Beschaffungsvorschläge entstehen aus dem Modul Disposition heraus entweder durch Unterdeckungsprüfungsläufe (Unterdeckungsprüfung für verbrauchsgesteuerte Artikel bzw. Netchange) oder im Zuge von Verbuchungen von Nachfragen, wie es bei diskret einzelgeplanten, hart plan- und Kanban-gesteuerten Artikeln oder aber auch bei explizit vorgegebener Einzelplanung in der verursachenden Anwendung gegeben ist. So kann z.B. bei der Verkaufsauftragseinschreibung für einen an sich bedarfsgesteuerten Artikel durch Setzen eines Einzelplanungskennzeichens die direkte Vorschlagserstellung angestoßen werden. Ähnlich verhält es sich bei Nachfragen aus Projekten (Modul Projekte), wo über den projektspezifischen Beschaffungsschlüssel dieses erreicht werden kann. Solche Einzelplanungen sind auch immer im Zusammenhang mit Streckengeschäften gegeben, die sowohl aus dem Modul Vertrieb als auch aus dem Modul Projekte heraus initiiert werden können.
An Beschaffungsvorschlägen gibt es die Bestell-, Fertigungs- und Transfervorschläge. Ein Bestellvorschlag wird für ein fremdbezogenes Teil erstellt und betrifft somit das Modul Einkauf. Ein Fertigungsvorschlag wird für eigengefertigte Teile erstellt. Ein Transfervorschlag wird erstellt, wenn es sich um einen internen Werksbezug handelt. Dabei wird intern von einer Lagergruppe auf eine andere Lagergruppe Bestand umgebucht. Welche Art im konkreten Fall herangezogen wird, hängt in der Regel am Beschaffungsschlüssel oder aber an den konkreten Vorgaben (Projekte). Die Ausnahme besteht bei Streckengeschäften; diese resultieren unabhängig von irgendwelchen Beschaffungsschlüsseln immer in Bestellvorschlägen.
Wesentliche Determinanten von Beschaffungsvorschlägen sind neben den Terminen, deren Vergabe an der Dispositionsart hängt und eben dort schon beschrieben ist, der Lagerort, die Vorschlagsmenge und bei Bestellvorschlägen der Lieferant (auch bei Transfervorschlägen), der Preis und gegebenenfalls die Zuordnung zu einem Rahmenauftrag.
Die Ausgestaltung der Beschaffungsvorschläge in diesem Sinne ist Gegenstand dieses Abschnittes.
Exkurs: Spezielle Beschaffungsart "Interner Werksbezug"
Neben den "traditionellen" Beschaffungsarten "Eigenfertigung" und "Fremdbezug" existiert noch die Möglichkeit, Artikel intern durch Umlagerungen zu beziehen. Hintergrund dieser Beschaffungsart ist die Anforderung, Unterdeckungen in bestimmten Lagergruppen (z.B. in reinen Verkaufslägern) durch Bestände anderer Lagergruppen (z.B. Produktionslägern) auszugleichen. Der Ablauf des internen Werksbezug sieht wie folgt aus. Die Disposition erstellt bei einer Unterdeckung einen Transfervorschlag, dieser wird in einen Transferauftrag übernommen. Mittels eines Lieferscheins werden die Teile umgebucht. Voraussetzung für die Einrichtung des internen Werksbezugs ist die Lagergruppendisposition.
Einrichtung des internen Werksbezugs
Um einen Artikel werksintern zu beziehen, ist zunächst ein entsprechender Beschaffungsschlüssel in der Tabelle FRD506 zu definieren. Im Parameter 02 muss "W" angegeben werden, in Parameter 05 ist zu hinterlegen, von welchem Lagerort die Ware bezogen werden soll.
In der Verwaltung der Dispositionsstammdaten kann ein solcher Beschaffungsschlüssel nur auf Lagergruppenebene angegeben werden. Voraussetzung ist weiterhin, dass keine endlosen Verkettungen von internen Werksbezügen entstehen. So ist es z.B. unzulässig, für die Lagergruppe "WERK-01" einen internen Werksbezug vom Lagerort "01" anzugeben, wenn der Lagerort "01" zur Lagergruppe "WERK-01" gehört. Diese Prüfung erfolgt durch das Verwaltungsprogramm.
Für jede Lagergruppe, die werksintern Ware empfangen soll, ist in der Tabelle FRDIWB ein Satz anzulegen. Im Argument wird die betreffende Lagergruppe angegeben, in den Parametern 01 bis 03 die Personenkontonummer (Kundennummer), die dieser Lagergruppe zugeordnet sein soll. Im Parameter 04 wird das Schwimmende Lager definiert, das als Ziellager herangezogen wird, wenn für die Lagergruppe ein Transfervorschlag generiert wird. Dieses Schwimmende Lager muss im Lagerortstamm der Lagergruppe im Argument zugeordnet und als Konsignationslager definiert sein.
Generierung eines Transfervorschlags
Ein Transfervorschlag wird generiert, sobald ein Beschaffungsvorschlag mit entsprechendem Beschaffungsschlüssel "interner Werksbezug" zur Erstellung ansteht. Datentechnisch gesehen ist er ein Satz in der EDI-Schnittstelle des Moduls Vertrieb. Es handelt sich dabei um eine Art vorläufigen Konsignationsauftrages; der geplante Lagerabgang erfolgt im Lagerort, der aus dem Beschaffungsschlüssel ermittelt wurde, als Lagerort für den geplanten Lagerzugang wird das Schwimmende Lager der auslösenden Lagergruppe vorgeschlagen (aus der Tabelle FRDIWB, s.o.).
Der Transfervorschlag stellt auf der auslösenden Lagergruppe ein vorläufiges Angebot, auf der liefernden Lagergruppe eine vorläufige Nachfrage dar. Sollte im Netchange-Lauf diese Nachfrage zu einer Lagergruppe gehören, die schon der Unterdeckungsprüfung unterzogen war, werden die eventuell hierbei erzeugten Vorschläge wieder gelöscht und der Artikel auf dieser Lagergruppe noch einmal geprüft und gegebenenfalls neue Vorschläge erstellt. Durch diese Vorgehensweise wird sichergestellt, dass auch die nachträglich entstandenen (nicht durch das Dispositionsstufenverfahren abzudeckenden) Nachfragen berücksichtigt werden und sich die Vorschläge trotzdem wie "aus einem Guss" darstellen, was insbesondere dann von Bedeutung ist, wenn die Bedarfsmengen noch einer Mindest- bzw. Sprungmengenmanipulation unterliegen.
Weiterbearbeitung von Transfervorschlägen
Transfervorschläge können mit den üblichen Funktionen der Schnellerfassung des Moduls Vertrieb bearbeitet und in Transferaufträge überführt werden. Dabei erfolgt eine Verschiebung von vorläufigen Nachfragen und Angebote in echte. Wie "normale" Konsignationsaufträge können diese Transferaufträge mit Lieferscheinen ausgeliefert werden. Dabei findet eine Umbuchung der gelieferten Ware auf das Schwimmende Lager statt. Bei Ankunft der Ware in der Ziellagergruppe kann diese mit Bezug auf den Lieferschein durch ein Programm des Moduls Vertrieb in die endgültigen Lagerorte umgebucht werden (im Programm Lieferscheinverwaltung (VK23000) auf dem betreffenden Lieferschein im Kontextmenü den Punkt "Umbuchen Konsi-Aufträge" auswählen).
Die Überführung von Transfervorschlägen in Transferaufträge kann auch automatisch erfolgen. Über die Vorlauftabelle VRLD35 kann dieses getrennt nach Anstossart eingestellt werden: Parameter 01 bestimmt über Transfervorschläge, die aus dem Netchange heraus erstellt worden sind, Parameter 02 über jene, die im Zuge von Einzelplanung bzw. Streckengeschäften entstanden sind.
Betrachtung zur Verfügbarkeitssituation bei Transferaufträgen
Bei einem Transferauftrag (wie auch einem Konsignationsauftrag) geht es darum, Ware von einem Lager in ein (womöglich weit entferntes) anderes Lager zu verbringen. Dazwischen geschaltet ist das schwimmende Lager (LKW, Schiff usw.), das notwendigerweise zu derselben Lagergruppe wie das eigentliche Ziellager gehört.
In diesem Stadium des offenen Auftrags ist die Verfügbarkeitssituation noch in Ordnung, mit seiner Auslieferung ändert sich das unter Umständen. Die Erstellung des Lieferscheins für den Auftrag bewirkt, dass auf der abgehenden Lagergruppe der Transferauftrag nicht mehr sichtbar ist: die Nachfrage ist zurückgenommen, der Lagerbestand entsprechend reduziert. Die Ware ist umgebucht auf das schwimmende Lager. Und hier zeigt sich das Dilemma: einerseits geht es hier um Lagerbestand, der laut System schon auf der Ziellagergruppe zugegangen ist, andererseits dauert es de facto aber noch eine gewisse Zeit (u.U. nur ein paar Stunden, ggf. aber auch mehrere Tage oder gar Wochen), bis die Ware verfügbar genannt werden kann.
Das Problem ist dadurch gelöst, dass mit Umbuchung des physischen Bestandes auf das schwimmende Lager automatisch eine weitere ‚technische Umbuchung' angestoßen wird: Der Dispositionsbestand wird herunter, der Bestellbestand zum Lieferdatum des Transferauftrags hoch gebucht. Hierdurch ist allem Rechnung getragen: Der physische Bestand bleibt in seiner Höhe auf dem schwimmenden Lager unberührt; die Verfügbarkeit entspricht den Gegebenheiten: aktuell noch kein eingegangener Lagerbestand, aber geplant zum Lieferdatum laut Auftrag. Mit Umbuchung vom schwimmenden Lager auf das eigentliche Ziellager (Programm Lieferscheinverwaltung (VK23000), auf der Lieferscheinnummer "Ursprungslager → schwimmendes Lager" im Kontextmenü die Auswahl "Umbuchung Konsi-Aufträge") wird obige technische Umbuchung im umgekehrter Richtung ausgeführt, so dass physischer Lagerbestand und Dispositionsbestand wieder gleich lauten.
Damit diese technische Umbuchung tatsächlich auch zur Ausführung kommt, muss zweierlei sichergestellt werden:
- Im Lagerortstamm muss das schwimmende Lager als ein solches gekennzeichnet sein (Programm Lagerortstamm verwalten (US16600), Lasche "Zusätzliche Angaben").
- Es müssen zwei Buchungsschlüssel angelegt sein: Einer, der den Zugang Bestellbestand bucht (im Standard: D1) und ein Zweiter, der den Abgang Dispositionsbestand bucht (im Standard: D2), wobei der Zugangsbuchungsschlüssel als Folgebuchungsschlüssel des Abgangsbuchungsschlüssel hinterlegt sein muss (Programm Buchungsschlüssel verwalten (US50000)). Dieser Abgangsbuchungsschlüssel (im Standard: D2) ist dann im Lagerortstamm des schwimmenden Lagers als "Buchungsschlüssel Schwimmendes Lager" anzugeben (Programm Lagerortstamm verwalten (US16600), Lasche "Zusätzliche Angaben").
Lieferantenermittlung
Eine Lieferantenermittlung wird dann durchgeführt, wenn ein Bestellvorschlag zu erstellen ist und der Lieferant durch den anstoßenden Vorgang noch nicht vorgegeben ist.
Als Personenkonto wird zum ermittelten Lieferanten die niedrigste Personenkontoart verwendet, die als Typ Kontenart nicht für Anzahlungen aber als Kreditor eingestellt und für die Materialwirtschaft nicht gesperrt ist.
Aus manchen Modulen heraus (z.B. Vertrieb) können bei einer Einzelplanung beziehungsweise einem Streckengeschäft Lieferanten explizit vorgegeben sein. In so einem Falle wird der Lieferant direkt in den Bestellvorschlag übernommen, und es findet keine weitere Lieferantenermittlung statt.
Ist auf diese Weise noch kein Lieferant festgestellt, greifen die Vorgaben aus dem Beschaffungsschlüssel, der üblicherweise der aus den Dispositionsstammdaten ist und nur bei Einzelplanung aus Projekten heraus der beim verwendeten projektspezifischen Beschaffungsschlüssel (Parameter 04, FRDBSL) hinterlegte ist.
Der Beschaffungsschlüssel sieht im Falle von Fremdbezug über die Parameter 02 und 04 (FRD506) mehrere Möglichkeiten vor, den Bestellvorschlag auf einen bestimmten Lieferanten zu beziehen:
- Standardlieferant
- Letzter Lieferant
- Bestlieferant
- Standard-/Bestlieferant
- Optimaler Lieferant.
Ein Standardlieferant für einen Artikel ist ein Lieferant, der im Lieferantenartikelstamm des Moduls Einkauf als bevorzugter Lieferant gekennzeichnet ist. Sollte es für einen Artikel mehrere bevorzugte Lieferanten geben, wird der in alphabetischer Reihenfolge zuerst Kommende ausgewählt. Um auch geografischen Gegebenheiten Rechnung tragen zu können, kann der Standardlieferant auch lagergruppenbezogen hinterlegt werden. Dieses erfolgt in dem Programm Dispositionsgrundlagen verwalten (US11613), in dem der Standardlieferant auf Lagergruppenebene verwaltet werden kann, während er auf Artikelstammebene nur angezeigt wird. Dort ist er auch nicht ein eigenes Artikelstammfeld, sondern es wird hier der Standardlieferant aus dem Modul Einkauf herangezogen. Für diese Art der Lieferantenfindung muss in Parameter 02 ein "S" angegeben sein.
Der letzte Lieferant bestimmt sich über die Bestellpositionen des Artikels (bei Lagergruppendisposition: unter Berücksichtigung der Lagergruppe). Hier wird in Abhängigkeit des Bestelldatums auf die letzte (jüngste) Position zugegriffen und deren Lieferant genommen. Für diese Art der Lieferantenfindung ist in Parameter 02 ein "L" anzugeben ist.
Der Bestlieferant ermittelt sich allein auf Grund des Preises, wobei alle Lieferanten in der Auswahl sind, für die es im Lieferantenartikelstamm eine entsprechende Beziehung gibt. Damit tatsächlich in dieser Weise der Lieferant bestimmt wird, ist darauf zu achten, dass in Parameter 02 ein "P" angegeben ist und Parameter 04 leer bleibt.
Es kann auch vorgegeben werden, bei der Suche nach einem Lieferanten mit dem Standardlieferanten zu beginnen und dann mit dem Bestlieferanten weiterzumachen, wenn kein Standardlieferant hinterlegt ist. Hierfür ist in Parameter 02 ein "A" anzugeben ist und Parameter 04 leer zu lassen.
Eine im Vergleich zu dem Bestlieferanten ausgefeiltere Möglichkeit der Lieferantenfindung ergibt sich durch die Lieferantenbewertung im Modul Einkauf. Hier können die Lieferanten in Abhängigkeit von Preis, Qualität, Umsatz und Lieferservice in eine bestimmte Reihenfolge gebracht werden, deren Anführer als optimaler Lieferant ausgewählt wird. Hierzu ist in Parameter 02 ein "A" oder ein "P" anzugeben und Parameter 04 ein Wert zwischen "1" und "5", wobei Parameter 04 festlegt, ob in Abhängigkeit eines der vier Kriterien allein oder in Abhängigkeit aller vier Kriterien in einer vorgegebenen Gewichtung die Reihenfolge festgelegt wird. Ist Parameter 02 mit "A" angegeben, erfolgt die Auswahl unter Bevorzugung ISO-klassifizierter Lieferanten, wenn Parameter 15 der VRLE30 das so vorsieht. Weitere Informationen stehen im Handbuch des Moduls Einkauf zur Lieferantenbewertung.
Wird auf diese Weise kein Lieferant gefunden, wird der Lieferant entsprechend Parameter 02 als Standard- beziehungsweise Bestlieferant ermittelt.
Wenn Parameter 04 nicht leer ist und Parameter 02 mit "A" beziehungsweise "P" angegeben ist, erfolgt die Lieferantenermittlung also mit Hilfe der Lieferantenbewertung des Einkaufs. Diese arbeitet mit Teildateien, die die Ergebnisse verschiedener Lieferantenbewertungsläufe parallel vorhalten können. Um die Lieferantenfindung in der Disposition auf eindeutiger Datengrundlage durchführen zu können, muss über einen eigenen Menüpunkt im Modul Einkauf die gewünschte Teildatei zugeordnet werden. Erfolgt dies nicht, wird so verfahren, als wenn Parameter 04 gar nicht angegeben ist.
Eine andere Art der Lieferantenermittlung ergibt sich bei der Beschaffungsart "interner Werksbezug". Lieferant ist hier die aktuelle Firma selbst. Werden Transfervorschläge in eine echte Beschaffungsmaßnahme überführt, entsteht ein Transferauftrag, der im Wesentlichen nichts anderes ist als ein Konsignationsauftrag. Hierfür wird ein entsprechendes Personenkonto (Kundennummer) benötigt, das in der Tabelle FRDIWB für die jeweilige Not leidende Lagergruppe zu hinterlegen ist. Vgl. auch den vorigen Abschnitt ‚Exkurs: Spezielle Beschaffungsart "Interner Werksbezug".
Preisermittlung
Die Preisermittlung wird bei Bestellvorschlägen durchgeführt und entspricht derselben Vorgehensweise, nach der im Modul Einkauf die Preise ermittelt werden. Als Stichtag für die Preisfindung dient das Bestellvorschlagsdatum.
Rahmenauftragseinstellung
Bestellvorschläge, die auf einen konkreten Lieferanten lauten, was stets der Fall ist, wenn die Lieferantenermittlung erfolgreich durchgeführt wurde, können auch schon gleich mit ihrer Erstellung einem Rahmenauftrag zugeordnet werden. Voraussetzung hierfür ist, dass die Vorlauftabelle VRLD15 (Parameter 19) entsprechend eingestellt ist. Die Rahmenfindung läuft analog zu der im Modul Einkauf. Es werden hier auch die Vorlauftabellen des Einkaufs VRLE11 (Parameter 04 und 25) und VRLE33 (Parameter 02 und 03) herangezogen.
Sachbearbeiterermittlung
In Bestell-, Fertigungs- und Transfervorschläge wird als Disponent stets der aus den Dispositionsstammdaten übernommen. In Bestellvorschläge wird als Sachbearbeiter Einkauf der erste Sachbearbeiter genommen, der für den Artikel im Artikelstamm für den Einkauf hinterlegt ist. Ist dort keiner hinterlegt, wird der Sachbearbeiter in Abhängigkeit von Parameter 19 der VRLE11 entweder mit dem Disponentenkennzeichen vorgegeben oder leer gelassen. Eine Ausnahme besteht bei Bestellvorschlägen, die im Zuge von Einzelplanung bzw. Streckengeschäft aus Projekten heraus entstanden sind: Hier wird in jedem Fall derjenige übernommen, der dort als Sachbearbeiter angegeben ist.
Lagerortermittlung
Jeder Beschaffungsvorschlag bezieht sich auf einen Lagerort. Bei Bestell- und Fertigungsvorschlägen werden bis zu drei Ebenen nacheinander durchlaufen: vom Speziellen zum Allgemeinen.
Bei Lagergruppendisposition wird zunächst bei der Artikelart des entsprechenden Artikels nachgeschaut, ob dort ein Index für die lagergruppenbezogene Lagerortfindung hinterlegt ist (Parameter 02, FRD168). Wenn dieser Parameter gepflegt ist, enthält er eine Zahl zwischen 1 und 4, die besagt, dass der entsprechende der vier bei der Lagergruppe hinterlegbaren Lagerorte genommen werden soll (Programm Lagergruppen verwalten (US16500), Parameter "Lagerort 1" bis "Lagerort 4").
Die bei einer Lagergruppe hinterlegten Lagerorte müssen eben dieser Lagergruppe zugeordnet sein. Ist an der durch den Index festgelegten Stelle kein Lagerort hinterlegt oder gehört dieser nicht zu der richtigen Lagergruppe oder ist schon bei der Artikelart kein Index angegeben, wird als nächstes der Stammlagerort aus dem Artikelstammsatz herangezogen.
Ist hier keiner hinterlegt, wird letztlich auf den Firmenstammlagerort aus dem Firmenstamm zurückgegriffen.
Bei Lagergruppendisposition wird in jedem Fall sichergestellt, dass der ermittelte Lagerort auch der richtigen Lagergruppe zugeordnet ist. Sollte dies einmal nicht der Fall sein (Lagerort aus Artikel- oder Firmenstamm), wird von dem System ein entsprechender Lagerort gesucht und eine entsprechende Nachricht in die Mailbox gestellt.
Von der bisher beschriebenen Lagerortfindung kann im Falle des direkten Anstoßes eines Beschaffungsvorschlages (diskrete Disposition, Einzelplanung, Streckengeschäft) abgewichen werden, wenn dies über die Vorlauftabelle VRLD15 (Parameter 12 und 13) entsprechend eingestellt ist; es wird dann für den Beschaffungsvorschlag derjenige Lagerort herangezogen, auf den auch die Nachfrage lautet.
Bei Transfervorschlägen wird der Lagerort, auf den sich die Nachfrage bezieht ("von woher soll umgelagert werden?") aus dem Beschaffungsschlüssel bestimmt, vgl. Parameter 05 der FRD506. Der Lagerort, auf den das Angebot laufen soll, wird als so genanntes "schwimmendes Lager" aus Parameter 04 der FRDIWB für die Not leidende Lagergruppe gewonnen; es muss sich hierbei um ein Konsignationslager handeln.
Vorschlagsmengenermittlung
Je nach Dispositionsart wird ein Bedarf festgestellt, auf den durch eine Beschaffungsmaßnahme reagiert wird. Die Vorschlagsmenge ist diejenige Menge, über die ein Bestell-, ein Fertigungs- bzw. ein Transfervorschlag lautet. Sie leitet sich aus der Bedarfsmenge ab und ist gegebenenfalls das Ergebnis von Manipulationen, die auf Grund hinterlegter Höchst-, Mindest- und Sprungmengen im Artikelstamm, im Lagergruppenstamm oder im Lieferantenartikelstamm und Parameter des Losgrößenschlüssels durchgeführt wurden (Losgröße im engeren Sinne).
Bei Beschaffungsvorschlägen, die im Zuge explizit vorgegebener Einzelplanungen (diskrete Disposition, Einzelplanung, Streckengeschäft) erstellt werden, ist es so, dass vorhandene Höchst-, Mindest- und Sprungmengen ignoriert werden. In diesen Fällen wird also stets die Bedarfsmenge unverändert in die Vorschlagsmenge übernommen.
Außerhalb explizit vorgegebener Einzelplanungen wird die ermittelte Bedarfsmenge nicht in jedem Fall direkt in einen entsprechend lautenden Vorschlag umgesetzt. Stattdessen wird sie gegebenenfalls in Abhängigkeit von Höchst-, Mindest- und Sprungmengen sowohl hinsichtlich der Anzahl als auch der Höhe von Vorschlagsmengen manipuliert.
Im Rahmen der Unterdeckungsprüfung für verbrauchsgesteuerte Artikel sind die Parameter 18 und 19 der VRLD24 interessant. Hier kann getrennt für Bestell und Fertigungsvorschläge - ein Prozentsatz angegeben werden, über den gesteuert werden kann, um wie viel die Bedarfsmenge die Sprungmenge überschreiten muss, damit die Vorschlagsmenge tatsächlich entsprechend aufgerundet wird. Diese Möglichkeit dient dazu, nicht wegen jeder (noch so kleinen) Überschreitung der Sprungmenge den Vorschlag entsprechend größer ausfallen lassen zu müssen. In der Konsequenz bedeutet dies natürlich auch, dass die Vorschlagsmenge in Summe dann kleiner sein kann als die ursprüngliche Bedarfsmenge.
Ist im Falle von Fremdbezug bei dem entsprechenden Lieferanten im Lieferantenartikelstamm Höchst-, Mindest- oder Sprungmenge gepflegt, bilden alle diese drei Werte die Grundlage der Vorschlagserstellung; andernfalls (alle drei Mengenfelder im Lieferantenartikelstamm weisen den Wert Null auf oder es handelt sich nicht um Fremdbezug) werden die nach der Default-Regel bestimmten Werte der Lagergruppe herangezogen.
Die Höchstmenge versteht sich stets als Splittmenge. Ist die Bedarfsmenge höher als die Höchstmenge, werden ein oder mehrere Vorschläge mit eben dieser Splittmenge als Vorschlagsmenge und gegebenenfalls noch einen weiterer Vorschlag über die Restmenge erstellt, wobei diese Restmenge in Abhängigkeit von Mindest- und Sprungmenge gegebenenfalls erhöht ist.
Beispiel:
Bedarfsmenge = 5111 Stück
Höchstmenge = 1000 Stück
Mindestmenge = 0 Stück
Sprungmenge = 100 Stück
→ fünf BeVos à 1000 Stück, ein BeVo über 200 Stück
Über den Losgrößenschlüssel kann ein Zeitpunkt bestimmt sein, ab dem eine hinterlegte Höchstmenge zu ignorieren ist.
Genauer: Diese Möglichkeit ist eine optionale Zusatzfunktion zu der Periodisierung der Zeitachse mit einer zweiten Periodenlänge ab einem gewissen Zeitpunkt "Z", vgl. Bedarfsmengenermittlung im periodisierten MEZ. Wenn Parameter 11 und 12 (FRD485) beide mit einem positiven Wert angegeben sind und es somit generell eine zweite Periodenlänge geben soll, dann entscheidet Parameter 13 darüber, ob bei Beschaffungsvorschlägen für Perioden dieser zweiten Periodenlänge hinterlegte Höchstmengen noch berücksichtigt oder aber ignoriert werden. Hintergrund hierfür ist derselbe wie die Einführung einer zweiten Periodenlänge: Reduzierung der Anzahl von Beschaffungsvorschlägen.