungen und Bestände nur derjenigen Lagerorte jeweils zusammengefasst, die zu einer Lagergruppe gehören. Die Zuordnung erfolgt über die Lagerortstammdatei, in der jedem einzelnen Lagerort seine Lagergruppe zugeordnet wird. Die Lagerortstammdatei wird in dem Prorgramm Lagerortstamm verwalten (US16600) verwaltet.

Hintergrund der Lagergruppendisposition ist der, dass nicht jedes Angebot dazu herangezogen werden kann, jede Nachfrage zu befriedigen. Sei es weil die Lagerorte zu weit auseinander liegen oder weil es sich z.B. um ein Konsignations- oder ein Sperrlager handelt, das dispositiv nicht berücksichtigt werden soll.

Soll ein einzelner Lagerort für sich disponiert werden, so kann dieser sich selbst als Lagergruppe zugeordnet werden. Andere Lagerorte dürfen dann dieser Lagergruppe nicht mehr zugeordnet werden.

Über die Lagergruppenlogik kann somit eine Disposition auf Werksebene durchgeführt werden. Es müssen nur die entsprechenden Lagerorte zu einer Lagergruppe (-> Werk) zusammengefasst werden.

Die Parameter zur Dispositionssteuerung können lagergruppenspezifisch festgelegt werden (Programm Dispositionsgrundlagen verwalten (US11613)). Dabei müssen die Angaben auf Lagergruppenebene nur dann gepflegt werden, wenn sie von denen im Teilestamm abweichen. Ist für einen dispositionsrelevanten Parameter auf Lagergruppenebene nichts hinterlegt, gilt automatisch der Wert aus dem Teilestamm (Default).

Eine Änderung der Zuordnung von Lagerorten zu ihren Lagergruppen im laufenden Betrieb der Anwendung ohne flankierende Maßnahmen ist problematisch, da sie unter anderem zu Inkonsistenzen in den Beständen und damit zu fehlerhaften Aussagen der Disposition führen kann. Eine der flankierenden Maßnahmen ist das Programm Lagergruppen reorganisieren (DI55100), dem ein Neuaufbau der Dispo-Datei folgen muss. Es wird dringend empfohlen, derartige Änderungen nur in Rücksprache mit der oxaion gmbh vorzunehmen.

Teilestamm

Allgemeines

Der Teilestamm ist die Grundlage für die komplette Materialwirtschaft innerhalb oxaion.

Das Programm zur Pflege und Verwaltung des Teilestamms gehört deshalb zu den wichtigsten Stammdatenprogrammen aller oxaion Module.

Vorhandene Teilestammsätze können gelöscht oder für vorübergehende Zeit inaktiviert werden. Wird ein Teilestammsatz zum Löschen gekennzeichnet, erhält der Sachbearbeiter einen Hinweis, wenn noch Bestände oder kumulierte Bewegungssummen vorhanden sind. Der Stammsatz wird jedoch im Zuge eines Reorganisationslaufes erst dann physisch entfernt, wenn keine Bestände mehr vorhanden sind.

Die Datenfelder sind nach Anwendungsgebieten (Modulen) auf verschiedene Masken verteilt.

Die Zugriffsmöglichkeiten auf den Teilestamm sind vielseitig. Es kann z.B. über Materialnummer, Identnummer, Matchcode-Begriff, Zeichnungsnummer, Sachmerkmale, Kunden- oder Lieferantenteilenummer zugegriffen werden.

Voraussetzung ist, der Anwender pflegt all diese Datenfelder. Wird bei einem Anwender mit mehr als einem Zugriffsweg gearbeitet, kann pro Sachbearbeiter festgelegt werden, mit welchen Identifikationsbegriffen er arbeitet. Sind mehrere oder alle Möglichkeiten ausgewählt, so wird die Reihenfolge des Zugriffs über Tabelle festgelegt.

Jeder Teilestammsatz kann mit einer 50-stelligen Bezeichnung versehen werden. Zusätzlich ist eine externe Teilebezeichnung mit einer Maximallänge von 240 Stellen vorgesehen. Hierbei handelt es sich jeweils um den 'modulübergreifenden Text'.

Teilestamm und Modul Disposition

In diesem Kapitel wird auf die für das Modul Disposition relevanten Datenfelder des Teilestamms eingegangen. Alle weiteren Felder werden in diesem Handbuch nicht berücksichtigt, da diese dort beschrieben werden, wo sie Anwendung finden.

Die Erläuterung der für das Modul Disposition relevanten Datenfelder nimmt Bezug auf die Masken des Verwaltungsprogramms des Teilestamms, da hier thematisch zusammengehörende Daten in den einzelnen Masken verwaltet werden.

In der Maske "Preise" des Programms Teileverwaltung (US17000) können Preise und preisrelevante Datenfelder angezeigt bzw. verwaltet werden. Der Durchschnittspreis kann nicht verwaltet werden, sondern wird permanent und gleitend gepflegt, d.h. Warenzugänge werden mit ihrem Wert und ihrer Menge zu dem schon vorhandenen Lagerwert und -bestand addiert und der Durchschnittspreis auf Grund der neuen Zahlen ermittelt.

Die Maske "Mengen" enthält die Mengeneinheiten mit den jeweiligen Umrechnungsfaktoren. Für jedes Teil muss mindestens die Mengeneinheit 1 angegeben sein. Diese Einheit gilt als die lagerführende Mengeneinheit. Über die lagerführende Mengeneinheit hinaus können bis zu zwölf weitere Mengeneinheiten hinterlegt werden. Zu diesen Mengeneinheiten muss dann zwingend ein Umrechnungsfaktor zur lagerführenden Einheit mit angegeben werden. Die Bestandsführung und -buchungen erfolgen letztlich jeweils in der lagerführenden Mengeneinheit.

In Maske "Lager" sind Informationen für die Lagerführung zusammengefasst. Das Kennzeichen "Bestandsführung" regelt generell, ob Zu- und Abbuchungen bei Lagerbewegungen durchgeführt werden. Ist das Feld nicht markiert (Bestandsführung = Nein), ist zum Beispiel keine Beauskunftung über Bestände des Teils möglich und erfolgt auch keine Disposition für das Teil.

Maske "ABC-Bewertung" enthält die Informationen zur ABC-Klassifizierung und zur Dispo-Klasse Teil. Die ABC-Klasse wird im Teilestamm auf Maske "ABC-Bewertung", bei Lagergruppendisposition zusätzlich auf Lagergruppenebene auch auf Maske "Dispo 2". In der Regel wird die ABC-Klasse maschinell im Modul Lager ermittelt (Programm ABC-Analyse durchführen (LB31300)), kann aber gegebenenfalls auch manuell gepflegt werden (vgl. VRLU06). Die ABC-Klasse dient neben der reinen Information auch zusätzlich als Selektionskriterium an verschiedenen Stellen. Die Dispo-Klasse Teil ist ein speziell für dispositive Zwecke eingeführter Gruppierungsbegriff. Durch die auf dieser Maske vorgenommene Zuordnung eines Teils zu einer Dispo-Klasse Teil werden Teileklassen gebildet, die die Teile zusammenfassen, die aus dispositiver Sicht zusammengehören. Jedes Teil kann maximal fünf Dispo-Klassen Teil gleichzeitig angehören. Die Reihenfolge, in der sie auf der Maske "ABC-Bewertung" hinterlegt sind, spielt hierbei keine Rolle.

Die Masken "Dispo 1", "Dispo 2" und "Dispo 3" sind für die eigentlichen Dispositionsdaten vorgesehen. Diese drei Masken sind auch direkt über das Programm Dispositionsgrundlagen verwalten (US11613) zu verwalten. Bei der Lagergruppendisposition können parallel zu den Feldern des Teilestamms auch die der entsprechenden Lagergruppenstämme gepflegt werden. Bei der Lagergruppendisposition werden die nach Default ermittelten, für das Teil auf dieser Lagergruppe allein gültigen Dispositionsparameter angezeigt. Die einzelnen Felder dieser drei Masken werden im folgenden noch genauer erklärt. 

Maske "Lagerumschlag" hat informativen Charakter. Die wichtigsten Zahlen des Lagerumschlages werden kumulativ angezeigt. Hierzu gehören Wert, Preis und Menge der letzten Bestellung, die kumulierten Abgänge aus Verkauf, Fertigung und Sonstigem und die kumulierten Zugänge aus Einkauf, Fertigung und Sonstigem.

In Maske "Bestände" werden die vorhandenen Bestände angezeigt. Darunter sind insbesondere der Lagerbestand und der dazugehörende Wert und - bezogen auf die Disposition - der Dispositionsbestand.

Maske "Dispo 1"

FeldBeschreibung

Teileart

Mit diesem Kennzeichen wird bestimmt, welcher Gruppe ein Teil zugeordnet werden soll (Endprodukt, Baugruppe, Kaufteil usw.). Eine Sonderstellung nehmen die Teilearten Schüttgut (keine Verbrauchsbuchung) und Kuppelprodukt (keine Vorschläge) ein. Von der Teileart ist auch ggf. die Lagerortfindung für Beschaffungsvorschläge abhängig.

Beschaffungsart

Über den Beschaffungsschlüssel wird bestimmt, wie ein Teil beschafft werden soll. Anhand des Beschaffungsschlüssels entscheidet sich, ob aus der Disposition heraus Bestell-, Fertigungs- oder Transfervorschläge erstellt werden. Der Beschaffungsschlüssel für Transfervorschläge kann nur auf Lagergruppenebene angegeben werden.

Standardlieferant

Der Standardlieferant für ein Teil bestimmt sich zunächst einmal im Modul Einkauf dadurch, dass in einem Lieferantenteilesatz das Lieferantenkennzeichen entsprechend gesetzt ist. Folglich ist der Standardlieferant auf Teilestammebene nicht verwaltbar, sondern wird aus dem Modul Einkauf zur Anzeige übernommen. Um regionalen Gegebenheiten Rechnung tragen zu können, kann bei Lagergruppendisposition pro Lagergruppenebene ein eigener Standardlieferant hinterlegt werden (US11613).

Disponent

Sachbearbeiter, der für die Disposition eines Teils zuständig ist.

Dispositionsart

Über den Dispositionsschlüssel wird bestimmt, nach welcher Dispositionsart ein Teil disponiert werden soll.

Bedarfswirksame Planart

Mit diesem Kennzeichen wird festgelegt, welche Planart bei plangesteuerten Teilen dispositionsrelevant ist und sich damit bedarfswirksam niederschlägt. Unterstützt werden Absatzplan, Produktionsplan und Bestellplan.

Bestellpolitik

Über diesen Schlüssel werden die Komponenten des maximalen Eindeckungszeitraumes bestimmt: Sicherheitszeit, Solleindeckungszuschlag und maximaler Eindeckungszuschlag. Ferner ist hier für bedingt plangesteuerte Teile hinterlegt, wie sich der Switchzeitpunkt ergibt.

Wiederbeschaffungszeit

Die Wiederbeschaffungszeit in Arbeitstagen kann entweder explizit oder aber durch den bei dem Wiederbeschaffungskennzeichen hinterlegten Wert aus der Tabelle FRD483 angegeben werden. Eine explizite Angabe der Wiederbeschaffungszeit übersteuert den Tabellenwert.

Wiederbeschaffungszeit in Arbeitstagen

Die Wiederbeschaffungszeit ist die Zeitspanne, die von der Order (Auftragserteilung, Bestellung) einer Ware bis zu deren Eintreffen im Hause vergeht; sie versteht sich als Netto-Wiederbeschaffungszeit. Zeiten, die für nachgelagerte Aktivitäten (Einlagerung, Qualitätssicherung u.a.) benötigt werden, sind zusätzlich über den Solleindeckungszuschlag einzubringen (-> Brutto-Wiederbeschaffungszeit).
Eine hier eingetragene Zahl von Tagen übersteuert den über das Wiederbeschaffungszeitkennzeichen definierten Tabellenwert.

Losgrößenformel

Über die Losgrößenformel bestimmt sich die Ausgestaltung von Beschaffungsvorschlägen insbesondere auch im Hinblick auf die Beschaffungsmenge. Ihre Wirkungsweise hängt stark von der Dispositionsart ab, innerhalb derer sie zur Anwendung kommt.

Bedarfsvorhersage

Mit diesem Schlüssel wird bestimmt, nach welchem Verfahren (gleitender Mittelwert, gewogener gleitender Mittelwert) der Bedarf eines Teiles berechnet werden soll.

Behältertyp

Angabe für ein Kanban-gesteuertes Teil, in welcher Art von Behältnis ein Teil gehalten wird.

Behälteranzahl

Angabe für ein Kanban-gesteuertes Teil, wie viele von den Behältern im Umlauf sind. Die Behälteranzahl ist nicht verwaltbar.

Beschaffungsart Projekt

Beschaffungsschlüssel, der bei Projektanforderungen als Default übernommen werden soll.




Maske "Dispo 2"

FeldBezeichnung

Höchstmenge

Gibt die Obergrenze für einen Beschaffungsvorschlag an. Soll keine vorgegeben sein, muss das Feld nicht gepflegt werden. Übersteigt die Bedarfsmenge die vorgegebene Höchstmenge, wird diese als Splittmenge verstanden.

Mindestmenge

Menge, über die ein Beschaffungsvorschlag mindestens lauten soll. Ist die Bedarfsmenge kleiner als die Mindestmenge, so wird vom Dispositionsprogramm der Beschaffungsvorschlag über die Mindestmenge erstellt.

Sprungmenge

Angabe, in welchen Intervallmengen eine Beschaffungsmaßnahme ausgelöst werden darf.
Entspricht die Bedarfsmenge nicht einem ganzzahligen Vielfachen der Sprungmenge, so wird vom Dispositionsprogramm der Beschaffungsvorschlag über eine entsprechend aufgerundete Menge erstellt.

Dispositives Erfassungsdatum

Das dispositive Erfassungsdatum gibt an, zu welchem Datum ein Teil für die Disposition als erfasst (angelegt) gelten soll.
Es braucht hier nichts angegeben zu werden; in diesem Fall gilt das Anlage datum des Stammsatzes gleichzeitig als dispositives Erfassungsdatum.

Aktualisierungsmuster

Das Aktualisierungskennzeichen legt fest, ob die Felder "Durchschnittlicher Wochenverbrauch", "Meldebestand", "Sicherheitsbestand" und "Wiederbeschaffungszeit eigengefertigter Teile" manuell oder automatisch gepflegt werden und auf welcher Datenbasis der durchschnittliche Wochenverbrauch vom System ermittelt werden soll.

ABC-Klasse

In Abhängigkeit von VRLU06 gegebenenfalls verwaltbar. Die ABC-Klasse auf Teilestammebene ist gegebenenfalls auch auf Maske "ABC-Bewertung" zu pflegen.

Dispositiver Vorgänger

Eine hier hinterlegte Teileidentifikation bewirkt, dass dessen dispositive Vergangenheit (Verbrauchszahlen) auf das (Nachfolge-)Teil angerechnet wird.
Jedes Teil kann nur einen dispositiven Vorgänger haben, aber jedes Teil kann dispositiver Vorgänger von beliebig vielen Teilen sein.

Multiplikator

Wenn ein dispositiver Vorgänger angegeben ist, wird über dieses Kennzeichen gesteuert, in welchem Verhältnis die Zahlen des Vorgängers auf die des Nachfolgers anzurechnen sind.

DispositionsstufeNiedrigste Fertigungsstufe, auf der ein Teil in den Stücklisten vorkommt.
Die richtige Pflege der Dispositionsstufen ist Voraussetzung dafür, dass der Netchange richtig arbeitet.

Manuelle Dispo-Stufenermittlung

Über dieses Kennzeichen wird gesteuert, ob die Dispositionsstufe manuell gepflegt werden darf. Manuelle Pflege der Dispo-Stufe ist nur im Zusammenhang mit offenen Stücklisten relevant.


Maske "Dispo 3"

Durchschnittlicher Wochenverbrauch

Der durchschnittliche Wochenverbrauch gibt Auskunft über die Gängigkeit des Teils und beeinflusst die Beschaffungspolitik.
Insbesondere geht er in die systemgestützte Ermittlung des Sicherheits- und Meldebestandes ein.

Sicherheitsbestand

Der Sicherheitsbestand ist die Menge, die im normalen Betriebsablauf nicht angegriffen werden sollte ("eiserne Reserve"); sie dient dazu, unvorhergesehene Lieferverzögerungen bzw. Nachfragen aufzufangen. Der Sicherheitsbestand kann über das Programm Dispositionsgrundlagen mit/ohne Aktualisierung drucken (DI11050) in Abhängigkeit des Aktualisierungsmusters (FRD477) systemgestützt aktuell ermittelt werden.

Mindestsicherheits-bestand

Der Mindestsicherheitsbestand gibt die Höhe des Sicherheitsbestandes an, der niemals unterschritten werden soll. Immer dann, wenn nach dem für ein Teil (auf einer Lagergruppe) letztendlich gültigen Sicherheitsbestand gefragt wird, findet dieser Mindestsicherheitsbestand Berücksichtigung (bei der automatischen Ermittlung des Sicherheitsbestandes gemäß Aktualisierungsmuster wird er zunächst ignoriert).

Meldebestand

Der Meldebestand ist die kritische Menge, bei deren Erreichen bzw. Unterschreiten Beschaffungsmaßnahmen einzuleiten sind (im Wesentlichen bei verbrauchsgesteuerten Teilen relevant). Der Meldebestand kann über das Programm Dispositionsgrundlagen mit/ohne Aktualisierung drucken (DI11050) in Abhängigkeit des Aktualisierungsmusters (FRD477) systemgestützt aktuell ermittelt werden.

Mindestmeldebestand

Der Mindestmeldebestand gibt die Höhe des Meldebestandes an, der niemals unterschritten werden soll. Zu seiner Wirkweise vgl. den obigen Text zum Mindestsicherheitsbestand.


Systemgestützte Aktualisierung

Folgende vier Dispositionsgrößen können manuell gepflegt und/oder vom System automatisch auf der Grundlage der aktuellen Daten ermittelt und in die Stammdatei(en) fortgeschrieben werden:

  • Durchschnittlicher Wochenverbrauch
  • Sicherheitsbestand
  • Meldebestand
  • Wiederbeschaffungszeit (bei eigengefertigten Teilen).

Das manuelle Verwalten ist immer möglich. Die maschinelle Aktualisierung erfolgt durch das Programm Dispositionsgrundlagen drucken mit/ohne Aktualisierung (DI11050) für die Teile, deren Aktualisierungsmuster entsprechend eingerichtet ist. Dabei kann über jede der vier Größen getrennt entschieden werden.

Wichtiger Hinweis:
Bei der maschinellen Aktualisierung werden bei Lagergruppendisposition nur die Zahlen auf Lagergruppenebene fortgeschrieben; die Teilestammfelder bleiben unberührt, da in ihnen gegebenenfalls die Defaultwerte für (noch) nicht gepflegte Lagergruppensätze stehen.


Das System ermittelt die Zahlen nach den folgenden Formeln:

  1. Wiederbeschaffungszeit

    Die Berechnung ist nur für Teile möglich, deren Beschaffungsschlüssel auf Eigenfertigung lautet. Die Rüst-, Stück- und Übergangszeiten werden aus dem Arbeitsplan durch Aufruf eines entsprechenden Programms im Modul Produktion ermittelt und mit einer Losgröße multipliziert, die gemäß Steuerung der Tabelle FRD477 aus dem Feld Mindestmenge oder Höchstmenge genommen wird. Sollte die derart ermittelte Wiederbeschaffungszeit noch nicht ganzzahlig sein, wird auf die nächste ganze Zahl aufgerundet.
    Wenn die Wiederbeschaffungszeit in die Stammdatei fortgeschrieben wird, werden auch die Rüst-, Stück- und Übergangszeiten entsprechend aktualisiert, damit sich die Daten konsistent darstellen.
    Der maximale Wert für die Wiederbeschaffungszeit beträgt per Definition 999 Tage. Wird dieser Wert ermittelt, wird über den Sachverhalt ein Mailboxsatz abgesetzt, da zu vermuten ist, dass entweder die Daten des Arbeitsplans oder die Standardlosgröße falsch gepflegt sind.
    Der durchschnittliche Wochenverbrauch kann grundsätzlich auf fünf verschiedene Arten ermittelt werden, die sich in der Datengrundlage unterscheiden. Die Festlegung erfolgt mit entsprechenden Parametern, die bei dem Aktualisierungsmuster (FRD477) hinterlegt sind.

  2. Durchschnittlicher Wochenverbrauch (1)

    Der Gesamtverbrauch setzt sich maximal aus den folgenden Feldern zusammen, von denen die ersten drei im Teilestamm bzw. Lagergruppenstamm bei allen Buchungen gemäß den Vorgaben im jeweiligen Buchungsschlüssel mitgepflegt werden:
    - Verbrauch für Fertigung, laufendes Jahr
    - Verbrauch für Verkauf, laufendes Jahr
    - Verbrauch für Sonstiges, laufendes Jahr
    - Verbrauch für Fertigung, Vorjahr
    - Verbrauch für Verkauf, Vorjahr
    - Verbrauch für Sonstiges, Vorjahr.

    Welche der maximal sechs Komponenten den Gesamtverbrauch ausmachen, wird wiederum über das Aktualisierungsmuster gesteuert.
    Ist ein dispositiver Vorgänger hinterlegt, fließen dessen Verbrauchszahlen, entsprechend dem Multiplikatorkennzeichen gewichtet, in den Gesamtverbrauch ein.
    Die Tagesanzahl gibt die Zahl von Arbeitstagen an, auf die sich der Gesamtverbrauch bezieht. Diese wird zum einen von dem dispositiven Erfassungsdatum bestimmt, zum anderen natürlich auch von der im Aktualisierungsmuster festgelegten Jahresvorgabe (laufendes Jahr, Vorjahr oder beide). Ist ein dispositiver Vorgänger hinterlegt, ist dessen dispositives Erfassungsdatum relevant, wenn es weiter zurückliegt.
    Der so ermittelte Tagesverbrauch wird mit der Wochentagesanzahl (Anzahl der Arbeitstage pro Woche) multipliziert, um auf den Wochenverbrauch zu kommen. Diese Anzahl der Arbeitstage pro Woche ist ebenfalls im Aktualisierungsmuster hinterlegt und beträgt in der Regel fünf (vgl. Parameter 23 der FRD477).
    Für diese Art der Ermittlung des durchschnittlichen Wochenverbrauchs muss der Parameter 13 der FRD477 den Wert "0" annehmen.
    Während 2. nur mit Daten im Teile- bzw. Lagergruppenstamm auskommt, gehen die nächsten beiden Ermittlungsverfahren auf die Statistikdaten des Moduls Statistik. 

  3. Durchschnittlicher Wochenverbrauch (2)

    Über die Parameter 14 und 15 der FRD477 wird festgelegt, welche Zahlen aus der Statistikdatei den Verbrauch als solchen darstellen sollen. Die Gewichtung der einzelnen Periodenverbräuche kommt über den Bedarfsvorhersageschlüssel aus den Dispositionsstammdaten oder aus Parameter 10 für alle Teile gleich und berücksichtigt gegebenenfalls auch saisonale Schwankungen.
    Der so ermittelte Gewogene Periodenverbrauch bezieht sich auf eine Periode. Eine Periode umfasst standardmäßig 365/12 Kalendertage, so dass der gewogene Periodenverbrauch, multipliziert mit 12/365, den prognostizierten Verbrauch pro Kalendertag wiedergibt. Dieser noch einmal mit 7 als Anzahl der Kalendertage pro Woche multipliziert, ergibt den durchschnittlichen Wochenverbrauch wie hier dargestellt.
    Diese Art der Ermittlung bietet die Möglichkeit, auf eine differenziertere Verbrauchsgrundlage zurückzugreifen und dieser durch die Gewichtungsmöglichkeiten unterschiedliche Bedeutung beizumessen. Hierdurch ist auch die Voraussetzung dafür geschaffen, dass sich der durchschnittliche Wochenverbrauch schneller an Veränderungen in der Verbrauchsstruktur anpassen kann.
    Für diese Art der Ermittlung des durchschnittlichen Wochenverbrauchs muss der Parameter 13 der FRD477 den Wert "1" annehmen. 

  4. Durchschnittlicher Wochenverbrauch (3) 

    Das Verfahren der exponentiellen Glättung ist eine andere Art, aus den Vergangenheitsdaten einen Prognosewert abzuleiten. Wie in (3) wird über die Parameter 14 und 15 der FRD477 festgelegt, welche Zahlen aus der Statistikdatei den Verbrauch als solchen darstellen sollen. Die unter (3) beschriebene Vorgehensweise, bei der die Gewichtungsfaktoren explizit über den Bedarfsvorhersageschlüssel bestimmt werden, ist hier in der Weise abgewandelt, dass diese nun implizit bestimmt werden. In der Literatur ist daher im Zusammenhang mit dem Verfahren der exponentiellen Glättung auch von den "Exponentiell gewogenen Durchschnitten" die Rede. Über die Parameter 16 und 17 der FRD477 kann auf das Verfahren Einfluss genommen werden: Parameter 17 bestimmt die Anzahl der Perioden, auf die überhaupt zurückgegriffen werden soll; sie ist programmtechnisch auf die Zahl 36 beschränkt. Parameter 16 bestimmt den so genannten Alpha-Faktor, der die implizite Gewichtung der Periodenverbräuche bestimmt. In der Literatur wird ein Wert zwischen 0,1 und 0,3 empfohlen.
    Der so ermittelte Exponentiell geglättete Periodenverbrauch bezieht sich auf eine Periode. Eine Periode umfasst standardmäßig 365/12 Kalendertage, so dass der gewogene Periodenverbrauch, multipliziert mit 12/365, den prognostizierten Verbrauch pro Kalendertag wiedergibt. Dieser noch einmal mit 7 als Anzahl der Kalendertage pro Woche multipliziert, ergibt den durchschnittlichen Wochenverbrauch wie hier dargestellt.
    Für diese Art der Ermittlung des durchschnittlichen Wochenverbrauchs muss der Parameter 13 der FRD477 den Wert "2" annehmen. 

  5. Durchschnittlicher Wochenverbrauch (4)

    Die anstehende Nachfragemenge ergibt sich aus allen in der Nettoübersicht stehenden relevanten Nachfragen, sofern sie rückständig sind oder in den Zeitraum fallen, der mit dem aktuellen Tag beginnt ("heute") und so viele Arbeitstage umfasst, wie durch Parameter 19 der FRD477 bestimmt ist (maximaler Betrachtungszeitraum). Relevant sind nur solche Nachfragen, die gemäß der Dispositionsart des Teils auch als solche wirksam sind. Die in obiger Formel angegebene Tagesanzahl ergibt sich als Anzahl von Arbeitstagen aus dem Zeitraum von "heute" bis zu dem Tag der letzten berücksichtigten Nachfrage.
    "Anstehende_Nachfragemenge/Tagesanzahl" gibt den durchschnittlichen Tagesverbrauch wieder und ist noch mit der Anzahl der Arbeitstage pro Woche zu multiplizieren, um auf den Wochenverbrauch zu kommen. Diese Anzahl der Arbeitstage pro Woche ist ebenfalls im Aktualisierungsmuster hinterlegt und beträgt in der Regel fünf (vgl. Parameter 23 der FRD477).
    Der so ermittelte durchschnittliche Wochenverbrauch wird als schwebender Wochenverbrauch bezeichnet. Von allen fünf Möglichkeiten zur Berechnung des durchschnittlichen Wochenverbrauchs ist der schwebende Wochenverbrauch derjenige, der am offensivsten zukunftsorientiert ist, da er nicht auf Vergangenheitswerten sondern nur auf aktuell im System stehenden Nachfragen beruht. Gleichzeitig ist er damit auch derjenige, der am schnellsten auf sich verändernde Nachfrageverhältnisse reagiert.
    Die Abhängigkeit von tatsächlich vorhandenen relevanten Nachfragen kann natürlich auch dazu führen, dass sich der schwebende Wochenverbrauch zu Null errechnet. Über Parameter 20 der FRD477 kann festgelegt werden, ob dieser Wert Null genauso gut wie jeder andere ist oder aber als Fehler gewertet wird. In der Nettoübersicht zeigt sich dieser Fehlerfall in der Weise, dass anstelle einer konkreten Zahl der Hinweis auf Nichtermittelbarkeit angezeigt wird. Bei dem maschinellen Aktualisierungslauf wird der aktuell in den Stammdaten stehende durchschnittliche Wochenverbrauch unverändert gelassen und es wird auf dem zusätzlichen Verarbeitungsprotokoll ein entsprechender Fehlervermerk ausgegeben. Im anderen Fall wird mit Null aktualisiert, aber zusätzlich ein Hinweis auf dem Verarbeitungsprotokoll ausgebracht.

    Beispiel:

    Gegeben seien folgende Daten: Teil 4711, Lagergruppe WERK-01, Heute: 08.01.JJ,
    Datum Nachfrage
    00.00.00   80 Kg
    04.01.JJ    20 Kg
    10.01.JJ  200 Kg
    22.01.JJ    70 Kg
    07.02.JJ  150 Kg
    Die Anzahl der Arbeitstage pro Woche sei 5.

    Fall 1:
    Der durch Parameter 19 der FRD477 bestimmte maximale Betrachtungszeitraum ende am 05.02.JJ.
    Anstehende Nachfragemenge: 370 Kg
    Tagesanzahl: 21 Arbeitstage (08.01.JJ bis 05.02.JJ)
    Schwebender Wochenverbrauch: 88,10 Kg/ATag (=(370/21)*5 Kg/ATag)

    Fall 2:
    Der durch Parameter 19 der FRD477 bestimmte maximale Betrachtungszeitraum ende am 04.04.JJ.
    Anstehende Nachfragemenge: 520 Kg
    Tagesanzahl: 23 Arbeitstage (08.01.JJ bis 07.02.JJ)
    Schwebender Wochenverbrauch: 113,04 Kg/ATag (=(520/23)*5 Kg/ATag) 

    Die Ermittlung des durchschnittlichen Wochenverbrauchs als schwebender Wochenverbrauch ist auf die dynamisch disponierten Teile beschränkt.
    Über Parameter 11 der VRLD03 ("Schwebenden Wochenverbrauch zusätzlich anzeigen") kann gesteuert werden, dass in der Nettoübersicht der sich aktuell ergebende schwebende Wochenverbrauch zusätzlich neben dem durchschnittlichen Wochenverbrauch aus den Stammdaten als ergänzende Information angezeigt wird.
    Für diese Art der Ermittlung des durchschnittlichen Wochenverbrauchs muss der Parameter 18 der FRD477 den Wert "1" annehmen. 

  6. Durchschnittlicher Wochenverbrauch (5) 

    Über den Parameter 22 der FRD477 wird festgelegt, welche Buchungsschlüssel im Prinzip in die Auswertung der relevanten Abgänge eingehen sollen. Genauer ist es so, dass dort eine Anwendungsgebietsgruppe Buchungsschlüssel (FRD836) hinterlegt ist, über die die Buchungsschlüssel bestimmt sind. Parameter 21 der FRD477 legt den Rückschauhorizont fest und bestimmt damit den Zeitraum von einem Tag in der Vergangenheit bis "heute", innerhalb dessen die Abgänge relevant sein sollen. Der Zeitraum wird gegebenenfalls durch das dispositive Erfassungsdatum automatisch verkürzt.
    Wenn ein Teil einen dispositiven Vorgänger hat, werden dessen Abgangszahlen zusätzlich in die Rechnung einbezogen.
    Die so ermittelten Relevanten Abgänge laut Artikelkonto beziehen sich auf Tagesanzahl viele Arbeitstage, so dass "relevante_Abgänge_laut_Artikelkonto/Tagesanzahl" den durchschnittlichen Verbrauch pro Arbeitstag darstellt. Dieser ist noch mit Wochentagesanzahl, der Anzahl der Arbeitstage pro Woche zu multiplizieren, um auf den Wochenverbrauch zu kommen. Diese Anzahl der Arbeitstage pro Woche ist ebenfalls im Aktualisierungsmuster hinterlegt und beträgt in der Regel fünf (vgl. Parameter 23 der FRD477). 
    Für diese Art der Ermittlung des durchschnittlichen Wochenverbrauchs muss der Parameter 13 der FRD477 den Wert "3" annehmen. 

  7. Sicherheitsbestand  

    Die Sicherheitszeit ist eine der drei Zeitkomponenten, die durch den Bestellpolitikschlüssel festgelegt werden. Sie ist dort in Arbeitstagen angegeben und beschreibt den Zeitraum, für den die Lieferbereitschaft auch bei Verzögerungen in der Beschaffung durch Angriff der eisernen Reserve aufrechterhalten werden soll.
    Die Wochentagesanzahl ist die Anzahl der Arbeitstage pro Woche und ist im Aktualisierungsmuster hinterlegt. Sie beträgt in der Regel fünf Tage (vgl. Parameter 23 der FRD477). 
    Der nach obiger Formel ermittelte Sicherheitsbestand passt sich Veränderungen im Verbrauchsverhalten des Teiles an. Im Vordergrund steht die Sicherheitszeit, die unabhängig vom Verbrauch gewährleistet bleiben soll.
    Über Parameter 06 der Vorlauftabelle VRLU21 lässt sich steuern, ob der errechnete Sicherheitsbestand gegebenenfalls noch auf die nächste Sprungmenge aufgerundet werden soll. 

  8. Meldebestand 

    Die Wochentagesanzahl ist die Anzahl der Arbeitstage pro Woche und ist im Aktualisierungsmuster hinterlegt. Sie beträgt in der Regel fünf Tage (vgl. Parameter 23 der FRD477). 
    Die Wiederbeschaffungszeit ist die aus dem gleichnamigen Feld oder dem Wiederbeschaffungszeitkennzeichen gewonnene Anzahl von Arbeitstagen, die für die Wiederbeschaffung in der Regel benötigt werden. 
    Der Solleindeckungszuschlag ist ebenso wie die Sicherheitszeit eine der drei Zeitkomponenten, die durch den Bestellpolitikschlüssel festgelegt werden. Er ist dort in Arbeitstagen angegeben und beschreibt die Anzahl von Arbeitstagen, die zusätzlich zu der obigen Wiederbeschaffungszeit noch intern für nachgelagerte Tätigkeiten (z.B. QS-Prüfung) zu veranschlagen sind. 
    In diesem Sinne kann von der Wiederbeschaffungszeit als der Netto-Wiederbeschaffungszeit und von der um den Solleindeckungszuschlag verlängerten Wiederbeschaffungszeit als der Brutto-Wiederbeschaffungszeit gesprochen werden.
    Der nach obiger Formel ermittelte Meldebestand passt sich Veränderungen im Verbrauchsverhalten des Teiles an. Der für die Wiederbeschaffung benötigte Zeitraum unter Berücksichtigung der Sicherheitszeit steht im Vordergrund, der unabhängig vom Verbrauch gewährleistet bleiben soll.
    Über Parameter 07 der Vorlauftabelle VRLU21 lässt sich steuern, ob der errechnete Meldebestand gegebenenfalls noch auf die nächste Sprungmenge aufgerundet werden soll. 
    Bei der manuellen Pflege über das Programm Dispositionsgrundlagen verwalten (US11613) wird der Anwender durch das System in der Weise unterstützt, dass ihm angezeigt wird, was das System auf Grund der aktuellen Datenlage errechnen würde. Ferner kann zusätzlich zu dem aktuell gültigen bzw. errechneten durchschnittlichen Wochenverbrauch ein anderer Wert zu Simulationszwecken vorgegeben werden, für den dann gemäß obiger Formeln der entsprechende Sicherheits- bzw. Meldebestand ermittelt wird.
    Eine weitere Art der Simulation ist über die Funktion "Dispo-Hilfe" gegeben: hier können zusätzlich die zugrunde gelegte Wiederbeschaffungszeit, der Bestellpolitikschlüssel und auch das Aktualisierungsmuster alternativ vorgegeben werden, um zu sehen wie sich dies in der Ermittlung des Sicherheits- bzw. Meldebestandes auswirkt. Diese alternativ vorgegebenen Werte sind nur temporär; an den aktuell gültigen, in den Dateien stehenden Werten ändert sich hierdurch nichts.
    Über die Funktion "Errechnete Dispodaten in Stammdaten fortschreiben" können die errechneten Werte allerdings differenziert übernommen werden.
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