Allgemeines

Nach § 240 HGB ist jeder Kaufmann verpflichtet, für den Schluss eines jeden Geschäftsjahres ein Inventar aufzustellen. Die Inventur zählt demnach zu den wesentlichen Arbeiten im Laufe eines Geschäftsjahres.

In oxaion wird ganz strikt zwischen den beiden Aufgaben der Anpassung von Buchbeständen an die Ist-Bestände (Körperliche Inventur) und der Vermögensfeststellung zu einem Stichtag unterschieden (Jahresinventur).

Im Rahmen der körperlichen Inventur wird gezählt, gemessen und gewogen und durch Vergleich mit den Buchbeständen die Korrektur derselben vorgenommen, wenn sich hierbei eine Differenz ergibt. Sie kann in Form einer Stichtagsinventur oder als permanente Inventur durchgeführt werden.

Erfolgt die körperliche Bestandsaufnahme durch eine Stichtagsinventur, so muss diese zeitnah zum Bilanzstichtag durchgeführt werden (10 Tage vor oder nach dem Bilanzstichtag). Bei einer Stichtagsinventur stehen alle Artikel auf allen Lagerorten zur körperlichen Bestandsaufnahme an.

Neben der Stichtagsinventur ist auch die permanente Inventur zulässig. Sie bietet den Vorteil, dass die Bestandsaufnahme nicht in einem "Gewaltakt" durchgeführt werden muss; das Zählvolumen kann durch gezielte Terminierung der permanenten Inventur (Zählen bei möglichst niedrigem Lagerbestand) minimiert werden, kritische Artikel (im allgemeinen A-Artikel) können im Laufe eines Jahres mehrfach erfasst werden.

In jedem Fall muss sichergestellt werden, dass jeder Artikel bzw. jede Materialposition mindestens einmal im Laufe des Geschäftsjahres erfasst wird.

Im Rahmen der Jahresinventur erfolgt eine Bewertung der Buchbestände(Warnung) zum Stichtag; verschiedene Verfahren stehen hier zur Verfügung.

Sollen beide Aufgaben zeitlich zusammen abgewickelt werden, also eine körperliche Bestandsaufnahme durchgeführt werden, deren Ergebnisse auch gleich bewertet werden sollen, sind in oxaion trotzdem beide Aufgaben getrennt zu fahren, dann (wahrscheinlich) mit demselben Stichtag. In diesem Fall stimmen die Ist-Bestände mit den durch die Stichtagsinventur gegebenenfalls korrigierten Buchbeständen überein.

Der Ablauf der Inventur ist in allen ihren Ausprägungen weitgehend gleich und wird im Folgenden näher erläutert. Im Ablauf einer Inventur gibt es Tätigkeiten, die unerlässlich sind, und solche, die dazu dienen, den Sachbearbeitern die Arbeit zu erleichtern. Durch die weitgehende Automatisierung der einzelnen Schritte ist es zudem erforderlich, einige Listen zu drucken, um die erfolgten Berechnungen zu überprüfen. In der folgenden Auflistung sind die Pflichtprogramme hervorgehoben (P). 

Körperliche Inventur

Pflicht-
programme
Programme


Artikel/Lagerplätze ohne Inventur drucken

P

Inventurdatei und Zählliste erstellen

P

Inventurzählbestände erfassen


Nicht erfasste Inventurpositionen drucken

P

Nicht erfasste Inventurpositionen löschen

P

Solllagerbestände und –werte ermitteln


Bewertungsliste ohne Wert drucken


Bewertungsliste mit Wert drucken

P

Inventur verbuchen und drucken


Körperliche Inventuren aus Inventurdateien löschen


Jahresinventur

Pflicht-
programme
Programme

P

Inventurdatei und Bewertungsliste erstellen

P

Inventurbewertungsdaten erfassen


Nicht bearbeitete Inventurpositionen drucken

P

Zur Löschung vorgesehene Inventurpositionen löschen

P

Solllagerbestände und Inventurwerte ermitteln


Jahresinventurbewertungsliste drucken

P

Inventur abschließen und drucken


Jahresinventur in Stammdatei(en) übernehmen


Jahresinventuren aus Inventurdateien löschen.


Grundsätzlich kann eine Inventur durchgeführt werden, indem die einzelnen Programme in ihrer Reihenfolge von oben nach unten aufgerufen werden. In den weiteren Abschnitten dieses Dokuments wird auf die Funktion und die Besonderheiten der einzelnen Programme näher eingegangen.

Sowohl für die körperliche Inventur als auch für die Jahresinventur gibt es die Möglichkeit, über die entsprechende Menüauswahl ("Körperliche Inventuren sequenziell bearbeiten" bzw. "Jahresinventuren sequenziell bearbeiten") jeden der oben genannten Punkte Programm für Programm abzuarbeiten. Der Vorteil hierbei ist, dass die Reihenfolge, in der die Programme aufzurufen sind, durch die Anordnung im Menü "von oben nach unten" vorgegeben sind. Der Nachteil dieser programmbezogenen Vorgehensweise ist, dass in jedem Programmaufruf die Inventurnummer manuell einzutragen ist.

Die alternative Möglichkeit besteht in der inventurbezogenen Vorgehensweise. Über den einen Menüpunkt Körperliche Inventuren verwalten (LB61090) bzw. Jahresinventuren verwalten (LB62090) gelangt man in eine Auflistung aller entsprechender Inventuren mit den üblichen Verwaltungsfunktionen. Von dort aus können die oben genannten Programme für die jeweilige Inventur aufgerufen werden.

Die verschiedenen Inventuren werden durch die Inventurnummer identifiziert. Die Inventurnummer hat den Aufbau, der durch die Aufbereitungsschablone der Lager-Belegnummern im Firmenstamm vorgegeben ist. Bei Erstellung einer körperlichen Inventur bzw. einer Jahresinventur ist ein Nummernkreiskennzeichen aus der Tabelle FRD078 vorzugeben, aus dem im Zusammenspiel mit dem Inventurdatum, der eben genannten Aufbereitungsschablone und der Nummernkreisdatei die neue Inventurnummer automatisch erzeugt wird.

Der Ablauf der unterschiedlichen Inventurarten wird über einige zum Teil schon angesprochene Tabellen gesteuert. Die wichtigsten sind im Folgenden aufgeführt:

  • Tabelle FRD195
    Diese Tabelle enthält die Kennzeichen für die vier unterschiedlichen Inventurarten. Die Kennzeichen können frei vergeben werden; die für das Kennzeichen stehende Inventurart steht in Parameter 02.
  • Tabelle FRD403
    Diese Tabelle enthält die Kennzeichen Inventurbewertung, mit denen Mengen im Rahmen von Inventuren bewertet werden.

Körperliche Inventur

Permanente Inventur

Die permanente Inventur wird immer für einen oder mehrere ausgewählte Lagerorte durchgeführt. Hierbei ist zu beachten, dass unter einer Inventurnummer immer nur Lagerorte betroffen sein dürfen, die entweder alle aktiv chaotisch (ACL-Inventur) oder alle nicht aktiv chaotisch (Nicht-ACL-Inventur) sind; eine Vermischung von aktiv chaotischen und nicht aktiv chaotischen Lagerorten innerhalb einer Inventurnummer ist nicht möglich. Das hängt mit dem unterschiedlichen Ansatz zusammen, der im Rahmen der permanenten Inventur verfolgt wird:

Bei einem nicht aktiv chaotischen Lagerort erhalten die Artikel das Attribut, dass sie dort körperlich erfasst wurden (gegebenenfalls auf allen Lagerplätzen und/oder mit allen Chargen); bei einem aktiv chaotischen Lagerort (ACL) hingegen bekommen es dessen Lagerplätze.

Diese Lagerortvorgaben können beim Aufruf des Programms getroffen werden. Weitere Einschränkung des zu zählenden Spektrums sind zulässig: Es besteht die Möglichkeit, eine Artikelauswahl (bei Nicht-ACL-Inventur kann bei Bedarf auf Artikel reduziert werden, deren physischer Lagerbestand kleiner oder gleich einem frei wählbaren Prozentsatz des Sicherheits- oder des Meldebestandes ist.


Beispiel:
Es werden nur die Artikel zur Inventur vorgesehen, deren physischer Lagerbestand zum Zeitpunkt des Programmaufrufs kleiner oder gleich 80% vom Sicherheitsbestand ist.


Weiterhin ist es bei einer Nicht-ACL-Inventur möglich, Artikel zur Inventur vorzusehen, die auf einem der vierundzwanzig möglichen Bestände den Buchbestand Null, kleiner als Null oder ungleich Null aufweisen. Einige der vierundzwanzig im System geführten Bestände sind in diesem Zusammenhang wenig sinnvoll. Im Allgemeinen lohnt sich der Einsatz des physischen Lagerbestandes oder des Dispositionsbestandes. Als weitere Spielart ist es möglich, das zu zählende Spektrum auf "ruhende" Artikel einzugrenzen: hierbei werden nur solche Artikel in die Inventur aufgenommen, bei denen alle vierundzwanzig Bestandsfelder Null sind. Darüber hinaus kann die Inventur auch auf solche Artikel beschränkt werden, die das letzte Mal nach einem vorzugebenden Datum eine Bewegung erfahren haben. Hintergrund ist der, dass nur "aktive" Artikel in die Inventur aufgenommen werden sollen.

Entsprechend kann die ACL-Inventur gegebenenfalls auf solche Lagerplätze beschränkt werden, die höchstens mit einer vorgegebenen Lagerhilfsmittelanzahl belegt sind und gegebenenfalls einem vorgegebenen Lagerbereich angehören.

Durch diese Möglichkeiten kann der Zählaufwand sehr stark reduziert werden. Im Laufe eines Jahres ist es so möglich, alle Artikel beziehungsweise Lagerplätze zu zählen und trotzdem den Zählaufwand minimal zu halten.

Die Option, nur die Fälle von negativem Bestand herauszufiltern, liefert zusätzlich eine nützliche Funktion, inventurrelevante Auffälligkeiten zu ermitteln und zu beheben.

Ferner kann das Zählvolumen auf solche Fälle reduziert werden, bei denen die letzte Inventur schon längere Zeit zurückliegt. Dazu ist das "Grenzdatum letzte Inventur" anzugeben, durch das bewirkt wird, dass solche Fälle nicht aufgenommen werden, bei denen die letzte Inventur an diesem Tag oder danach erfolgte. Es geht hierbei also darum, nicht "schon wieder" die Artikel in die Inventur zu bekommen, die erst vor kurzem schon inventiert worden sind.

In oxaion open wird die körperliche Inventur für seriennummernpflichtige Artikel in besonderer Weise unterstützt: die Seriennummern (Geräte) selbst sind zwar nicht ein Teil der materialwirtschaftlichen Bestandsführung (im Artikelkonto werden Zu- bzw. Abgänge für den SN-pflichtigen Artikel nur summarisch, aber nicht pro Seriennummer geführt), aber in deren Geräteakte werden über den Status die Lagerhaltigkeit (auf Lager Ja/Nein) und in eigenen Feldern der aktuelle Aufenthaltsort angezeigt. Im Zuge der körperlichen Inventur erfolgt hier auch ein Abgleich der Bestandssituation. Bei Inventurerstellung kann dann auch entsprechend selektiert werden: nur Artikel ohne SN-Pflicht oder nur Artikel mit SN-Pflicht oder nur Artikel mit SN-Pflicht, bei denen die aktuellen Bestände von den Gegebenheiten in den Geräteakten abweichen oder unbestimmt. Ferner wird über den Leitdatenparameter „Zählpflicht" festgelegt, ob jede einzelne Seriennummer körperlich zu erfassen ist oder aber nur der Bestand auf der Lagerkomponente (Lagerort, ggf. Lagerplatz und ggf. Lagerhilfsmittel) in Summe anzugeben ist.

Von besonderer Bedeutung für die permanente Inventur ist das Inventurdatum (Tag der Zählung) mit Uhrzeit der Zählung. Die Uhrzeit der Zählung wird bei Aufruf des Programms mit einem Default-Wert aus der Tabelle VRLL24 voreingestellt, der natürlich überschrieben werden kann. Inventurdatum und –uhrzeit, wie hier in den Leitdaten vorgegeben, bilden den Default-Wert für die zu erstellenden Inventurpositionen und können auch später noch (in gewissem Rahmen) dort auf Positionsebene überschrieben werden.

Um sich einen Überblick über die Inventursituation zu verschaffen, gibt es das Programm Artikel/Lagerplätze ohne Inventur drucken (LB61100), in dem das Datum der letzten körperlichen Bestandsaufnahme mit dem vorgegebenen Datum verglichen wird. Auf der Liste erscheinen die so ermittelten Artikel bzw. Lagerplätze und das Datum der letzten Bestandsaufnahme.

Die Inventurdatei und die Zählliste erhalten pro Artikel und Lagerort je einen Datensatz. Bei Lagerorten mit Lagerplatzorganisation wird pro Artikel, Lagerort und Lagerplatz ein Datensatz in die Inventurdatei und auf die Zählliste geschrieben. Wenn es sich um chargenpflichtige Artikel handelt, werden wie oben beschrieben Datensätze für jede Charge abgesetzt. 

Beispiel:

  • Artikel ohne Chargen: 4711
  • Lagerort: Hauptlager: 000001 (ohne Lagerplatzorganisation)
  • Lagerort: Nebenlager 000002 (mit Lagerplatzorganisation)


Lagerort: 000001 Hauptlager

Zähl-Nr.

Artikelnummer
Chargennummer

Bezeichnung

ME

Zählbestand

1

4711

Kölnischwasser


St



...





Lagerort:000002 Nebenlager

Zähl-Nr.

Artikelnummer
Chargennummer

Bezeichnung
Lagerplatz

ME

Zählbestand

101

4711

Kölnischwasser
001 01 L 001 001


St



...




107

4711

Kölnischwasser
001 01 L 001 003


St



...




109

4711

Kölnischwasser
001 01 L 001 005


St



...






Beispiel:

  • Artikel mit Chargen: 4712 
  • Chargennummern: CH-01 und CH-02 
  • Lagerort: Hauptlager 000001 (ohne Lagerplatzorganisation) 
  • Lagerort: Nebenlager 000002 (mit Lagerplatzorganisation)


Lagerort:000001 Hauptlager

Zähl-Nr.

Artikelnummer
Chargennummer

Bezeichnung

ME

Zählbestand

1

4712
CH-01

Kölnischwasser


Kg


2

4712
CH-02

Kölnischwasser


Kg



...





Lagerort:000002 Nebenlager

Zähl-Nr.

Artikelnummer
Chargennummer

Bezeichnung
Lagerplatz

ME

Zählbestand

101

4712
CH-01

Kölnischwasser
001 01 L 001 001


Kg


102

4712
CH-02

Kölnischwasser
001 01 L 001 001


Kg



...




107

4712
CH-01

Kölnischwasser
001 01 L 001 003


Kg



...




109

4712
CH-02

Kölnischwasser
001 01 L 001 005


Kg



...





Die Sortierung der Positionen auf der Zählliste kann im Wesentlichen artikel- oder lagerbezogen erfolgen und bei Erstellung der Inventur entsprechend vorgegeben werden. Bei diesem Kennzeichen "Sortierreihenfolge" (FRD197) sind die verschiedenen Kriterien mit der jeweiligen Rangfolge hinterlegt. Bei Lagerorten ohne Lagerplatzorganisation kann auch eine Sortierung nach den in den Stammdaten hinterlegten Stammlagerplätzen erfolgen.

In oxaion open werden im Falle eines SN-pflichtigen Artikels unterhalb der Position die Seriennummern aufgeführt, die laut Geräteakten auf der entsprechenden Lagerkomponente liegen. Der Leitdatenparameter „Zählpflicht" bestimmt dabei das Layout der Liste: Bei angehakter Zählpflicht ist rechts von der Seriennummer der Bereich für die Eingabe des Zählbestandes (0 oder 1) unterstrichen; bei summarischer Erfassung ist der Gesamtzählbestand bei der Position anzugeben.

Um die Übersichtlichkeit auf den Zähllisten zu erhöhen und damit die Gefahr zu verringern, dass die Eintragung eines Zählbestandes in die falsche Zeile gerät, kann über Parameter 08 der VRLL24 dafür gesorgt werden, dass entweder nach jeder Inventurposition eine Trennzeile ausgegeben wird oder aber die freien Passagen der Inventurpositionszeile aufgefüllt werden. Das Zeichen, mit dessen Hilfe die Trennzeile beziehungsweise die Lückenfüller gebildet werden sollen, ist in Parameter 09 zu hinterlegen.

Nachdem die Artikel auf dem ausgewählten Lagerort gezählt wurden, müssen die Zählbestände im System erfasst werden. Dies geschieht mit Hilfe des Programms Körperliche Inventuren verwalten (LB61090), Kontextmenüposition "Inventurpositionen verwalten", wobei die Auflistung der Inventurpositionen genau der Zählliste entspricht. Es sind den einzelnen Sätzen der Inventurdatei die Zählbestände und ein Bearbeitungskennzeichen zuzuordnen.

In oxaion open haben die SN-Positionen dieselbe Inventurzählnummer wie die eigentliche Position, zu der sie gehören, dem sog. Summensatz. Im Falle von angehakter Zählpflicht sind die SN-Positionen direkt zu erfassen; andernfalls ist der Gesamtzählbestand bei dem Summensatz zu erfassen. Über das Kontextmenü „Zugehörige Seriennummern verwalten" können die einzelnen Seriennummernpositionen entsprechend überarbeitet werden. Wichtig dabei ist, dass die Inventur nur abgeschlossen werden kann, wenn ein jeder Summensatz konsistent zu seinen SN-Positionen steht, d.h. die Summe der SN-Zählbe stände gleich dem Gesamtzählbestand des Summensatzes ist.


Das Bearbeitungskennzeichen kann folgende Ausprägungen haben:

BearbeitungskennzeichenBezeichnung
XBearbeitet
LZum Löschen freigegeben
" "Noch nicht bearbeitet
DDirektes Löschen (nur bei ACL zulässig)

Um die Bildschirmarbeit zu erleichtern, wird jeder Satz, dem ein Bestand ungleich Null zugeordnet wurde, automatisch mit dem Kennzeichen "X" versehen. Die Zählmenge Null ist explizit mit dem Kennzeichen "X" zu bestätigen; es sein denn, dass Parameter 04 der VRLL30 anderes vorgibt.

Das Inventurdatum und die -uhrzeit sind eminent wichtige Größen, da diese direkt die Ermittlung der Solllagerbestände (Buchbestände zum Stichtermin) und in der Folge dann die Ermittlung der Inventurdifferenzen beeinflussen. Letztlich relevant sind nur die Angaben in den Inventurpositionen; die beim Erstellen der Inventur angegebenen Kopfwerte dienen nur als Default, die in die Inventurpositionen übernommen werden. Sie können auf Positionsebene auch nachträglich noch geändert werden. Um hierbei Fehlangaben vorzubeugen, ist über die VRLL30 ein Zeitfenster symmetrisch um den im Inventurkopf hinterlegten Default für das Inventurdatum hinterlegt, innerhalb dessen das Inventurdatum liegen muss.

Um die Verarbeitung von Massendaten zu erleichtern, gibt es die Möglichkeit, über den Filter-Trichter bestimmte Sätze zu selektieren. Hier steht eine ganze Reihe verschiedener Selektionskriterien zur Verfügung, um die relevanten Positionen herauszustellen. Insbesondere kann z.B. über das "Kennzeichen Bestätigung" das Auflistungsvolumen auf die noch nicht erfassten Positionen beschränkt werden (Eingabe z.B. von " " bis "A").

Eine besondere Vorgehensweise bei der Eingabe der Zählbestände besteht darin, nur die Positionen zu bearbeiten, für die ein Zählbestand einzutragen ist, und die Null-Bestand-Positionen dabei auszulassen. Diese müssen letztlich aber auch erfasst werden, damit sie nicht bei dem Punkt "Nicht erfasste Inventurpositionen löschen" wieder aus der Inventur herausgelöscht werden. Für diese Aufgabe gibt es in der Funktionsleiste zwei Funktionen: "Alle selektierten Nullsätze bestätigen" beziehungsweise "Alle Nullsätze bestätigen". Im ersten Fall werden nur die Null-Bestand-Positionen bestätigt, die den aktuellen Selektionskriterien der Auflistung entsprechen; im zweiten Fall werden wirklich alle Null-Bestand-Positionen der Inventur bestätigt, unabhängig von den aktuellen Selektionen.

Generell ist zu beachten, dass je nach Lagerort entweder Artikel oder Lagerplätze gezählt werden. Im Fall der permanenten Inventur in einem aktiv chaotischen Lager müssen alle Artikel eines Lagerplatzes erfasst werden, damit dieser als gezählt gelten kann. Im Fall der permanenten Nicht-ACL-Inventur müssen alle Positionen eines Paares Artikel/Lagerort erfasst werden, damit der Artikel auf diesem Lagerort das Attribut "gezählt" bekommen kann. Durch die Chargenpflicht des Artikels und/oder durch die Lagerplatzorganisation des Lagerortes wird es für das Paar Artikel/Lagerort mehrere (wenn nicht sogar viele) Inventurpositionen geben, die alle erfasst werden müssen, auch wenn auf dem einen Lagerplatz der Artikel schon lange nicht mehr liegt, oder die Charge schon lange verbraucht ist. Zur Kontrolle und zum Schutz der schon in das Zählen investierten Anstrengungen wird dringend empfohlen, vor dem Programmpunkt Nicht erfasste Inventurpositionen löschen (LB61500) zunächst einmal den Programmpunkt Nicht erfasste Inventurpositionen drucken (LB61400) aufzurufen, da auf dieser Liste alle Positionen aufgeführt werden, die von dem Löschen erfasst werden würden, also auch die Positionen, die selbst zwar schon gezählt und erfasst wurden, aber auch gelöscht werden würden, weil es noch andere Positionen für den Lagerplatz (ACL-Inventur) beziehungsweise das Paar Artikel/Lagerort (Nicht-ACL-Inventur) gibt, die noch nicht erfasst sind.

In Abweichung zu der eben beschriebenen Vorgehensweise des artikelbezogenen Ganz-oder-gar-nicht-Erfassens kann im Lagerortstamm durch Anklicken des Parameters "Körperliche Inventur lagerplatzbezogen" die permanente Inventur lagerplatzbezogen durchgeführt werden. Auf diese Weise kann dann die Inventur in einem Lager z.B. regalweise erfolgen. In diesem Falle bekommt der Artikel dann nicht mehr das Attribut, dass er in dem Lagerort körperlich erfasst wurde, sondern nur noch, dass er auf dem Lagerplatz inventiert wurde. Ein Wechsel von der artikelbezogenen auf die lagerplatzbezogene Inventur ist gegebenenfalls mit dem Wirtschaftsprüfer abzusprechen.

Falls auf einzelnen Lagerorten Artikel gezählt wurden, die auf der Zählliste nicht aufgeführt sind, besteht die Möglichkeit, diese nachträglich zu erfassen. Diese Positionen werden am Ende der Inventurdatei hinzugefügt. Über Parameter 01 der VRLL30 kann eingestellt werden, ob bei den Zusatzerfassungen die im Inventurkopf abgelegten Grenzen (Artikelidentifikation "von-bis", Lagerort "von-bis" usw.) zu prüfen sind.

Bei Bedarf kann das Erfassungsprogramm erneut aufgerufen werden, um Inventurpositionen zu bearbeiten. Es ist grundsätzlich in jedem Stadium einer Inventur möglich, Inventurpositionen zu erfassen oder zu ändern, solange die Inventur noch nicht verbucht ist, also einen Status kleiner gleich "5" hat. Abhängig vom Inventurstatus ist es unter Umständen erforderlich, einige Programme erneut durchzuführen.

Das Programm zum Löschen nicht erfasster Inventurpositionen ist ein Pflichtprogramm im Ablauf der Inventur und führt zum Fortschreiben des Inventurstatus in der Inventurkopfdatei. Es ist deshalb auch dann aufzurufen, wenn alle Inventurpositionen mit einem Zählbestand erfasst worden sind und dementsprechend es de facto nichts zu löschen gibt. Der Status der Inventur kann nach diesem Programmlauf die Werte "2" oder "5" haben. Den Status "2" erhält die Inventur, wenn die Solllagerbestände noch nicht ermittelt worden sind, den Status "5", wenn dies schon geschehen ist.

Wie schon beschrieben, ist es nicht notwendig und in vielen Fällen auch nicht möglich, eine Inventur am Stichtag der körperlichen Erfassung vollständig zu bearbeiten. Mit Hilfe des Programms "Solllagerbestände und -werte ermitteln" und des Artikelkontos der einzelnen Artikel ist es möglich, die Solllagerbestände zum Stichtermin (Inventurdatum und Uhrzeit) durch Rückrechnung festzustellen, womit erst die Grundlage für den Abgleich von Soll und Ist-Beständen gegeben ist.

In oxaion open wird bei SN-pflichtigen Artikeln die Solllagerbestands- und -wertermittlung immer für den Summensatz durchgeführt (wie oben schon mal angemerkt: da die Seriennummern selbst nicht Teil der materialwirtschaftlichen Bestandsführung sind). D.h. auch im Falle an angehakter Zählpflicht ist im Hintergrund der Summensatz vorhanden.

Dieser Schritt ist für die weitere Arbeit mit der Inventur unerlässlich. Er kann separat aufgerufen werden oder aber im Zusammenhang mit anderen Programmen (Erstellen der Inventur, Bewertungsliste drucken) angefordert werden ("Solllagerbestände ermitteln Ja/Nein"). Das Programm schreibt den Status der Inventur fort und ermöglicht das Verbuchen der Inventur. Der Status der Inventur wird auf den Wert "4" gesetzt, wenn das Programm vor dem Löschen der nicht-erfassten bzw. zum Löschen freigegebenen Inventurpositionen durchgeführt wird. Der Status der Inventur erhält den Wert "5", wenn die Inventurdatei schon bereinigt wurde. Die Inventur ist nun soweit fortgeschritten, dass der Abgleich zwischen Buchbeständen und tatsächlichen Beständen durchgeführt werden kann. Grundsätzlich kann die Inventur schon verbucht und in die Stammdateien übernommen werden. Es empfiehlt sich jedoch dringend, vor diesem abschließenden Schritt die vorhandenen Daten zu drucken und insbesondere die Differenzenliste qualifiziert zu prüfen.

Damit der Abgleich zwischen Soll- und Ist-Bestand möglichst den Gegebenheiten entspricht, sind einige organisatorische Regeln zu beachten. Diese ergeben sich aus der Vorgehensweise der Solllagerbestands ermittlung, nach der, vom aktuellen Lagerbestand ausgehend, alle Bewegungen zurückgerechnet werden, deren Belegdatum (nicht: Verbuchungsdatum) nach dem Zähltag liegt.


Alle Bewegungen, die beim Zählvorgang schon mitberücksichtigt wurden, müssen vor der letzten Solllagerbestandsermittlung mit einem Belegdatum kleiner oder gleich Zähltag in das System eingebracht sein.
Beispiel:

  • Zähltag: 10.04.2018 
  • Artikel: 4711
  • Ist-Lagerbestand am 10.04.2018: 10 Stück (Zählbestand)
  • Solllagerbestand am 10.04.2018: 0 Stück (da der Wareneingang noch nicht in das System eingegeben ist)
  • Eingabe des Wareneingangs am 12.04.2018 mit Belegdatum 10.04.2018 über die 10 Stück
  • Eingabe eines Wareneingangs am 13.04.2018 mit Belegdatum 13.04.2018 über 3 Stück
  • Solllagerbestandsermittlung am 15.04.2018 ergibt einen Solllagerbestand von 10 Stück:
    • 13 Stück aktueller Bestand am 15.04.2018
    • -3 Stück abzügl. Warenzugang vom 13.04.2018
    • 10 Stück Solllagerbestand zum 10.04.2018 

Alle Bewegungen, die beim Zählvorgang noch nicht mitberücksichtigt wurden, müssen vor der letzten Solllagerbestandsermittlung mit einem Belegdatum größer als der Zähltag in das System eingebracht sein oder überhaupt erst nach der letzten Solllagerbestandsermittlung in das System eingebracht werden.
Beispiel:

  • Zähltag: 10.04.2018 
  • Artikel 4712
  • Ist-Lagerbestand am 10.04.2018: 19 Stück
  • Soll-Lagerbestand am 10.04.2018: 20 Stück 
  • Physischer Wareneingang am 10.04.2018 über 5 Stück nach dem Zählvorgang. Dieser wird mit Belegdatum vom 11.04.2018 gebucht.
  • Eingabe eines Wareneingangs am 13.04.2018 mit Belegdatum 13.04.2018 über 3 Stück
  • Solllagerbestandsermittlung am 15.04.2018 ergibt einen Solllagerbestand von 20 Stück:
    • 28 Stück aktueller Bestand am 15.04.2018 
    • -5 Stück abzügl. Warenzugang vom 10.04.2018 (Belegdatum: 11.04.2018)
    • -3 Stück abzügl. Warenzugang vom 13.04.2018
    • 20 Stück Solllagerbestand zum 10.04.2018 

Bemerkung:
Wäre der Wareneingang vom 10.04.2018 über 5 Stück mit einem Belegdatum desselben Tages in das System eingegangen, wäre ein Solllagerbestand von 25 Stück und damit eine Inventurdifferenz von 6 Stück anstelle von 1 Stück errechnet worden.

Aus der beschriebenen Vorgehensweise der Solllagerbestandsermittlung geht deutlich hervor, dass für die korrekte Ermittlung des Solllagerbestandes nicht nur das Inventurdatum der Inventurposition sondern auch das Belegdatum der Artikelkontosätze eine ganz wichtige Rolle spielt. Das Belegdatum hat hier die Bedeutung des Tages der physischen Verbringung. Daraus ergeben sich Vorgänge, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen:

  • Storni von Warenzu- bzw. –abgängen werden mit dem ursprünglichen Belegdatum durchgeführt, zu dem die Ware zu- bzw. abgegangen ist.
  • QS-Prüfung: Abbuchung (Schrottbuchung, vernichtende QS-Prüfung) und Umbuchungen auf das (Gut-)Lager bzw. ein Sperrlager werden mit dem Belegdatum durchgeführt, mit dem die Ware auf das QS-Lager gebucht worden ist.


Zu den Storni: Um keine falschen Inventurdifferenzen ermittelt zu bekommen, darf der Storno erst nach der letzten Solllagerbestandsermittlung durchgeführt werden oder die zu Grunde liegende Bestandsveränderung (der ursprüngliche Zu- bzw. Abgang) darf bei der Zählung nicht berücksichtigt werden.

Zu der QS-Prüfung: Hier gilt für die körperliche Erfassung auf jedem der betroffenen Lagerorte das zu den Storni Gesagte analog: Die Abbuchung beziehungsweise die Umbuchungen dürfen erst nach der letzten Solllagerbestandsermittlung durchgeführt werden oder die zu Grunde liegende Zugangsbuchung darf bei der Zählung in der entsprechenden anteiligen Menge nicht berücksichtigt werden. Am Besten ist hier natürlich, wenn sämtliche QS-Vorgänge schon vor dem Zähltag komplett abgeschlossen sind.

Die beschriebene Funktionsweise der Solllagerbestandsermittlung gilt genauer gesagt für den Fall, dass die Zählzeit mit 24:00 Uhr angegeben war. Bei anderer Zählzeit erfährt diese Rechenweise noch eine Verfeinerung: Unter der Bedingung, dass Belegdatum und Verbuchungsdatum identisch sind, wird die Zeit der Verbuchung in Ergänzung des Belegdatums quasi als Beleg-Zeit interpretiert und somit nicht nur alle Positionen zurückgerechnet, bei denen das Belegdatum größer als der Zähltag ist sondern auch noch diejenigen, bei denen Belegdatum und Verbuchungsdatum übereinstimmen und die Verbuchungszeit größer als die Zählzeit ist. Diese Verfeinerung unterstützt die Fälle, in denen nicht erst am Abend nach dem Tagesgeschäft, sondern schon am Morgen gezählt wird.

Um die Ergebnisse der Inventur prüfen zu können, gibt es das Programm Bewertungsliste ohne Wert drucken (LB61720), das zum einen eine Liste (Bewertungsliste) erstellt, auf der die Inventurpositionen mit Ist-Bestand (Zählbestand) und Soll-Bestand (Solllagerbestand) aufgeführt werden, und zum anderen eine weitere Liste (Differenzenliste), auf der nur die Inventurpositionen mit Ist- und Soll-Bestand aufgelistet sind, bei denen der Ist-Bestand von dem Soll-Bestand abweicht. Insbesondere diese Differenzenliste sollte intensiv geprüft werden, bevor die Inventur zum Verbuchen geschickt und damit abgeschlossen wird. Bei großen Differenzen sollte gegebenenfalls noch einmal mit Bezug auf Inventurdatum und -uhrzeit nachgezählt werden; eventuell sind manche Mengen fälschlicherweise noch dazugezählt oder nicht mehr mitgezählt worden. Vielleicht sind die Zählbestände auch im Hinblick auf Lagerort, Lagerplatz beziehungsweise Charge nicht richtig zugeordnet worden.

Zur Unterstützung dieser Aufgabe können Sie aus dem Inventur-Explorer heraus auf der betreffenden Inventurnummer via Kontextmenü das Drucken einer Zählliste für eine zweite Zählung anfordern. Diese Zählliste enthält dann nur noch die auffälligen Inventurpositionen. Was dabei im Konkreten "auffällig" heißt, geben Sie durch mengen- und/oder wertmäßige Mindestabweichungen des Zählbestandes vom Solllagerbestand vor.

Neben dieser reinen mengenmäßigen Darstellung der Inventurergebnisse gibt es auch die Version Bewertungsliste mit Wert drucken (LB61700), bei der der Bestandsausweis zusätzlich auch wertmäßig erfolgt. Bewertet wird mit dem Preis, der dem Bewertungskennzeichen entspricht, das beim Aufruf des Programms gewählt wurde. Gültige Werte sind der Tabelle FRD403 zu entnehmen. Die Bewertungskennzeichen führen nicht in allen Konstellationen zu sinnvollen Ergebnissen. Sie sind den Gegebenheiten entsprechend zu wählen. In der Praxis werden häufig der "Durchschnittspreis zum Inventur-Stichtag" oder der "Durchschnittspeis neu" eingesetzt.

Mit Hilfe der Tabelle VRLL22 können Summationen nach Artikelart, Artikelgruppe, Lagergruppe bzw. Kontengruppe aktiviert werden, die für alle Listen gelten. Zusätzlich zu den wertmäßigen Summen können auch mengenmäßige Summen angefordert werden, vgl. Parameter 15 der VRLL22.

Sätze mit einem Zählbestand von Null können durch entsprechende Vorgabe bei Abruf der Listen ausgeblendet werden.

Da nun die Arbeiten im Zusammenhang mit der Inventur weitgehend abgeschlossen, die Mengen, Differenzen, Preise und Werte ermittelt und nach Bedarf auch geprüft sind, ist es erforderlich, die ermittelten Inventurdaten zu verbuchen, um die Korrektur der Buchbestände auch tatsächlich zu erhalten.

Das Programm "Inventur verbuchen und drucken" enthält eine Prüfung, ob die Inventur den für die Verbuchung erforderlichen Stand erreicht hat. Es wird der Status der Inventur auf den Wert "5" abgefragt. Vorhandene Inventurdifferenzen werden automatisch an die asynchrone Verbuchungsschnittstelle übertragen. Parallel dazu werden folgende Informationen für den Artikel und ggf. die Charge fortgeschrieben:

  • Datum der letzten körperlichen Inventur auf Lagerort- und ggf. Lagerplatzebene (auch bei lagerplatz bezogener Inventur wird neben das Datum auf beiden Ebenen fortgeschrieben. Auf Lagerortebene versteht sich dann das Datum der letzten körperlichen Inventur als dasjenige, an dem der Artikel auf einem Lagerplatz das letzte Mal inventiert wurde)
  • Inventurbestand (Zählbestand) der letzten körperlichen Inventur auf Lagerort- und ggf. Lagerplatz ebene (bei lagerplatzbezogener Inventur wird diese Menge nur auf Lagerplatzebene fortgeschrieben)
  • Zugang/Abgang aus Inventurdifferenzen auf Artikelstamm-, Lagergruppen-, Lagerort- und gegebenen falls Chargenebene.
  • Auf der Basis der Bestandsaufnahme für Seriennummern wird im Falle SN-pflichtiger Artikel auch die Geräteakte hinsichtlich Lagerkomponente und Lagerhaltigkeit (Status) angepasst, wenn diese laut Historie nicht nach Erstellung der Inventur schon verändert worden sind und folglich ggf. aktueller als die Inventurergebnisse sind.


Beim Verbuchen der Inventur werden die dazugehörige Bewertungsliste, die Differenzenliste und ein Verbuchungsprotokoll gedruckt. Dieses Programm Inventur verbuchen und drucken (LB61730) ist ein Pflichtprogramm zum erfolgreichen Abschließen der Inventur.

Inventurdifferenzen auf QS-Lagerorten werden im Rahmen der Inventur nur ermittelt

Eine Besonderheit gibt es im Zusammenhang mit QS-Lagerorten: Inventurdifferenzen auf QS-Lagerorten werden zwar ermittelt und auch dokumentiert, führen aber nicht zu automatischen Bestandskorrekturen, sondern müssen manuell über die QS-Verwaltung korrigiert werden, weil die QS-Prozesse ihre eigenen Abhängigkeiten aufweisen. Zur Unterstützung dieser manuellen Aufgabe enthalten die Liste der aufgetretenen Fehler und Auffälligkeiten (Solllagerbestands- und –wertermittlung), die Differenzenliste und auch das Verbuchungsprotokoll am Ende eine kompakte Zusammenstellung der vorhandenen Inventurdifferenzen auf QS-Lagerorten. Allerdings erfolgt das nur, wenn es überhaupt eine solche Position gibt.

Wenn alle Inventurdifferenzen erfolgreich an die asynchrone Verbuchungsschnittstelle übergeben worden sind, wird der Status der Inventur in der Inventurkopfdatei mit dem Wert "9" fortgeschrieben, der anzeigt, dass die Inventur vollständig abgeschlossen ist. 

Konnten hingegen aus irgendeinem Grunde nicht alle Inventurdifferenzen derart behandelt werden, gilt die Inventur als nicht vollständig verbucht; eine entsprechende Hinweismeldung wird auf dem Verbuchungsprotokoll ausgegeben und der Status in der Inventurkopfdatei wieder auf "5" zurückgesetzt.

Um die Inventur zum Abschluss zu bringen, muss für diese Inventur noch einmal das Programm Inventur verbuchen und drucken (LB61730) aufgerufen werden. Die entstehenden Listen enthalten alle Sätze, auch die im vorhergehenden Anlauf erfolgreich bearbeiteten. An die zentrale Verbuchungsschnittstelle werden aber nur die Inventurdifferenzen gestellt, für die dies vorher noch nicht erfolgt war, so dass Doppelbuchungen ausgeschlossen sind. Analog gilt dies für die Fortschreibung der Stammdateien.

Die Inventurdifferenzen sind mit dem Durchschnittspreis zum Stichtag zu verbuchen, wie er durch das Programm "Solllagerbestände ermitteln" festgestellt wird. Damit dies auch entsprechend geschieht, ist darauf zu achten, dass bei den Buchungsschlüsseln "IA" und "IZ" das Kennzeichen "Preis änderbar" auf "0" steht, wie es der Standardeinstellung entspricht.

Die Inventur ist nach dem Verbuchen abgeschlossen. Wenn die Inventursätze der Inventurdatei nicht mehr benötigt werden, können sie mit Hilfe des Programms Körperliche Inventuren aus Inventurdateien löschen (LB61900) reorganisiert werden. Nach dem Löschen der Inventursätze wird die bearbeitete Inventur in der Inventurkopfdatei mit dem Zeichen "L" (für gelöscht) gekennzeichnet, wenn nicht die Vorgabe auf der Leitdatenmaske lautete, dass der Inventurkopfsatz ebenfalls gelöscht werden sollte. Solche isolierten Inventurkopfsätze können auch später noch über dasselbe Programm eliminiert werden. 

Die ganzen bisher beschriebenen Inventurschritte können zum einen über Menü Punkt für Punkt durchgeführt werden. Darüber hinaus gibt es aber auch das Inventur-Einstiegsprogramm "Körperliche Inventuren verwalten", aus dem heraus alle inventurspezifischen Aufgaben erledigt werden können. Dabei werden alle körperlichen Inventuren aufgelistet, auf denen die gewünschte Transaktion ausgeführt werden kann. Insbesondere bietet dieses Programm auch die Möglichkeit, für schon vorhandene Inventuren die Zählliste im Rahmen eines Wiederholdruckes noch einmal zu erstellen. Ferner werden viele Informationen aus dem Inventurkopfsatz aufgeführt: Status, Inventurdatum und -uhrzeit, Begrenzungen des Zählvolumens, aber auch kumulative wertmäßige Angaben zu den Inventurdifferenzen.

Nulldurchgangsmeldung

Eine vereinfachende Variante der permanenten Inventur ist die so genannte "Nulldurchgangsmeldung". Eine solche Meldung kann dann abgesetzt werden, wenn ein Mitarbeiter ein Nullbestand eines Artikels oder eines Lagerplatzes feststellt. Dieser Nullbestand kann dann umgehend mit dem Programm "Nulldurchgangsmeldungen verwalten" gemeldet werden. Damit erhält der jeweilige Lagerort- oder Lagerplatzartikelsatz ein Inventurdatum und man spart sich Zählungen im Zuge der permanenten Inventur. Denn mit einer solchen Meldung trägt man der Vorgabe Rechnung, dass jeder Artikel pro Geschäftsjahr mindestens einmal erfasst worden ist.

Diese Funktion ermöglicht im Übrigen nicht nur das Absetzen von Nullbeständen. Bei der Meldung kann nämlich auch der gemeldete Bestand mit angegeben werden. Wenn zum Beispiel festgestellt, dass nur noch vier Stück eines bestimmten Artikels auf Lager sind, kann auch eine "Nulldurchgangsmeldung" mit der Menge 4 ST abgesetzt werden. Stimmt diese Meldemenge mit der Buchungsmenge auf Lager überein, wird lediglich das Inventurdatum gesetzt. Ergeben sich hierbei Differenzen, ist eine Differenzbuchung die Folge daraus.

Meldungen können auf Lagerortebene, Lagerplatzebene und auch auf Chargenebene abgesetzt werden. Auch auf Single-Belege können referenziert werden. Es kann sogar der Fall abgedeckt werden, dass zum Beispiel der Lagermitarbeiter ein Nullbestand auf Lagerplatzebene feststellt und diesen ohne Artikelnummer meldet. Dann werden übergeordnet alle Artikel/Chargen auf 0 korrigiert, die auf diesem Lagerplatz liegen sollten. Falls dazu eine Meldemenge angegeben wird, wird für jedes einzelne Segment (bei zwei verschiedenen Chargennummern auf diesem Lagerplatz) diese Menge abgesetzt. Dementsprechend erkennt oxaion auch, auf welcher Ebene ein Inventurdatum gesetzt werden kann und welche Zählungen für eine spätere Inventur vielleicht noch ausstehen.

Wenn ein Artikel seriennummernpflichtig ist, funktioniert die Nulldurchgangsmeldung zwar auch, es ist aber zu beachten, dass die Geräteakte hinsichtlich ihrer Bestandsinformationen nicht korrigiert wird. Das bedeutet, selbst wenn es eine inventurbedingte Bereinigungsbuchung gibt, behalten alle Geräte ihre Bestandsinformation. In diesem Fall muss die Geräteakte manuell korrigiert werden.

Stichtagsinventur

Da die Stichtagsinventur in ihrem Ablauf der permanenten Inventur sehr ähnlich ist, wird in diesem Rahmen im Wesentlichen auf unterscheidende Merkmale eingegangen.

Für die Stichtagsinventur gilt, dass alle Artikel einer Firma mit allen Lagerorten in die Inventur einbezogen werden. Eine Einschränkung des Inventurvolumens ist nicht möglich. Dementsprechend sind die bei der permanenten Inventur aufgeführten Einschränkungen (Artikel "von-bis", Artikel deren Bestandsfelder "0" sind und Einschränkung über das Datum der letzten Inventur) nicht zulässig.

Die Inventurdatei wird über alle Artikel und alle Lagerorte der ausgewählten Firma erstellt. In der Inventurbewertungsliste sind die Artikel nach Lagerorten sortiert. Jeder Lagerort beginnt auf einer neuen Seite, so dass Fragmente der Zählliste von mehreren Personen genutzt werden können.

Das Übertragen der gezählten Bestände in die Inventurdatei erfolgt mit dem gleichen Programm wie bei der permanenten Inventur.

Zu beachten ist die Tatsache, dass alle Artikel bzw. alle Inventursätze als bearbeitet gekennzeichnet sein müssen ("X" oder "L"), bevor die Inventur verbucht werden kann. Diese Prüfung ist im Programm Nicht erfasste Inventurpositionen löschen (LB61500) integriert. Wenn in der Inventurdatei noch Sätze stehen, deren Bearbeitungskennzeichen " " ist, wird der Status der Inventur in der Inventurkopfdatei nicht fortgeschrieben.

Ein entsprechender Vermerk wird auf das Löschprotokoll gedruckt. Das Programm "Inventurzählbestände erfassen" muss erneut aufgerufen werden, und alle Positionen der Inventur müssen ein gültiges Bearbeitungskennzeichen erhalten, bevor weitere Schritte durchgeführt werden können.

Inventur mit bmP-Artikeln

Bei einer Inventur ist es auch möglich, Artikel zu erfassen, die ausschließlich mit Packmitteln auf dem Lager geführt werden dürfen (bmP-Artikel). Dabei kann der Benutzer innerhalb der Inventur auch Verpackungen zählen und deren Inhalt genau definieren. Bei der Verbuchung der Inventur findet schließlich eine Konsistenzprüfung statt, mit deren Hilfe die Lagerbestände wieder valide gemacht werden können.

Die Dokumentation ist unter Inventur mit bmP-Artikeln zu finden.

Fahrplan für die körperliche Inventur

Allgemeine Voraussetzungen

  • Grundsätzlich sollte vor Durchführung einer Inventur abgestimmt sein, wer für welchen Bereich verantwortlich ist.
  • Es muss geklärt sein, ob für alle Lagerorte Inventuren benötigt werden. Bei einer Stichtagsinventur ist dies per Definition so vorgesehen, bei einer permanenten Inventur ist dies nicht notwendig
  • Es finden im Rahmen der Inventurverarbeitung zwar Rückrechnungen auf Buchungsdaten statt, organisatorisch ist es jedoch einfacher, wenn keine "schwebenden Prozesse" zum Zeitpunkt der Inventurerfassung existieren.
    • Es sollten alle offenen Wareneingänge systemseitig verbucht sein.
    • Es sollten alle Lieferungen verbucht sein.
    • Es sollten alle Umlagerungen verbucht sein.
    • Es muss vorab geklärt sein, wie mit Ware umzugehen ist, die sich z. Bsp. in der Produktion an der Anlage befindet, noch nicht abgebucht ist, da noch nicht eingebaut, sofern nicht mit Produktionslägern gearbeitet wird.
  • Die Zähllisten sollten vor Erfassung der Bestände bezüglich ihrer Sortierung und Struktur mit den "Zählern" besprochen worden sein.
    • Hier ist besonders hervorzuheben, dass die Erfassung der Bestände in der lagerführenden, auf der Zählliste aufgeführten Mengeneinheit zu erfolgen hat!
    • Weiter ist hier zu besprechen, dass in oxaion die Bestände auf lagerplatzpflichtigen Lagerorten auf Ebene Lagerort/Lagerplatz und, falls es sich um chargenpflichtige Artikel handelt, auf Ebene Lagerort (Lagerplatz) / Chargen geführt werden und somit die Bestände auch auf diesen Ebenen erfasst werden müssen! (Pro Charge eine eigene Inventurposition!)
    • Es sollte besprochen sein, dass Bestände, die sich nicht auf den Zähllisten der jeweiligen Struktur befinden, manuell erfasst werden müssen, sofern sie physisch dort gelagert sind.
    • Inventurpositionen, die auf der Zählliste aufgeführt sind, jedoch physisch nicht vorhanden sind, müssen mit Bestandsmenge Null quittiert werden um zu kennzeichnen, dass die Position nicht vorhanden ist und nicht einfach nur vergessen wurde.


Systemseitige Durchführung in oxaion

Erzeugen der Inventurdatei

  • Eine körperliche Inventur kann NICHT rückwirkend erzeugt werden
    Eröffnung der kommenden Inventur(en) für den "Inventurstichtag"
    Im Rahmen von "Permanenten Inventuren" können Selektionen zum Beispiel pro Lagerort durchgeführt werden. Werden über alle Lagerorte "Permanente Inventuren" zum Stichtag eröffnet, erhält man im Ergebnis eine Stichtagsinventur.
  • Die Sortierung der Inventurdatei und Zähllisten einerseits und der Differenzenliste andererseits kann variabel vorgegeben werden.
    Wenn die Listen und die Datei zuerst nach Lagerort/Lagerplatz, dann nach den Artikeln und dann nach den Chargennummern sortiert sein sollen, so ist die Inventur zum Beispiel mit der Sortierreihenfolge "STD" zu eröffnen.

Physische Erfassung der Inventurpositionen

  • Bezüglich der notwendigen "Spielregeln" zum physischen Zählen der Inventurpositionen sei auf die in den Voraussetzungen genannten Punkte verwiesen.
    Pro Lagerort/Lagerplatz bzw. Charge eine eigene Inventurposition
    Die Erfassung muss unbedingt in der lagerführenden Mengeneinheit erfolgen.

Systemseitige Erfassung der Inventurpositionen
Hier ist jede Position, die in der Inventurdatei aufgeführt ist, zu pflegen. Werden Positionen, die in der Inventurdatei aufgeführt sind, nicht gepflegt, so gilt dieser Artikel auf diesem Lagerort als NICHT gezählt!!!

  • Konkret bedeutet dieses an einem Beispiel: es wurden fünf Chargen im Rahmen der Inventurdatei für diesen Lagerort und ein konkreter Artikel aufgeführt. Es wurden für vier Chargen Bestände erfasst, Charge Nummer fünf hat keinen Bestand mehr und wurde aus diesen Gründen nicht mit einem Bestand gleich Null erfasst. Das Ergebnis dieser Handhabung ist, dass ALLE FÜNF Datensätze im Rahmen des Programmaufrufs "Nicht erfasste Inventurpositionen löschen" aus der Inventurdatei gelöscht werden, auch die vier mit eingepflegtem Bestand, da das Kennzeichen: "Inventur durchgeführt" in diesem Fall auf Ebene des Artikels und Lagerortes geführt wird und nur dann vergeben werden darf, wenn alle Bestandteile dieser Ebene erfasst sind!!! 
    Das gleiche gilt bei einem lagerplatzorganisierten Lagerort: Wenn der Artikel das Attribut "Inventur durchgeführt" bekommen soll, ist er auf allen Lagerplätzen zu zählen und zu erfassen, mit denen er in der Inventurdatei steht. Voraussetzung ist, dass im Programm „Lagerorte verwalten" in der Lasche „Lagerplatz" der Parameter „Körperliche Inventur Lagerplatz" auf ja gesetzt ist. 

Systemseitige Bearbeitung der Inventurpositionen

  • Zunächst muss das Programm "nicht erfasste Inventurpositionen drucken" aufgerufen werden und die Ergebnisliste bearbeitet werden. Im Hinblick auf eine erwünschte "Komplettinventur" dürfen hier KEINE Positionen mehr aufgeführt sein. Bei klassischen permanenten Inventuren kann es sein, dass man sich entscheidet, einen Artikel nicht bei Inventur X mitzuzählen, sondern bei der Inventur Nummer Y, die vier Wochen später geplant ist.
  • Nach Klärung und Nacherfassung der auf der Liste " nicht erfasste Inventurpositionen drucken" aufgeführten Positionen muss das Programm "nicht erfasste Inventurpositionen löschen" aufgerufen werden, so dass der Status der Inventur entsprechend erhöht wird.
  • Nun muss das Programm "Solllagerbestände und werte ermitteln" aufgerufen werden, welches aber auch beim Aufruf der Bewertungs und Differenzenliste angefordert werden kann. Hieraus wird ersichtlich, welche Differenzbuchungen diese Inventur absetzen würde bzw. wird. Diese Liste sollte unbedingt auf Plausibilität überprüft werde. Üblicherweise wird man "Ausreißer" nachzählen, um sicher zu stellen, dass es sich bei dieser Abweichung nicht um einen Zählfehler handelt. Sollte dem so sein, muss der eingepflegte Bestand in oxaion korrigiert werden und eine neue Solllagerbestandsermittlung durchgeführt werden, bis keine fehlerhaften Positionen mehr vorhanden sind.
  • Sobald die oben geschilderte Korrektur erfolgreich abgeschlossen ist, kann die Inventur verbucht werden, dann jedoch ohne erneute Solllagerbestandsermittlung, um die schon geprüften Positionen in jedem Fall unverändert zu lassen!
  • Die Verbuchung der Inventurdifferenzen erfolgt zum Durchschnittspreis des Stichtages.


Beauskunftung

Im Auskunftssystem Lager stehen mit den Programmen "Körperliche Inventuren anzeigen" sowie "Positionen zu körperlicher Inventur anzeigen" und "Körperliche Inventurpositionen pro Artikel anzeigen" mit zahlreichen Selektionsmöglichkeiten hilfreiche Werkzeuge zur Verfügung, um die Fragen rund um die körperliche Inventur beantwortet zu bekommen.


Jahresinventur

Im Rahmen der Jahresinventur werden die zum Stichtag vorhandenen Buchbestände einer Firma ermittelt und bewertet. Die Bewertung erfolgt für alle Artikel, die laut Artikelstamm bestandsgeführt sind. Da die Jahresinventur nur auf der Basis von Buchbeständen erfolgt, ist es sinnvoll, vorher eine körperliche Inventur durchzuführen.


Inventuraufbau

Die Erstellung einer Jahresinventur erfolgt über das Programm "Jahresinventuren verwalten". Folgende Angaben sind zu treffen:

  • Nummernkreiskennzeichen für die Vergabe der Inventurnummer
  • Inventurdatum ("Zu welchem Stichtag soll die Vermögensfeststellung erfolgen?")
  • Detaillierungsgrad

In Abhängigkeit des so genannten Detaillierungsgrades werden unterschiedliche Sätze in die Inventurdatei geschrieben. Dementsprechend werden unterschiedliche Daten bewertet. Folgende Konstellationen sind möglich:

Detaillierungsgrad "1" ("Pro Artikel eine Position"):

In die Inventurdatei wird zu jedem Artikel des Artikelstammes ein Datensatz geschrieben. Bei der Bewertung werden die Lagerorte, auf denen der Artikel liegt, und seine gegebenenfalls vorhandenen Chargen nicht berücksichtigt. Wenn die Inventur in die Stammdaten übernommen wird, werden Werte, Bewertungspreise, Inventurdatum, Bewertungskennzeichen nur in den Artikelstamm geschrieben. Die Lagerartikeldatei und die Chargendatei bleiben unberücksichtigt.

Detaillierungsgrad "3" ("Pro Artikel und Lagerort eine Position"):

Bei diesem Detaillierungsgrad wird pro Artikel und Lagerort je ein Datensatz in die Inventurdatei geschrieben. Die Bewertung erfolgt lagerortbezogen. Wenn die Jahresinventur in die Stammdateien übernommen wird, erfolgt eine Verdichtung der Werte auf Lagergruppen und Artikelstammebene. Die so verdichteten Werte werden in den Artikelstamm und die Lagerdatei fortgeschrieben.

Detaillierungsgrad "2" ("Pro Artikel (und Charge) eine Position"):

Zum Unterschied von der oben beschriebenen Einstellung werden die Chargen eines (chargenpflichtigen) Artikels und nicht die Lagerorte berücksichtigt. Die Inventurdatei enthält für jede Charge eines Artikels einen Datensatz. Nach der Bewertung werden Werte, Preis und Datumsangaben in die Chargendatei und den Artikelstamm geschrieben. Für nicht-chargenpflichtige Artikel besteht kein Unterschied zu Detaillierungsgrad "1".

Detaillierungsgrad "4" ("Pro Artikel (und Charge) und Lagerort eine Position"):

Dieser Detaillierungsgrad erlaubt die feinst mögliche Bewertung eines Artikels. Die Bewertung erfolgt in dieser Konstellation sowohl lagerort- als auch gegebenenfalls chargenbezogen. In diesem Fall werden in die Inventurdatei pro Artikel, Lagerort und gegebenenfalls Charge je ein Datensatz geschrieben. Bei Übernahme der Inventur in die Stammdateien werden die Lagerartikeldatei, die Chargendatei und der Artikelstamm fortgeschrieben. Diese Konstellation erlaubt eine sehr fein differenzierte Bewertung der Artikel einer Firma, ist aber mit dem höchsten Rechenaufwand verbunden. Lagerplätze als feinere Unterteilung eines Lagerortes haben in einer Jahresinventur keinerlei Bedeutung.

Über die Parameter 07 und 08 Vorlauftabelle VRLL26 können verschiedene Vorgaben zum Umgang mit dem Detaillierungsgrad in der Jahresinventur getroffen werden.

  • Vergabekriterium
    Das Vergabekriterium bestimmt darüber, mit welchem Bewertungskennzeichen eine Inventurposition als Default versehen werden soll. Das Bewertungskennzeichen steht für ein Bewertungsverfahren und kann als Anweisung verstanden werden, den Inventurbestand auf der Basis eines bestimmten Preisfeldes oder in anderer Weise zu bewerten. Die Vergabe des Bewertungskennzeichens kann prinzipiell nach Artikelart, Artikelgruppe, Stammdatei und Leitdatenmaske erfolgen. Das Vergabekriterium ist in der Tabelle FRD198 hinterlegt und bestimmt generell die Reihenfolge, nach der in jedem konkreten Fall nach einem Bewertungskennzeichen gesucht wird. Wird nach dieser Vorgabe kein Bewertungskennzeichen ermittelt, wird auf den Default aus der VRLL26 (Parameter 06) zurückgegriffen; standardmäßig könnte dies das Kennzeichen "54" für "Durchschnittspreis zum Stichtag" sein. Auf diese Art kann sichergestellt werden, dass keine Position ohne Bewertungskennzeichen bleibt. Soll dieses hingegen nicht erfolgen, muss Parameter 06 entsprechend mit Leerstellen angegeben sein.
  • Sortierreihenfolge
    Für die Sortierreihenfolge der Listen ist ein entsprechendes Kennzeichen vorzugeben, das in der Folge des Ablaufes immer wieder als Standardwert herangezogen wird, aber auch immer mit einer anderen Vorgabe überschrieben werden kann.
  • Zugeordnete körperliche Inventur
    Standardmäßig sind körperliche Inventur und Jahresinventur zwei völlig getrennte Dinge; die Jahresinventur basiert auf den Buchbeständen zum Stichtag. Es ist allerdings auch möglich, das Bewertungsinstrumentarium auf die Ergebnisse einer körperlichen Inventur anzuwenden, vgl. Jahresinventur auf Basis einer körperlichen Inventur.
  • Work-in-Process
    Neben den reinen Materialpositionen kann die Jahresinventur auch Positionen von "Ware in Arbeit" enthalten, um die gerade in Bearbeitung befindlichen Fertigungsaufträge ebenfalls in die Vermögensfeststellung einzubeziehen, vgl. Work-in-Process.
    Die Inventurpositionen erhalten standardmäßig gleich bei ihrer Erstellung das Bearbeitungskennzeichen "X", wenn ein Bewertungskennzeichen gemäß dem Vergabekriterium gefunden werden konnte und dieses nicht gerade das spezielle Bewertungskennzeichen "65" für "manuelle Preisvorgabe" ist.


Bewertungsverfahren

Jede Inventurposition braucht letztlich ein gültiges Bewertungskennzeichen, damit der Inventurbestand im Zuge der Solllagerbestands- und –wertermittlung bewertet werden kann. Gültige Werte für die Bewertungskennzeichen sind der Tabelle FRD403 zu entnehmen. Hierbei gilt die Konvention, dass die aktuellen Bewertungen im Namensraum 20 bis 49, die inventurstichtagsbezogenen Bewertungen im Namensraum 50 bis 72 liegen.

Wenn der Artikel bzw. der Datensatz mit einem bestimmten, vorgegebenen Preis bewertet werden soll, muss das Bewertungskennzeichen "65" für "manuelle Preisvorgabe" verwendet werden. Bei allen anderen möglichen Bewertungskennzeichen können Bewertungszu- oder -abschläge erfasst werden. Wenn in diesem Feld keine Eingabe erfolgt, wird mit dem Preis bewertet, der dem Bewertungskennzeichen entspricht (100%). Auf diese Weise wird der Aufwand für die Datenerfassung auf ein notwendiges Minimum reduziert. Soll hingegen z.B. um 10% abgewertet werden, ist die Angabe 90% hierfür zu tätigen.

Diese Zu- und Abschläge können aber auch in Abhängigkeit von Lagerreichweite, Lagerumschlagshäufigkeit, Dauer der Nichtbewegung (Ladenhüter) oder ABC-Klasse automatisch im Zuge der Ermittlung der Inventurwerte erfolgen. Dazu muss bei den Bewertungskennzeichen in der FRD403 der Parameter 03 mit einem entsprechenden Wert aus der FRD199 gepflegt sein. Dies muss nicht schon bei der Erstellung der Jahresinventur erfolgt sein, sondern kann auch noch später nachgeholt werden. Bei der nächsten Ermittlung der Solllagerbestände und Inventurwerte kommen diese Einstellungen zum Tragen.
Da eine Vermögensfeststellung für die unterschiedlichsten Zwecke erfolgen kann, ist auch die Bandbreite der Bewertungsmöglichkeiten relativ groß. Generell lassen sich folgende Gruppen unterscheiden:

  • Bewertung zu aktuellen Preisen
    24Durchschnittspreis aktuell
    26Höchster Einkaufspreis aktuell
    27Herstellkosten aktuell
    29Letzter Einkaufspreis aktuell
    32Niedrigester Einkaufspreis aktuell
    34Verrechnungspreis aktuell
  • Bewertung zu stichtagsbezogenen Preisen
    53Durchschnittlicher Verkaufspreis zum Stichtag
    54Durchschnittspreis zum Stichtag
    56Höchster Einkaufspreis zum Stichtag
    57Herstellkosten zum Stichtag
    58Herstellkosten aus Kalkulation zum Stichtag
    59Letzter Einkaufspreis zum Stichtag
    62Niedrigester Einkaufspreis zum Stichtag
    63Letzter Verkaufspreis zum Stichtag
    64Verrechnungspreis zum Stichtag
    65Manueller Bewertungspreis zum Stichtag
  • Bewertung nach Niederstwertprinzipien
    Beschaffungsmarktorientierte NW-Prinzipien
    36Durchschnittspreis zum Stichtag / Letzter Einkaufspreis aktuell
    66Durchschnittspreis zum Stichtag / Letzter Einkaufspreis zum Stichtag
    67Durchschnittspreis zum Stichtag / Herstellkosten zum Stichtag
    68Du.preis z. Stichtag / Letzter Einkaufspreis bzw. Herstellkosten z. Stichtag 

    Absatzmarktorientierte NW-Prinzipien
    69Durchschnittspreis zum Stichtag / Letzter Verkaufspreis zum Stichtag
    71Du.preis zum Stichtag / Durchschnittlicher Verkaufspreis zum Stichtag 

    Beschaffungs- und Absatzmarktorientierte NW-Prinzipien "Verlustfreie Bewertung"
    70Du.preis z. Stichtag / Letzter Einkaufspreis bzw. Herstellkosten zum Stichtag / Letzter Verkaufspreis zum Stichtag
    72Du.preis z. Stichtag / Letzter Einkaufspreis bzw. Herstellkosten zum Stichtag / durchschnittlicher Verkaufspreis zum Stichtag 

Bei den Verfahren nach dem Niederstwertprinzip wird stets der kleinste der angeführten Preise heran-gezogen, soweit er größer als Null ausfällt. 
Bei den NW-Verfahren, bei denen ein Einkaufspreis aufgeführt ist, kommt das Niederstwertprinzip nur bei Artikeln zur Geltung, deren Beschaffungsschlüssel auf "Fremdbezug" steht. Entsprechendes gilt für die Verfahren mit Herstellkosten. 
Bei den NW-Verfahren gegebenenfalls zu berücksichtigende Bewertungsprozentsätze finden keine Anwendung auf den letzten beziehungsweise durchschnittlichen Verkaufspreis, sondern immer nur auf die Beschaffungspreise.


Jahresinventur auf Basis einer körperlichen Inventur

Durch die Angabe einer sogenannten zugeordneten körperlichen Inventur kann das gesamte Bewertungsinstrumentarium, das die Jahresinventur bietet, auf eine konkrete körperliche Inventur angewendet werden. Dazu werden bei Aufbau der Jahresinventur die Positionen der körperlichen Inventur in die Jahresinventur übernommen. Die Positionen der körperlichen Inventur lauten stets auf Artikel, Lagerort und gegebenenfalls Lagerplatz und/oder Charge. Wenn diese Struktur erhalten bleiben soll, ist Detaillierungsgrad "4" vorzugeben; bei kleinerem Detaillierungsgrad werden die Positionen gegebenenfalls kumuliert in die Jahresinventur übernommen. 
Um die Grundidee, letztlich eine körperliche Inventur ausgefeilter bewerten zu können, nicht zu verwässern, ist folgende Restriktion gegeben:

  • Aufruf der Jahresinventur mit dem Inventurdatum, mit dem auch die körperliche Inventur aufgerufen war.

Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten zur Beschränkung:

  • Der Umfang der Jahresinventur kann durch den der körperlichen Inventur begrenzt werden, wenn Parameter 18 der Vorlauftabelle VRLL26 es so will.
  • Die in der körperlichen Inventur festgestellten Inventurbestände können unverändert bewahrt bleiben. Standardmäßig werden in der Solllagerbestands- und –wertermittlung auch die Inventurbestände stets auf Basis der aktuellen Datenlage immer wieder neu bestimmt. Aber durch Vorgabe bei Erstellung der Jahresinventur kann dafür gesorgt werden, dass die Bestände fixiert werden. Parameter 16 und 17 der Tabelle VRLL26 regeln den Umgang mit dieser Steuerung: Vorgabe "Verwaltbarkeit der Bestandsfixierung auf der Leitdatenmaske Ja/Nein" (Parameter 17), Default für die Fixierungsvorgabe, der dann im Falle, dass das Feld auf der Leitdatenmaske gar nicht verwaltbar sein soll, zur festen Vorgabe wird.


Work-in-Process

Die Jahresinventur stellt das Vermögen zu einem Stichtag fest. Dieses umfasst aber bei produzierenden Unternehmen nicht nur die Lagerbestände, sondern auch das, was gerade in Produktion ist (WiP – Work-in-Process). Für die in Arbeit befindlichen Fertigungsaufträge wurden eventuell schon Materialabbuchungen vorgenommen und sind Fertigungskosten angefallen, die dem Lager noch nicht in transformierter Form (als Baugruppe beziehungsweise Endprodukt) zugeführt wurden und dementsprechend Vermögenswerte darstellen, die nicht über die Lagerbestände zu greifen sind. Hierzu gibt es die Möglichkeit, bei Erstellung der Jahresinventur die Berücksichtigung von Work-in-Process anzufordern. Dieses bewirkt, dass eine WiP-Belegnummer aufgemacht wird, unter der alle zum Stichtag offenen Fertigungsaufträge subsumiert werden und auch in die Inventurdatei als eigene Inventurpositionen mit dem festen Bewertungsverfahren "FA" übernommen werden. Über das Programm "Inventurbewertungsdaten ändern" kann der Fertigungsauftrag allerdings auch manuell bewertet werden; hierzu ist das Bewertungsverfahren "FA" manuell in "65" abzuändern.

Die Bewertung der mit "FA" versehenen WiP-Positionen erfolgt im Rahmen der Solllagerbestands- und –wertermittlung mit genau dem Programm aus dem Modul Produktion, das dort im Rahmen der Kalkulation den Wert bestimmt, der einem Fertigungsauftrag zu einem Stichtag zukommt, vgl. hierzu das Verfahrenshandbuch Modul Produktion.


Pflege der Bewertungsvorgaben

Zur Pflege der Bewertungsvorgaben gehört insbesondere die Vergabe der Bewertungskennzeichen und gegebenenfalls ein maschinelles oder manuelles Auf-/Abwertungskennzeichen.

Beides kann schon bei Aufbau der Inventur über das Vergabekriterium in die Positionen als Default eingestellt werden. Nachträglich kann aber auch manuell über das Programm Jahresinventuren verwalten (LB62090) ("Bewertungsdaten ändern") eingegriffen werden. Über die beiden Angaben "Bewertungskennzeichen" und "Auf-/Abwertungskennzeichen" hinaus können auch der Bewertungsprozentsatz und die Fixierung vorgegeben werden. Die Fixierung soll bei einer Position mit einem maschinellen Auf-/Abwertungskennzeichen dafür sorgen, dass ein einmal ermittelter Prozentsatz nicht bei einer nächsten Solllagerbestands- und –wertermittlung noch einmal (und dann auf Grund einer geänderten Datenbasis womöglich anders) ermittelt wird.

Änderungen an der Bewertung werden standardmäßig erst im Zuge einer später durchgeführten Soll-lagerbestands- und –wertermittlung umgesetzt. Über den Parameter 19 der VRLL26 hingegen lässt sich erreichen, dass dieses schon gleich für die verwalteten Positionen erfolgt. Auf diese Weise lässt sich dann sofort erkennen, wie sich eine vorgenommene Änderung auf den Inventurwert auswirkt.

Eine Jahresinventur umfasst in der Regel sehr viele Positionen. Die Selektionsmaske bietet aber viele Möglichkeiten, die Auflistung auf die relevanten Inventurpositionen zu begrenzen So kann zum Beispiel nach artikelspezifischen Kriterien, nach Bewertungskennzeichen, Auf-/Abwertungskennzeichen, nach Inventurwert und Fertigungsaufträgen selektiert werden.


Kontrollfunktionen

Kernpunkt der Jahresinventur sind die darin festgestellten Inventurwerte, die sich auf Grund der Bewertungsvorgaben einstellen. Diese lassen sich mit Hilfe des Programms Jahresinventurbewertungsliste drucken (LB62700) auf eine Liste bringen. Wurden vorher noch Änderungen an den Bewertungsvorgaben vorgenommen, empfiehlt es sich, das Druckprogramm mit der Option aufzurufen, zuerst noch die Solllagerbestands- und-wertermittlung durchführen zu lassen, damit die Bewertungsergebnisse dem aktuellen Stand der Bewertungsvorgaben entsprechen.

Parallel zu der eigentlichen Bewertungsliste wird auch noch eine Differenzenliste erstellt, die Abweichungen der Inventurwerte vom Lagerwert zum Stichtag enthält, die durch ein Bewertungs-kennzeichen ungleich "54" (für "Durchschnittspreis zum Stichtag") und/oder Bewertungsprozentsätze ungleich 100 entstehen.

Neben den einzelnen Inventurpositionen werden auch die Summen der Grundwerte, der Inventurwerte und der Differenzen gedruckt. Auf den Deckblättern werden Legenden ausgewiesen, die die einzelnen Spalten und die Rechengänge, die zu den Werten führen, erläutern.

Mit Hilfe der Tabelle VRLL22 können Summationen nach Artikelart, Artikelgruppe, Lagergruppe bzw. Kontengruppe aktiviert werden, die für alle Listen gelten. Die dabei auf Work-in-Process fallenden Werte werden dabei separat aufgeführt. Zusätzlich zu den wertmäßigen Summen können auch mengenmäßige Summen angefordert werden, vgl. Parameter 16 der VRLL22.

Sätze mit einem Zählbestand von Null können durch entsprechende Vorgabe bei Abruf der Listen ausgeblendet werden.

Um die Jahresinventur in einem finalen Zustand zu haben, der dann auch ihren Abschluss möglich macht, müssen drei Punkte gegeben sein:

  • Jede Inventurposition muss "bearbeitet" sein
  • Es darf keine zur Löschung vorgesehene Position mehr enthalten sein
  • Für jede Position muss die Solllagerbestands- und –wertermittlung durchgeführt worden sein.

Der erste Punkt wird eigentlich schon bei Aufbau der Inventur erreicht. Ausnahmen: Eine Position erhält gar kein Bewertungskennzeichen oder aber das spezielle "65" für "manueller Bewertungspreis". Eine weitere Möglichkeit, dass eine Position nicht bearbeitet ist, kann über das Verwaltungsprogramm erfolgen, dass eine Position initialisiert wird und auf diese Weise das "X" als Bestätigungskennzeichen und damit den Status "bearbeitet" verliert.

Der zweite Punkt kann nur über eine manuelle Verwaltung kommen, bei der eine Position bewusst gelöscht wird, indem das Bestätigungskennzeichen auf "L" gesetzt wird. Das Löschen erfolgt durch Ausführung des Programms Zur Löschung vorgesehene Inventurpositionen löschen (LB62500), das auch ein entsprechendes Protokoll erstellt.

Der dritte Punkt ist ganz wesentlich dafür, dass die in den Inventurpositionen stehenden Werte auch den Bewertungsvorgaben entsprechen.

Abschluss einer Jahresinventur

Solange eine Jahresinventur noch nicht abgeschlossen ist, kann sie immer wieder manuell über das Programm Jahresinventuren verwalten (LB62090) oder aber auch maschinell über Aufruf der Solllagerbestands- und –wertermittlung verändert werden. Für eine abgeschlossene Jahresinventur sind solche Veränderungen nicht mehr möglich. Eine Jahresinventur kann nur dann abgeschlossen werden, wenn sie den Status "5" aufweist, der angibt, dass folgende Programme final gelaufen sind: Zur Löschung vorgesehene Inventurpositionen löschen (LB62500) und die Solllagerbestands- und –wertermittlung.

Das Abschließen einer Jahresinventur erfolgt mit dem Programm Inventur abschließen und drucken (LB62800), das im Wesentlichen identisch mit dem vorher beschriebenen Programm Jahresinventurbewertungsliste drucken (LB62700) ist: Es schreibt den Status "8" der Inventur in der Inventurkopfdatei fort, führt aber standardmäßig nicht zu materialwirtschaftlichen Wertbuchungen. Es bietet bei Abänderung des zusätzlich aufgerufenen Programms, die vom Anwender ausdrücklich anzufordern ist, die Möglichkeit, die ermittelten Wertdifferenzen als Wertkorrekturen verbuchen zu lassen.

Im Standard ist dies wegen des bilanzorientierten Vermögensansatzes und der Zerstörung des Durchschnittspreises unterbunden.

Die im Rahmen der Jahresinventur vorgenommene Bewertung der Vermögensgegenstände erfolgt insbesondere unter bilanziellen Gesichtspunkten, die mit den materialwirtschaftlichen nicht notwendig übereinstimmen. Verbuchte Wertkorrekturen, die in der Bilanz den gewünschten Zweck erfüllen, können negative Konsequenzen nach sich ziehen, wenn sie nicht auch materialwirtschaftlich gerechtfertigt sind.

Als ein Beispiel sei hier innerhalb von dem Modul Produktion die Kalkulation genannt, die im Falle einer Abwertung der in einen Auftrag eingehenden Artikel einen entsprechend niedrigeren Wert ermittelt. Als ein anderes Beispiel sei der Fall eines Anwenders genannt, der seinen Vertretern eine deckungsbeitragsbezogene Provision gewährt, die bei nach unten korrigierten Wertansätzen entsprechend höher ausfällt.
Da zwischen dem Stichtag und Tag der Fertigstellung der Jahresinventur oft Monate liegen und im Falle einer Verbuchung diese Wertkorrektur zum Stichtag erfolgt, sind alle nach dem Stichtag zum Durchschnittspreis bewerteten Buchungen im Nachhinein betrachtet falsch bewertet worden. Da die Wertkorrektur zwar auf den Inventurbestand und buchhalterisch auf den Stichtag bezogen ist, de facto aber im Augenblick der Verbuchung den aktuellen Lagerwert, bezogen auf einen inzwischen veränderten Lagerbestand, verändert, kann der Durchschnittspreis stark von dem abweichen, der sich ergeben hätte, wenn die Korrektur am Stichtag erfolgt wäre. Ausgenommen sind jene Artikel, bei denen durch die Wertkorrekturverbuchung solche Inkonsistenzen eintreten, die das Verbuchungsprogramm dazu bringen, den Lagerbestand neu zu bewerten und entsprechend den Durchschnittspreis neu zu setzen.
Aus dem Dargestellten ergibt sich, dass

  • materialwirtschaftlich begründete Wertkorrekturen über das Lagerbuchungsprogramm zu einem Zeitpunkt vorzunehmen sind, für den sie gedacht sind
  • bilanziell begründete Wertkorrekturen nicht zu verbuchen sind, sondern in der Finanzbuchhaltung indirekt über ein Wertberichtigungskonto verrechnet werden.


Standard ist die Übernahme der Inventurdaten in die Stammdateien. Je nach Detaillierungsgrad sind dies in unterschiedlichem Maße die Lagerartikeldatei, die Chargendatei und der Artikelstamm. Die Daten werden verdichtet auf den unterschiedlichen Ebenen fortgeschrieben. Diese Datenübernahme ermöglicht es dem Anwender, über Auskunftsprogramme entsprechende Informationen zur Bewertung der Artikel einzuholen.

Das Fortschreiben der Inventurdaten in die Stammdateien wird protokolliert und kann gedruckt werden. Dieses Protokoll enthält alle wichtigen Daten, die in die Felder der Stammdateien geschrieben wurden. Die Sortierung dieses Protokolls entspricht der Reihenfolge, in der die Inventurdaten in die Stammdateien fortgeschrieben werden.

Mit dieser Datenübertragung in die Stammdateien ist die Jahresinventur abgeschlossen. Die Inventur kann aus der Inventurdatei gelöscht werden, um den belegten Plattenspeicher wieder freizugeben, wenn sie nicht noch für irgendwelche Zwecke benötigt wird. Es kann sinnvoll sein, vergangene Inventuren zu löschen, da gerade Jahresinventuren sehr viele Datensätze enthalten (zwischen Anzahl der Artikel im Artikelstamm der Firma und einem mehrstelligen Vielfachen davon).

Die ganzen bisher beschriebenen Inventurschritte können zum einen über Menü Punkt für Punkt durchgeführt werden. Darüber hinaus gibt es aber auch das Inventur-Einstiegsprogramm "Jahresinventuren verwalten", aus dem heraus alle inventurspezifischen Aufgaben erledigt werden können. Dabei werden alle Jahresinventuren aufgelistet, vor denen ein Auswahl- und ein Maskenfeld stehen, mittels derer die gewünschte Transaktion auf die jeweilige Inventur angewendet werden kann. Es werden viele Informationen aus dem Inventurkopfsatz aufgeführt: Status, Inventurdatum, Begrenzungen des Bewertungsvolumens, Einbindung von Work-in-Process, aber auch kumulative Angaben zu Lager- und Inventurgesamtwert und daraus resultierenden Differenzen.

Beauskunftung

Im Auskunftssystem Lager stehen mit den Programmen "Jahresinventuren anzeigen" sowie Positionen zu Jahresinventur anzeigen" und "Jahresinventurpositionen pro Artikel anzeigen" mit zahlreichen Selektionsmöglichkeiten hilfreiche Werkzeuge zur Verfügung, um die Fragen rund um die Jahresinventur beantwortet zu bekommen.

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