Allen Kalkulationsverfahren liegt folgendes Kalkulationsschema zugrunde:
Operator | Kostenart / Summenname | Kürzel |
Materialeinzelkosten | MEK | |
+ | Materialgemeinkosten | MGK |
+ | Externe Kosten | MKEX |
= | Materialkosten | MK |
Fertigungseinzelkosten | FEK | |
+ | Fertigungsgemeinkosten | FGMK |
+ | Betriebsmittelkosten | BK |
+ | Sonderkosten der Fertigung | SOKF |
= | Fertigungskosten | FK |
Materialkosten | MK | |
+ | Fertigungskosten | FK |
= | Herstellkosten | HK |
Herstellkosten | HK | |
+ | Verwaltungsgemeinkosten | VWGK |
+ | Vertriebsgemeinkosten | VTGK |
+ | Sonderkosten des Vertriebs | SOKV |
+ | Sonderkosten Konstruktion | SOKK |
+ | Entwicklungsgemeinkosten | EWGK |
+ | Verpackungskosten | VPKO |
= | Selbstkosten | SK |
Selbstkosten | SK | |
+ | Skonto / Bonus | SKBO |
+ | Provision | PROV |
+ | Gewinnzuschlag | GEWZ |
= | Nettorichtpreis | NEPR |
Alle Gemeinkosten und Zuschläge nach den Herstellkosten werden nur bei verkaufsfähigen Artikeln berücksichtigt.
Die Verkaufsfähigkeit eines Artikels wird über die FRD168 (Artikelarten) festgelegt.
Grenz-, Fix- und Vollkosten
Generell werden die Vollkosten in variable und fixe Kosten unterteilt.
Grenzkosten sind die zusätzlichen variablen Kosten je produzierter Einheit. In Formeln werden die Grenzkosten mit dem Index 1, Fixkosten mit dem Index 2 und die Vollkosten mit dem Index 3 gekennzeichnet, die folgenden beiden Formeln sagen also für jede zusätzlich produzierte Einheit gleiches aus:
Kosten dieser und vorheriger Stufen
Bei allen Kalkulationsverfahren wird immer nur ein Baukasten bzw. ein Auftrag berechnet.
Aus vorherigen (Fertigungs-) Stufen werden die einzelnen Kostenarten der Herstellkosten und die Sonderkosten entsprechend den Mengenverhältnissen umgerechnet und übernommen.
Führt man eine Standardvorkalkulation über mehrere Stufen durch, so wird von unten nach oben, jeder Baukasten neu kalkuliert und die jeweiligen Kosten der vorherigen Stufen übernommen.
Beispiel für die Berechnung der Materialeinzelkosten dieser und vorheriger Stufen:
Menge | Kosten diese Stufe | Kosten vorherige Stufen | |
---|---|---|---|
Baugruppe 3 | 1 Stück | 200 € = 2 x 100 | Keine |
Baugruppe 2 | 3 Stück | 200 € = 1 x 200 | Keine |
Baugruppe 1 | 2 Stück | 300 € = 2 x 150 | 800 € = (3 x 200) + (1 x 200) |
Endprodukt | 1 Stück | 500 € = 2 x 50 + 4 x 100 | 2.200 € = 2 x (300 + 800) |
Beispiel für die Berechnung der Fertigungseinzelkosten dieser und vorheriger Stufen
Menge | FK diese Stufe | FK vorherige Stufen | |
---|---|---|---|
Baugruppe 3 | 1 Stück | FK-Baugruppe 3 | Keine |
Baugruppe 2 | 3 Stück | FK-Baugruppe 2 | Keine |
Baugruppe 1 | 2 Stück | FK-Baugruppe 1 | 3 x FK-Baugruppe 2 + |
Endprodukt | 1 Stück | FK-Endprodukt | 2 x FK-Baugruppe 1 |
Für jeden Baukasten und für jedes Enderzeugnis werden folgende Kostenarten und folgende Kostenbestandteile ermittelt:
Kostenart | Kosten dieser Stufe | Kosten vorheriger Stufen |
---|---|---|
Materialkosten | Grenzkosten | Grenzkosten |
Materialgemeinkosten | Grenz- und Fixkosten | Grenz- und Fixkosten |
Fertigungskosten | Grenz- und Fixkosten | Grenz- und Fixkosten |
Fertigungsgemeinkosten | Grenz- und Fixkosten | Grenz- und Fixkosten |
Betriebsmittelkosten | Grenzkosten | Grenzkosten |
Externe Kosten | Grenzkosten | Grenzkosten |
Sondereinzelkosten | Grenzkosten | Grenzkosten |
Sondereinzelkosten | Grenzkosten | Grenzkosten |
Sondereinzelkosten | Grenzkosten | Grenzkosten |
Verwaltungsgemeinkosten | Grenz- und Fixkosten | |
Vertriebsgemeinkosten | Grenz- und Fixkosten | |
Entwicklungsgemeinkosten | Grenz- und Fixkosten | |
Verpackung | Grenz- und Fixkosten | |
Fracht | Grenz- und Fixkosten | |
Skonto / Bonus | Grenz- und Fixkosten | |
Provision | Grenz- und Fixkosten | |
Gewinnzuschlag | Grenz- und Fixkosten |
Die errechneten Kosten beziehen sich immer auf die zur betreffenden Kalkulation gehörende Kalkulationseinheit. Die Kalkulationseinheit wird aus der Kalkulations- bzw. Preisdimension aus dem Artikelstamm ermittelt. Ist dort eine Kalkulationsdimension angegeben, wird diese verwendet, ansonsten wird die Preisdimension herangezogen.
Bezugsgrößen
In oxaion werden die Fertigungseinzelkosten über Bezugsgrößen ( = Leistungsarten) ermittelt. Es gibt keine Einschränkung auf die vier typischen Bezugsgrößen, nämlich Rüst- und Stückzeit für Personal und Maschinen, sondern es können bis zu 10 Bezugsgrößen pro Arbeitsgang definiert werden. (Beispiele: kWh, m², Liter)
Die vier typischen Bezugsgrößen, Rüst- und Stückzeit für Personal und Maschinen, werden je nach Kalkulation in folgenden Tabellen festgelegt.
Kalkulation / | Tabelle | Besonderheiten |
---|---|---|
Standardvorkalkulation | Die für alle Kalkulationsarten gültigen Bezugsgrößen sind unter dem Argument „oxaion" zu hinterlegen. Um spezielle Bezugsgrößen (für die Berücksichtigung von abweichenden Stundensätzen) für eine Kalkulationsart verwenden zu können, muss ein Datensatz in der Tabelle unter dem Argument „Kalkulationsart" angelegt werden. | |
Auftragskalkulation | Die für alle Kalkulationsarten und Fertigungsauftragskennzeichen gültigen Bezugsgrößen sind unter dem Argument „oxaion" zu hinterlegen. Es können keine abweichenden Bezugsgrößen in der Auftragskalkulation hinterlegt werden. | |
Work in process (WIP) | Zur Berechnung der Fertigungskosten werden im Allgemeinen die Bezugsgrößen aus der Tabelle VRLP35 herangezogen (wegen der Vergleichbarkeit der Werte zur Auftragsvorkalkulation). Es können aber in der Tabelle FRD581 –WIP-Belegarten- abweichende Bezugsgrößen für WIP-Belegarten hinterlegt werden, so dass für ausgewählte WIP-Belege eine abweichende Bewertung für die Fertigungsstunden erreicht werden kann. |
Voraussetzungen für die Fertigungskostenermittlung
Die Fertigungseinzelkosten werden auf Basis von vorgegebenen oder errechneten Plan- oder Ist-Kalkulationssätzen ermittelt. Für die Standardvorkalkulation werden die Kalkulationssätze über die Kalkulationsart in der Tabelle FRD570 (Parameter "Index BAR" = I, P oder T) festgelegt. Für alle Auftragskalkulationen erfolgt die Zuordnung über den gleichen Parameter in der Tabelle VRLP35.
Um Kalkulationssätze anlegen zu können, sind nachfolgend aufgeführte Schritte durchzuführen. Dabei ist zu beachten, dass hier nur auf die relevanten Daten/Parameter für die Kalkulation eingegangen wird. Da die anzulegenden Daten auch für die Kostenrechnung relevant sein können, ist eine Abstimmung bei der Erfassung der Daten nötig bzw. gegebenenfalls eine Überarbeitung der angelegten Stammdaten notwendig.
- Es ist eine Ist- und eine Planversion über den Versionsstamm (US12200) anzulegen. Für die Planversion ist als "Referenzversion" die zuvor angelegte Istversion zu benutzen. Soll in der Kalkulation mit mehreren Bezugsgrößen gerechnet werden, ist der Parameter "Mehrere Bezugsgrößen/Kstl." mit "J" zu setzen.
- Im Firmenstamm (US10600) sind die erfassten Versionen in der Lasche "Kostenrechnung" anzugeben.
- Die Kostenstellen (US11000) und die Bezugsgrößen (US13300) dürfen erst nach Speichern der Versionen im Firmenstamm erfasst werden. Bei der Erfassung von Bezugsgrößen gibt es außer der Bezugsgrößendimension keine relevanten Parameter für die Kalkulation.
- Die Ist- (US13400) und die Plankalkulationssätze (US13500) sind pro Jahr, Kostenstelle und Bezugsgröße anzulegen. Diese können pro Periode bzw. es kann ein Standardwert (13. Periode) angegeben werden.
- Über den Parameter "Index BAR I/P/T" in der Tabelle FRD570bzw. VRLP35 wird festgelegt mit welchen Kalkulationssätzen bei der Standardvorkalkulation bzw. bei den Auftragskalkulationen gerechnet werden soll.
- Die Bezugsgrößen für Rüsten Personalkosten/Maschinenkosten und Bearbeiten Personalkosten/Maschinenkosten sind in der Tabelle VRLP32für die Standardvorkalkulation bzw. VRLP35für die Auftragskalkulationen zuzuordnen.
Ausschussfaktor
Bei der Standardvorkalkulation und bei der Auftragsvorkalkulation müssen ggf. geplante Ausschüsse berücksichtigt werden. Dabei sind folgende Angaben von Bedeutung:
- Artikelstamm Baugruppe: Fertigungsausschuss, Kalkulationsausschuss
- Stücklistenposition: Fertigungsausschuss, Kalkulationsausschuss, Bemerkungskennzeichen
- Arbeitsplanposition: Fertigungsausschuss, Kalkulationsausschuss
Wird in dem Artikelstamm einer Stücklistenkomponente ein Ausschuss angegeben, so hat dies auf die betrachtete Baugruppe keine Auswirkung, wohl aber auf deren Komponenten. Ist diese Stücklistenkomponente jedoch ein Kaufartikel so ist die Angabe eines Ausschusses sinnlos.
Über das Bemerkungskennzeichen "KA" in einer Stücklistenposition kann die verhindert werden, dass ein Ausschuss für die betreffende Stücklistenposition berechnet wird.
Ausschussberechnung bezogen auf die Materialkosten:
Beispiel:
Bemerkungskennzeichen | = KA | <>KA | <>KA | <>KA | <>KA | <>KA |
---|---|---|---|---|---|---|
Stücklistenposition: Kalk-Ausschuss | - | 10% | 0% | 0% | 0% | 0% |
Baugr-Artikelstamm: Kalk-Ausschuss | - | - | 20% | 0% | 0% | 0% |
Stücklistenposition: Fert-Ausschuss | - | - | - | 25% | 0% | 0% |
Baugr-Artikelstamm: Fert-Ausschuss | - | - | - | - | 30% | 0% |
Ausschussfaktor: | 1,00 | 1,10 | 1,20 | 1,25 | 1,30 | 1,00 |
( "-" nicht relevant)
mit:
Ausschussberechnung bezogen auf die Arbeitsgangkosten:
Beispiel:
Bemerkungskennzeichen | = KA | <> KA | <> KA | <> KA | <> KA |
---|---|---|---|---|---|
Arb-Plan-Position: Kalk-Ausschuss | 10% | 0% | 0% | 0% | 0% |
Baugr-Artikelstamm: Kalk-Ausschuss | - | 20% | 0% | 0% | 0% |
Arb-Plan-Position: Fert-Ausschuss | - | - | 25% | 0% | 0% |
Baugr-Artikelstamm: Fert-Ausschuss | - | - | - | 30% | 0% |
Ausschussfaktor: | 1,10 | 1,20 | 1,25 | 1,30 | 1,00 |
( "-" nicht relevant)
Ordnet man eine Stücklistenposition einem Arbeitsgang zu, so hat dies auf die Kalkulation keine weitere Auswirkung, insbesondere nicht hinsichtlich der Ausschussberechnung.
Kostenträger
Ein Kostenträger ist eine buchungstechnische Einheit der Kostenrechnung, die der Erfassung der Kosten und der Erlöse dient.
Alle Kosten zwischen den Herstellkosten und dem Nettorichtpreis (vergleiche Kalkulationsschema) und die "Sonderkosten der Fertigung" werden über Kostenträger ermittelt.
Der Kostenträger wird mit dem Programm Kostenträger verwalten (US12700) erfasst.
Dem Kostenträger können Sonderkosten zugeordnet werden.
Der Kostenträger wird einem Artikel im Programm Artikel verwalten (US17000) in der Lasche „Kore" (Kostenrechnung) zugeordnet.
Sieht man von den Sonderkosten ab, erfolgt die Kostenermittlung für die Kostenträger-abhängigen Kostenarten über die Hinterlegung von Zuschlagssätzen. Siehe hierzu auch den Abschnitt „Gemeinkosten / Zuschläge".
Gemeinkosten / Zuschläge
Gemeinkosten in der Standardvorkalkulation, in der Auftragskalkulation und in der WIP-Berechnung werden über Zuschläge ermittelt, die über das Verwaltungsprogramm Kalkulationszuschläge verwalten (PK10000) hinterlegt werden können.
Zuschläge werden grundsätzlich in Prozentwerten in Abhängigkeit
- eines Gemeinkostenschlüssels,
- einer Kalkulationsart,
- einem Argument,
- einem Gültig-ab Datum
angegeben. Absolute Zuschläge sind nur bei den Material-, Fertigungsgemeinkosten, den Verpackungs- und Frachtkosten möglich.
Der Gemeinkostenschlüssel wird aus der Kalkulationscodetabelle FRD577 vorgegeben. Neben dem Kalkulationscode kann ein Argument vergeben werden, das einen spezifischen Materialgemeinkostensatz pro Artikel/Artikelgruppe oder auch einen spezifischen Fertigungsgemein-kostensatz pro Arbeitsplatz (PPS) ermöglicht.
Die Ermittlung eines Gemeinkostenzuschlages erfolgt nach folgenden Regeln:
- Zugriff mit Gemeinkostenschlüssel, Kalkulationsart und Gültig-ab Datum
- Zugriff mit Gemeinkostenschlüssel und Gültig-ab Datum
- Zugriff mit Kalkulationsart und Gültig-ab Datum
- Zugriff nur mit Gültig-ab Datum
Bei der Hinterlegung eines Zuschlagssatzes sind folgende Punkte zu beachten:
- Über die Auswahl des Kalkulationscodes wird die Zuschlagsart festgelegt.
- Für prozentuale Zuschläge (siehe Parameter „Zuschlagscode") muss die Zuschlagsbasis, die Kalkulationsspalte (Variable-/Grenz-, fixe -, Vollkosten), und eventuell die Zuschlagssätze hinterlegt werden. Zuschlagssätze von null Prozent sind zulässig.
- Für absolute Zuschläge muss die Mengendimension angegeben werden. Ein Zuschlagswert von null ist zulässig.
- Über das Gültig-ab Datum können Gültigkeitszeiträume für Zuschläge festgelegt werden.
- Bei der Eingabe eines Zuschlagssatzes muss der Zuschlagsprozentsatz/-wert „Gesamt" gleich der Summe aus den Werten „Variabel" und „Fix" oder null sein. Ist der eingegebene Wert null, wird der Gesamtwert durch das Programm berechnet.
Tabellen zur Kalkulation
Tabellen, relevant für alle Kalkulationsverfahren
Tabelle | Bezeichnung |
---|---|
Bezugsgrößen bzw. Leistungsarten | |
Artikelart (Artikelstamm) | |
Bezeichnung der Preisfelder | |
Beschaffungsschlüssel | |
Arbeitsplatzart (Arbeitsplatzstamm) |
Spezielle Tabellen für die Standardvorkalkulation
Tabelle | Bezeichnung |
---|---|
Kalkulationsarten | |
Darstellungsformen beim Druck der Standardkalkulation | |
Argumente der gültigen Berechnungsbasen. Die Tabelle wird zur Plausibilitätsprüfung der Zuschlagstabellen benötigt. | |
Vorlauftabelle für Standardvorkalkulation drucken | |
Vorlauftabelle für Kalkulationsvergleiche drucken (Standardvorkalkulationen) | |
Vorlauftabelle für Durchführung Standardvorkalkulation | |
Vorlauftabelle für Durchführung Standardkalkulation |
Spezielle Tabellen für Auftragskalkulationen
Tabelle | Bezeichnung |
---|---|
Vorlauftabelle für Kalkulationsabschluss | |
Vorlauftabelle für Auftragskalkulation drucken | |
Vorlauftabelle für Durchführung Auftragskalkulation | |
Vorlauftabelle für Auftragskalkulation |
Spezielle Tabellen für WIP-Bewertung (Work in process)
Tabelle | Bezeichnung |
---|---|
Vorlauftabelle für WIP-Beleg anlegen | |
WIP-Belegarten |
Sämtliche Tabellen werden über die Tabellenverwaltung verwaltet. Weitere Informationen zur Verwaltung von Tabellen findet man in der zugehörigen Dokumentation.